Julia Extra Band 369
ebenbürtig sein – intelligent, reich und faszinierend.
Erschrocken hielt sie den Atem an. Wie kam sie nur darauf, im Zusammenhang mit Vittorio Carella an Liebe zu denken? Nur gut, dass er ihr nicht hinter ihre Stirn sehen konnte. Trotzdem beschloss sie, sich in Zukunft besser unter Kontrolle zu haben. Sie durfte der erotischen Anziehungskraft, die dieser Mann auf sie ausübte, nicht erliegen – sie musste sich beherrschen, koste es, was es wolle.
In einigen Wochen, wenn die Hochzeit überstanden war, würde Vittorio ihre Hilfe nicht mehr benötigen und sein Interesse an ihr verlieren. Er war ein Mann. Er konnte mit einer Frau flirten, sogar mit ihr ins Bett gehen, ohne gefühlsmäßig beteiligt zu sein.
Diese unbestreitbare Tatsache musste sie sich immer wieder vor Augen halten.
7. KAPITEL
Schon die Fahrt nach Locorotondo beeindruckte Cherry: Weinreben, soweit das Auge reichte, dazwischen traditionelle Trullihäuser mit ihren bunten Gärten. Die Kathedrale dann war einfach überwältigend – oder war es eher Vittorios Nähe, die sie alles so intensiv erleben ließ?
Wie im Traum ließ sie sich nach der Stadtbesichtigung in eine kleine trattoria führen. Dort saßen sie, durch eine Markise vor der Sonne geschützt, tranken den kühlen trockenen Weißwein, für den die Gegend bekannt war, und aßen Pasta.
Ab und zu musterte Cherry Vittorio unauffällig von der Seite. Nie hätte sie sich vorstellen können, einmal die Aufmerksamkeit eines derart attraktiven Mannes zu erregen. Das passierte anderen Frauen, nicht ihr, und dann auch nur in den mondänen Badeorten der Küste, nicht ausgerechnet im Landesinneren von Apulien.
Doch wohin verirrten sich ihre Gedanken? Sie war nicht nach Italien gekommen, um ein romantisches Abenteuer zu erleben. Ganz im Gegenteil, für die allernächste Zukunft wollte sie von Männern nichts wissen, sondern etwas von der Welt kennenlernen. Sie war an antiker und mittelalterlicher Architektur interessiert, nicht an einem Urlaubsflirt.
Als sie den Kopf hob, bemerkte sie, dass Vittorio sie nachdenklich betrachtete. „Sie denken schon wieder an den Mann, der es nicht verdient. Sie sehen traurig aus.“
„Ich habe wirklich nicht an Liam gedacht!“, widersprach sie spontan, ärgerte sich jedoch sofort darüber. Sie war Vittorio keine Rechenschaft schuldig!
„Liam heißt er also. Den Namen mochte ich noch nie.“
Cherry musste lächeln. „Dann dürfen Sie sich freuen, über den Mann, der dazugehört, bin ich nämlich längst hinweg. Die Episode war sehr lehrreich für mich, Männern kann man einfach nicht vertrauen.“
Vittorio griff zum Glas und trank den letzten Schluck seines Weins. „Das sagen ausgerechnet Sie? Gestern noch haben Sie mir vorgehalten, meine Einschätzung der Frauen beruhe lediglich auf Vorurteilen.“
„Das war etwas ganz anderes!“ Wie sollte sie sich nur aus der Affäre ziehen? „Sie haben behauptet, Frauen seien hauptsächlich am Geld eines Mannes interessiert, und das stimmt einfach nicht!“
„Aber es stimmt, dass jeder Mann unzuverlässig ist? Entschuldigung, wenn ich widerspreche, Cherry, aber für mich trifft diese Aussage nicht zu. Ich weiß nicht, wie Sie sich nach unserer kurzen Bekanntschaft ein Urteil über mich erlauben und das Gegenteil behaupten können.“
Typisch für ihn, ihr das Wort im Munde umzudrehen! Cherrys Augen blitzten wütend. „Sie haben nicht verstanden, was ich damit ausdrücken wollte“, antwortete sie hilflos.
„So? Dann erzählen Sie mir doch bitte, was dieser Liam Ihnen angetan hat. Dann kann ich Sie vielleicht besser verstehen.“
Cherry zögerte. Um nichts in der Welt wollte sie vor Vittorio zugeben, wie leicht es Angela gefallen war, ihr Liam auszuspannen – diese Tatsache schmerzte noch immer. Andererseits würde sie die nächsten Wochen notgedrungen mit Vittorio zusammenarbeiten müssen, und je weniger unausgesprochen zwischen ihnen stand, desto reibungsloser würde alles ablaufen.
Sie gab sich innerlich einen Ruck, fixierte den Blumenkasten am Balkon des gegenüberliegenden Hauses und erzählte ihm die ganze Geschichte. Es ging ihr erstaunlich schnell über die Zunge und fiel ihr längst nicht so schwer wie befürchtet.
Dennoch stärkte sie sich mit einem kräftigen Schluck Wein, bevor sie den Kopf hob und Vittorio in die Augen sah.
Er hielt ihrem Blick stand. „Frauen wie Ihre Schwester gibt es, wenn auch nicht oft“, antwortete er ruhig. „Sie sind nie mit dem zufrieden, was sie haben. Liam wird
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