Julia Extra Band 369
nickte.
„Das sagt Großmutter auch.“
„Und unsere Haare?“ Iris fand es seltsam, dass sie sich vorher nicht die Haare shampooniert hatten.
„Wir sollen sie erst waschen“, erwiderte Nawar, die Stirn gekraust.
Offenbar mochte sie das überhaupt nicht. „Möchtest du denn nicht, dass es glänzt?“
„Ich kriege dann immer Seife in die Augen.“ Die Kleine machte einen Schmollmund. „Und das brennt.“
„Ich glaube, ich kann dir beim Haarewaschen helfen, ohne dass du Seife in die Augen bekommst.“
„Fadwa versucht es auch immer, aber sie sagt, ich zappele zu viel herum“, meinte das Mädchen skeptisch.
„Im Moment kannst du ja auch stillhalten. Du musst dir bei mir einfach mehr Mühe geben, denn wenn du Seife in die Augen bekommst, werde ich ganz traurig.“
„Ich will nicht, dass du traurig wirst.“
„Danke.“
Und tatsächlich schaffte Iris es, Nawar das lange schwarze Haar zu waschen, ohne dass diese Seife oder Wasser in die Augen bekam. Nawar war ganz begeistert und nahm ihr das Versprechen ab, dass sie es von nun an immer tun würde.
„Einverstanden, solange ich hier bin.“ Mehr konnte Iris ihr nicht in Aussicht stellen.
Nachdem sie sich abgetrocknet und das Haar gebürstet hatten, zogen sie sich in den Badehöhlen für die Feier an. Genevieve hatte darauf bestanden, Iris auch einen Seidenschal zu leihen, den sie auf traditionelle Weise über dem Kopf und um die Schultern trug. Er passte perfekt zu dem kunstvoll bestickten pfauenblauen Gewand.
Als sie kurz darauf zum Zelt des Scheichs zurückkehrten, fühlte Iris sich wie eine arabische Prinzessin.
„Ich habe dieses Gewand schon lange nicht mehr zu Gesicht bekommen“, bemerkte Asads Großvater, als sie mit Nawar das Zelt betrat. „Es war immer eines meiner Lieblingskleider.“
„Oh … Ich hätte es nicht anziehen sollen, aber Genevieve wollte es unbedingt“, erwiderte Iris verlegen.
„Unsinn.“ Der alte Scheich lächelte jungenhaft. „Natürlich hat meine Frau es für Sie ausgesucht. Die Farbe unterstreicht Ihren hellen Teint und den Rotton Ihrer Haare. Die anderen Gäste werden die Schönheit der Frauen aus meinem Haus bewundern.“
Prompt errötete Iris angesichts dieses Kompliments.
„Ich bin ganz deiner Meinung, Großvater. Das Gewand steht Iris hervorragend.“ Der tadelnde Blick, den Asad seiner Großmutter zuwarf, stand im Widerspruch zu seinen Worten.
Ernst sah diese ihn an. „Nawar hat es ausgesucht.“
Daraufhin zog er erstaunt die Brauen hoch. „Es ist das traditionelle Kleid der Frauen meines Hauses.“
Schon vorher war Iris aufgefallen, dass der farbenfrohe Saum von Nawars Kleid Pfauenfedern nachempfunden war. Auch Genevieves apricotfarbenes Seidengewand war unter anderem mit Pfauen bestickt, während gestickte Pfauenfedern den Saum von Fadwas Kleid zierten.
Iris’ geliehenes Gewand zeichnete sich nicht nur durch den typischen Blauton einer Pfauenfeder aus, sondern war am Kragen mit den Vögeln bestickt, deren Schwanzfedern durch Perlen hervorgehoben wurden. Auch die vordere Mitte und der Saum zeigten dieses Motiv.
Es war eines der schönsten Kleider, die Iris je getragen hatte.
Trotzdem fühlte sie sich darin nicht wohl. „Ich gehöre nicht zu deinem Haus. Also sollte ich es auch nicht tragen.“
„Du bist unser Gast.“ Dies schien Asads Antwort auf alles zu sein. „Es ist schon in Ordnung.“
„Aber …“
„Es ist deine Lieblingsfarbe.“ Asad streckte die Hand aus und strich seiner Tochter übers Haar. „Und auch eine von Nawars Lieblingsfarben. Kein Wunder also, dass sie es für dich ausgesucht hat.“
Diese lächelte ihn an. „Aber am liebsten mag ich Lila.“
„Ich weiß, mein Schatz.“ Dann blickte er Iris an. „Du würdest meine Großmutter beleidigen, wenn du es nicht tragen würdest.“
Also gab sie nach und lächelte Genevieve an. „Pfauen sind meine Lieblingsvögel. Es ist nicht nur die Farbe. Vielen Dank, dass ich dieses wunderschöne Kleid tragen darf.“
„Keine Ursache. Wenn Sie möchten, dürfen Sie es behalten“, erklärte die alte Frau entschlossen. „Ich hätte es damals auch Badra geschenkt, aber sie hat westliche Kleidung bevorzugt.“
„O nein, das kann ich unmöglich annehmen.“ Zumal es ein Kleid war, das eigentlich für die Mutter von Genevieves Enkelkind bestimmt gewesen war.
„Doch. Sie kränken meine Frau, wenn Sie es nicht annehmen“, erklärte der alte Scheich, überheblich wie immer.
Wie der Großvater, so der Enkel. Dass man sie
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