Julia Extra Band 369
derart manipulierte, amüsierte Iris allerdings mehr, als dass es sie ärgerte, vor allem als sie den Blick sah, den Asad dem alten Scheich zuwarf.
Aus irgendeinem Grund fühlte er sich anscheinend genauso ausgetrickst wie sie. So konnte sie das großzügige Geschenk seiner Großmutter eher annehmen.
Lächelnd zwinkerte sie dem alten Mann zu. „Das wollen wir natürlich nicht, stimmt’s? Ich fühle mich geehrt“, fügte sie an Genevieve gewandt hinzu.
„Deine alte Studienfreundin ist ganz schön frech, Asad. Hast du gesehen, wie sie einem alten Mann zugezwinkert hat?“, scherzte Hanif.
„Ja, das habe ich“, erwiderte Asad lächelnd. „Großmutter wird heute auf dem Fest die Augen offen halten müssen.“
„Ach, du.“ Genevieve gab ihm einen Klaps auf den Arm. „Ermutige ihn nicht auch noch. Er wird wieder mit den Touristinnen flirten.“
„Die Touristen lieben mich. Ich bin ein Wüstenscheich wie aus dem Bilderbuch.“ Hanif tippte sich stolz auf die Brust.
„Das kann ich mir vorstellen.“ Iris blickte zu Asad.
Wahrscheinlich liebten die Touristen ihn auch, vor allem die Frauen. Ob er wie sein Großvater mit ihnen flirtete? Falls ja, war es sicher harmlos, genau wie bei seinem Großvater.
Allerdings wollte sie nicht darüber nachdenken, ob er mit den Touristinnen flirtete oder sogar etwas mit ihnen anfing. Deshalb verdrängte sie diesen Gedanken schnell.
7. KAPITEL
Genau wie Asad gesagt hatte, ging das Fest weit über ein einfaches Abendessen hinaus.
Von den Kochstellen von draußen wurde eine Schale nach der anderen mit Essen hereingebracht – viel mehr, als Genevieve und die Köchin zubereitet hatten. Iris hatte nicht gewusst, dass die anderen Frauen auch für das Fest gekocht hatten.
Im Kreis der Familie und zahlreicher anderer Gäste, die auch alle mit ihm verwandt waren, saßen sie zusammen im Empfangsbereich des Zelts. Russell, dem man einen Platz an einem anderen Tisch zugewiesen hatte, schien nicht im Mindesten gekränkt, sondern schien sich genauso zu amüsieren wie Iris.
Als alle satt waren, spielten die Männer auf ihren Instrumenten und sangen traditionelle Lieder: Liebeslieder und solche, die den Kamelen gewidmet waren, wie Nawar ihr erzählte.
„Damit sie stark bleiben und die Lasten tragen können“, erklärte sie ernst.
Selbst Asad stimmte mit ein, und Iris verspürte erst einen Stich und dann schmerzliches Verlangen.
Ihr Unbehagen wuchs, als einige der Gäste sie dann neugierig musterten. Obwohl sie ihn eigentlich nicht anschauen wollte, konnte sie den Blick nicht von Asad abwenden.
Er sah ihr in die Augen, während er die letzte Strophe so schön sang, dass ihre Augen sich mit Tränen füllten.
„Und, hast du meine bescheidenen Bemühungen genossen?“, fragte er, als Nawar ihm anschließend auf den Schoß kletterte und sich an ihn schmiegte.
Sie durfte an diesem Abend länger aufbleiben und war inzwischen sehr müde.
Versonnen betrachtete Iris die beiden. „Ja, wie alle anderen wohl auch. Du bist ein Mann mit vielen Talenten.“
Ihr Wunsch dazuzugehören war so übermächtig, dass es fast schmerzte. Aber sie wusste, dass dies nie der Fall sein würde.
Zweifellos wartete irgendwo eine andere perfekte Prinzessin auf ihn, hoffentlich eine mit mehr Charakter als die verstorbene Badra.
„Das freut mich.“
„Du hörst es bestimmt oft.“
„Vielleicht.“
Iris musste über seine Überheblichkeit lachen. „An Selbstvertrauen mangelt es dir jedenfalls nicht.“
„Gibt es denn deiner Meinung nach etwas, das dagegen spricht?“
„Nein, Asad, du verkörperst alles, was ein Wüstenscheich haben sollte.“
„Mein Papa ist der beste Scheich von allen“, sagte Nawar.
„Besser als Scheich Hakim?“, neckte Iris sie. „Schließlich ist er der Herrscher von Kadar.“
Das Mädchen gähnte. „Papa ist Scheich der Sha’b Al’najid. Das ist besser.“
„Da hast du wohl recht, Süße.“
Nawar fielen die Augen zu.
„Und warum ist der Pfau das Symbol für deine Familie, wenn dein Stamm sich das Volk des Löwen nennt?“, wandte Iris sich an Asad.
Auch sein Vorname bedeutete Löwe .
„Der Pfau ist das Symbol für die Frauen meiner Familie“, erklärte Asad. „Einer der ersten Scheichs unserer Linie hat seiner Braut ein Pfauenpaar zur Hochzeit geschenkt. Seine Frau war so fasziniert von ihnen, dass sie all ihre Sachen mit Pfauen bestickt hat.“
Lächelnd betrachtete Iris die schlafende Nawar. „Und dann wurde es in den nachfolgenden Generationen
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