Julia Extra Band 369
nach einer neuen Ehefrau machen würde.
Allerdings erst, nachdem sie abgereist war, davon war sie überzeugt.
Sie fragte sich kurz, warum sie nicht diese Frau sein konnte. Doch sie wusste keine Antwort darauf. Warum konnte sie nicht Nawars Mama und Asads Ehefrau sein?
Sie würde die Kleine wie eine eigene Tochter lieben, zumal sie sie schon jetzt ins Herz geschlossen hatte. Nawar strahlte eine Verletzlichkeit aus, die sie nur zu gut von sich selbst kannte. Außerdem hatte ihre Beziehung vor sechs Jahren bewiesen, dass Asad und sie sich nicht nur im Bett gut verstanden. Sie waren beste Freunde gewesen. Und ihre Freundschaft war jetzt vielleicht sogar noch tiefer.
Sie hatten sich Dinge anvertraut, über die sie vor sechs Jahren niemals gesprochen hätten.
Also, warum nicht sie?
Sie war vielleicht keine arabische Prinzessin, doch das war in ihren Augen ein Vorteil. Auch Genevieve war keine, und Asads Worten zufolge liebte sein Volk sie. Sein Großvater schien sich genauso wenig daran zu stören, dass sie aus dem Westen stammte.
Asad musste doch klar sein, dass eine Frau, die ihn und seine Tochter liebte, besser wäre als eine Hochstaplerin mit einem Stammbaum.
Und sie, Iris, liebte ihn über alles. Hätte sie nicht mit ihm geschlafen, hätte es auch nichts geändert, denn Russell hatte recht. Sie hatte nie aufgehört, Asad zu lieben.
Diesmal wusste sie, dass sie um ihn kämpfen musste, weil sie ihn wieder zu verlieren drohte.
Sie musste ihm zeigen, dass sie eine bessere Ehefrau für ihn wäre, als jede andere Frau es je sein würde, genau wie er der ideale Mann für sie wäre. Vielleicht hatte er sich seine Gefühle für sie noch nicht eingestanden, aber er konnte sie im Bett nicht derart leidenschaftlich lieben, ohne etwas für sie zu empfinden.
Inzwischen wusste sie auch, wie schwer es ihm gefallen war, sie damals zu verlassen, und dass er sie nie vergessen hatte. Er hatte sogar seine Tochter nach ihr benannt. Und er hatte seinen Cousin überredet, dafür zu sorgen, dass ihre Firma sie hierherschickte.
Er musste also mehr für sie empfinden, als ihm bewusst war.
Wenn sie ihn heiratete, müsste sie ihren Job aufgeben, aber sie konnte hier etwas Neues beginnen. Das Leben bei seinem Stamm und die Erforschung der Gesteinsvorkommen in Kadar wäre eine Lebensaufgabe für einen Geologen.
Vor sechs Jahren hatte sie für ihn nicht die ideale Ehefrau verkörpert, doch er hatte zugegeben, dass er blind gewesen sei.
Und wenn er es jetzt nicht mehr war, wie er angedeutet hatte, blieben ihr nur wenige Wochen, um ihm die Augen zu öffnen.
Sie hatte vierundzwanzig Jahre gebraucht, um sich mit dem Desinteresse ihrer Eltern abzufinden und nicht mehr um deren Zuneigung zu buhlen. Und sie hatte einen starken Willen und konnte sehr entschlossen sein.
Und das musste sie Asad beweisen.
Als sie den Aussichtspunkt erreichten, konnte Iris gut nachvollziehen, warum er bei Liebespaaren so beliebt war. „Die Aussicht ist wirklich atemberaubend“, staunte sie.
Asad mochte nicht in einem Palast leben, aber seine Heimat war einer der schönsten Plätze auf der Welt.
„Stimmt“, erwiderte er. „Ich komme oft hierher, um darüber nachzudenken, wie sich die Bedürfnisse meines Volkes mit der fortschreitenden Globalisierung vereinbaren lassen.“
Iris blickte in die Ferne, wo sie eine Herde ausmachen konnte. „Es hilft dir dabei, die Dinge nüchtern zu betrachten, stimmt’s?“
„Du kennst mich wirklich gut.“ Als er sich zu ihr umwandte, leuchteten seine braunen Augen.
„Und ich möchte dich noch besser kennenlernen.“ Zärtlich umfasste sie sein Gesicht, woraufhin er den Kopf wandte, um ihre Handflächen zu küssen. „Wirklich?“
„Ja.“
Als er sie an sich zog, umhüllte sein Gewand sie beide. „In einer Hinsicht kennst du mich besser als alle anderen.“
„Tatsächlich? Haben keine anderen Geliebten die Geheimnisse deines Körpers ergründet?“
„Nein. Und du auch nicht – noch nicht.“
„Vielleicht kann ich jetzt mehr erfahren.“
Beinah erschrocken zuckte Asad zusammen, lächelte dann jedoch. „Ich dachte, wir müssen beide arbeiten.“
„Meine Arbeit kann warten. Deine auch?“ Zärtlich küsste Iris ihn aufs Kinn, woraufhin er erschauerte.
„Ja, mein Engel, für dich schon.“
Als er sein Gewand abstreifen wollte, umfasste sie seine Handgelenke. „Lass mich das machen.“
Er nickte. Seine braunen Augen funkelten vor Verlangen.
Iris ließ sich Zeit, indem sie ihn küsste und streichelte,
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