Julia Extra Band 369
mehr.“ Er zuckte die Schultern. „Im Moment würde das leider die Situation nur komplizieren, weil du Sophia bei den Hochzeitsvorbereitungen helfen musst. Außerdem bist du noch nicht bereit, lassen wir es also langsam angehen.“
Fassungslos sah Cherry ihn an. Das durfte doch nicht wahr sein! Sie erteilte ihm eine Abfuhr, und statt diese zu akzeptieren, stellte er sie als unreif hin. Diese Unverschämtheit war wirklich durch nichts zu überbieten! Sie legte den Kopf in den Nacken.
„ Wir lassen gar nichts angehen, weder langsam noch schnell“, erwiderte sie angriffslustig.
Er lachte nur.
„Ich mache dir einen Vorschlag zur Güte“, erwiderte er schließlich besänftigend. „Bis zu Sophias Hochzeit behandle ich dich wie meine Tante, keinerlei Zärtlichkeiten, okay? Da du aber nicht den ganzen Tag arbeiten kannst, werde ich dir ein Stückchen Italien zeigen. Du und ich werden zwei gute Freunde sein, mehr nicht.“
Freundin ist immerhin besser als Tante, dachte Cherry und lächelte gequält. Der Plan war ihrer Meinung nach zum Scheitern verurteilt: Vittorio nur als einen Freund oder gar als eine Art Onkel zu sehen war für sie ausgeschlossen. Doch was blieb ihr anderes übrig, als auf seinen Vorschlag einzugehen?
Er lachte. „Oh, Cherry, du könntest Italienerin sein, all deine Gedanken und Gefühle stehen dir auf der Stirn geschrieben.“
„Und das soll typisch italienisch sein? Deiner Miene jedenfalls lässt sich nichts entnehmen.“
Er streckte die Hand aus, als wolle er mit ihrem Haar spielen, ließ den Arm im letzten Moment jedoch wieder sinken.
„Ich bin ja auch nicht irgendein Italiener, ich bin ein Carella. Da gelten andere Regeln.“
Cherry schluckte die hitzige Bemerkung, die ihr auf der Zunge lag, wieder hinunter, weil ihr plötzlich Zweifel kamen. War Vittorio wirklich so selbstherrlich, oder wollte er sie nur verspotten? Zugetraut hätte sie ihm die Überheblichkeit allemal.
Im Nachhinein erschienen Cherry die nun folgenden Tage wie eine Achterbahnfahrt. Sie kam kaum zur Besinnung, da alle Arbeit, was die Hochzeitsvorbereitungen betraf, an ihr hängen blieb. Sophia hatte unter ständiger Übelkeit zu leiden und war zu nichts zu gebrauchen.
Immerhin gab es klare Vorgaben für die Planung der Hochzeit: Die Trauung nach katholischem Ritus sollte in der prachtvollen Dorfkirche stattfinden, die anschließende Feier mit einem mehrgängigen Essen, Tanz, Musik und Kinderprogramm auf dem Gut der Carellas.
Geld spielte dabei keine Rolle, denn Vittorio hatte ihr einen Blankoscheck ausgestellt. Cherry stürzte sich mit Feuereifer in die Organisation: Sie bestellte den Blumenschmuck für die Kirche, machte sich Gedanken über das Menü und besorgte die Festkleidung für die dreizehn Blumenstreukinder.
Glücklicherweise war Sophias Brautkleid kein Problem, sie wollte das ihrer Mutter tragen, und eine Schneiderin hatte bereits die Änderungen besorgt.
Cherry hatte inzwischen natürlich auch Santo und seine Familie kennengelernt und sie sofort in ihr Herz geschlossen. Sophias Auserwählter war ruhig, fast schüchtern, und seine Eltern weitaus älter, als sie erwartet hatte.
Am Ende der ersten Woche saß Cherry mit ihrer Arbeitsliste am Pool. Wichtige Punkte waren bereits abgehakt, vor allem war der Vertrag mit dem Cateringunternehmen abgeschlossen: Für über dreihundert Leute Essen und Trinken zusammenzustellen, davor hatte sie sich am meisten gefürchtet. Aber auch die Zelte und ein Kinderkarussell waren inzwischen bestellt und die Musiker engagiert worden.
Doch etliches blieb auch noch zu tun, ein Fotograf musste noch bestimmt und Geschenke für die Brautjungfern und den Brautführer ausgesucht werden. Auch über Sophias Hochzeitsstrauß musste sie sich noch Gedanken machen.
Zufrieden lehnte sich Cherry in ihrem Liegestuhl zurück und schloss die Augen. Alles verlief nach Plan. Nur eins nicht: ihre Beziehung zu Vittorio, die nicht lockerer, sondern immer enger wurde.
Wie angekündigt, hatte er fast täglich einen Ausflug mit ihr unternommen. Er hatte sie durch Bari geführt und ihr abgelegene Fischerdörfer gezeigt, hatte sie in elegante Restaurants und einfache Straßencafés eingeladen. Einen besseren Begleiter hätte sich Cherry nicht wünschen können, Vittorio war charmant, voller Humor, und sein Wissen über Geschichte und Kultur seines Landes war nahezu unerschöpflich.
Cherry stöhnte leise. Vittorio hatte sich an sein Versprechen gehalten, er hatte sie nicht berührt. Trotzdem
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