Julia Extra Band 369
sich genauso in das Mädchen verliebte wie in den Vater. Sie wünschte zunehmend, sie wäre dessen Mutter. Auch wenn es gefährlich war, gab sie sich der Illusion hin, wie es wäre, eine richtige Familie zu sein.
Manchmal schien es, als würde es Nawar genauso gehen, und das freute und ängstigte sie zugleich. Die Kleine sollte nicht traurig sein, wenn sie – Iris – Kadar verlassen musste.
Da Asad gerade einen Anruf über sein Satellitentelefon entgegennehmen musste und sie gebeten hatte, so lange auf Nawar aufzupassen, erklärte Iris ihr gerade, wie man das Gestein bestimmte. „Zuerst sehen wir uns die Farbe an. Als was würdest du die hier bezeichnen?“
„Braun.“ Aus zusammengekniffenen Augen betrachtete Nawar den Stein, als würde sie überlegen, ob sie richtig geantwortet hatte.
Iris musste sich ein Lachen verkneifen und nickte ernst. „Prima. Und jetzt fass ihn an. Ist er glatt oder rau?“
„Er ist huckelig.“
„Richtig. Jetzt können wir eine Probe entnehmen, um festzustellen, welche Mineralien er enthält.“
„Was sind Minralien?“
Als Russell lachte, lächelte Iris ein wenig verlegen. „Eisen und Zink zum Beispiel.“
„Papa sagt, ich bekomme bald eine neue Mama“, meinte Narwa unvermittelt.
„Tut er das?“ Das Atmen fiel Iris plötzlich schwer. „Das ist schön.“ Es kostete sie viel Kraft, die Worte über die Lippen zu bringen und dabei ruhig zu klingen.
„Ich freu mich schon so.“ Die Augen der Kleinen funkelten. „Er sagt, ich mag sie bestimmt ganz doll.“
„Das freut mich.“
„Großmutter sagt, Papa ist einsam. Meine Mama wird seine Frau.“
Nun wurde Iris übel, und sie musste sich noch mehr zusammenreißen. „Ja, das wird sie.“
„Meinst du, sie ist auch eine Prinzessin, wie meine andere Mama?“
„Keine Ahnung.“
„Ist mir auch egal. Sie muss keine Prinzessin sein.“
Iris konnte den Blick nicht deuten, den Nawar ihr dabei zuwarf. Sie war auch viel zu sehr damit beschäftigt, sie anzulächeln, damit sie nicht merkte, dass sie gerade ihre geheimen Hoffnungen zerstört hatte.
Badra war nicht die Idiotin, sondern sie.
„Sie wird bestimmt eine tolle Mama sein, egal, wer sie ist“, erwiderte Iris leise.
„Ja, das hat Papa mir versprochen.“
„Er liebt dich sehr.“
„Ich hab ihn auch ganz doll lieb.“
„Er ist ein wundervoller Mann.“ Selbst wenn er plante, eine andere Frau zu heiraten, während er mit ihr schlief. Wieder einmal.
Am liebsten hätte Iris sich für ihre eigene Dummheit und Asad für sein Verhalten verflucht, doch um der Kleinen willen beherrschte sie sich.
Russells besorgter Gesichtsausdruck machte das Ganze auch nicht besser. Sie warf ihm einen warnenden Blick zu und schüttelte dabei unmerklich den Kopf.
Asad hatte ihr nichts versprochen, und sie hatte sich auf die Affäre mit ihm eingelassen, obwohl sie gewusst hatte, dass diese nicht von Dauer sein würde. Dass es ihr nun das Herz zerriss, war also einzig und allein ihre Schuld. Und deshalb musste sie ihre Gefühle in den Griff bekommen.
Beim Mittagessen ignorierte sie die fragenden Blicke, die Asad ihr ständig zuwarf, und versuchte, sich aufs Essen zu konzentrieren, obwohl sie kaum einen Bissen hinunterbrachte.
Nachdem sie alles weggeräumt hatten, brachte Asad seine Tochter ins Zelt und bat Iris, einen Spaziergang mit ihm zu machen.
Doch sie schüttelte den Kopf. Sie war noch nicht bereit, mit ihm allein zu sein. „Ich habe zu tun und du auch.“
„Wir sollten trotzdem ein paar Schritte gehen“, beharrte er in einem bestimmenden Ton.
Also gab sie schließlich nach, denn sonst hätte sie das Unvermeidliche nur hinausgezögert. Seine ausgestreckte Hand ignorierte sie allerdings.
„Wir sind wieder da angelangt, stimmt’s?“, meinte er, als er sie einen schmalen Pfad entlangführte, den sie schon bei den Probebohrungen bemerkt hatte.
„Nawar hat mir erzählt, dass sie bald eine neue Mama bekommt.“
Sie war genauso verletzt wie damals.
„Ja, das stimmt.“
Während sie schweigend hintereinander den von einigen Palmen gesäumten Pfad bergauf gingen, schwankte Iris, ob sie Antworten von Asad verlangen oder ihm einen Tritt verpassen sollte – oder beides.
„Es ist also wieder genau wie damals!“, rief sie schließlich.
„Nein.“
Daraufhin blieb sie stehen und krallte die Finger in seinen Ärmel. Als Asad ebenfalls stehen blieb und sich zu ihr umwandte, war seine Miene unergründlich.
„Ach ja? Du hast Sex mit mir, während du planst, eine
Weitere Kostenlose Bücher