Julia Extra Band 371
Rakhal auf die Frau herunter, die er soeben geliebt hatte. Er übernahm die volle Verantwortung. Sie war noch Jungfrau gewesen, und er war königlichen Geblüts. Er hätte es besser wissen müssen. Er hatte es immer besser gewusst. Bis jetzt.
Er war zum Regenten erzogen worden, der in jeder Krise einen kühlen Kopf bewahren musste. Man hatte es ihm eingedrillt, manchmal sogar eingeprügelt, und jetzt war er dankbar für die Lektionen. Ihr war der Sinn ihrer Worte gar nicht klar, aber bei ihm löste das nur einen Adrenalinstoß aus, und sein Herz hämmerte alarmiert.
Rakhal wusste, dass sie ihm keine Falle gestellt hatte. Natasha besaß eine innere Stärke und eine Würde, die ihn plötzlich nervös machten. Er hatte hier eine unabhängige Frau vor sich, so unabhängig, dass sie die Situation allein meistern würde. Wahrscheinlich würde sie ihn nicht einmal von einem möglichen Baby wissen lassen, ein Kind mit goldenen Locken und der dunklen Haut des Vaters. Wenn er jetzt ging, würde er es nie erfahren.
Doch er ließ Natasha nichts von seinen Gedanken erahnen. „Es ist noch genug Zeit, bevor du dir über so etwas Sorgen machen musst“, sagte er ruhig und zog sie in seine Arme. „Ich sagte doch schon, heute brauchst du keine Entscheidungen treffen.“
Sein tröstendes Streicheln beruhigte sie, genau wie seine Zusicherung, dass alles in Ordnung kommen würde. Sie schlief ein, doch es war kein erholsamer Schlaf, und im Morgengrauen hörte Natasha, wie der Fremde, der ihr Liebhaber geworden war, im Nebenzimmer Gebete sprach, die sie nicht verstand. Da schickte sie selbst ein Stoßgebet zum Himmel, dass ihnen dieser Fehler verziehen werden würde. Eigentlich war sie dessen sicher …
Sie hörte das Wasser rauschen, als er duschte, dann führte er ein Telefongespräch, doch in seiner eigenen Sprache, sodass sie nicht wusste, um was es ging.
Rakhal dagegen gefielen die Nachrichten, die man ihm mitteilte, überhaupt nicht.
Offensichtlich war Natashas Bruder zurückgekommen, verlangte den Schmuck, und beharrte darauf, dass seine Schwester den Diebstahl meldete. Rakhal konnte Natasha unmöglich in ihr Haus zurückgehen lassen. Er gab Anweisungen und wusste, sie würden ausgeführt werden. So wie immer.
In einem Bademantel setzte er sich zu Natasha auf die Bettkante. Unrasiert, die violette Färbung um sein Auge bereits verblassend, war er unbeschreiblich schön. Sie wollte das Thema vernünftig besprechen, wollte wissen, was er dachte.
„Hör zu, das, was da passiert ist …“
„Es ist unnütz, sich jetzt darüber zu sorgen“, fiel er ihr ins Wort. „Wie immer es ausgeht, wir werden eine Lösung finden.“ Er lächelte auf sie herab. „Zieh dich an. Ich führe dich zum Frühstück aus. Irgendwohin, wo es nett ist.“
„Ich habe doch nichts Passendes zum Anziehen. Wir könnten auch hier frühstücken …“
„Könnten wir.“ Er zog das Laken von ihr, in der Absicht, sich wieder zu ihr zu legen, doch dann änderte er im letzten Moment seine Meinung. „Warum machen wir das Frühstück nicht zu etwas Besonderem?“ Er sprach jetzt die Sprache der Romantik, die die Frauen immer so gern hörten. „Wie wäre es mit Paris?“
„Sei doch nicht …“ Ihre Stimme erstarb. Das hier war seine Welt, von der sie noch immer kein rechtes Bild hatte. „Wir können doch nicht einfach … Ich habe nichts zum Anziehen und keinen Pass dabei …“ Nein, es war unmöglich.
„Wieso nicht? Mein Privatjet steht bereit, in zwei Stunden sind wir dort. Pünktlich zum Lunch. Ich lasse eine Garderobenauswahl für dich heraufbringen. Einer von meinen Leuten fährt zu dir nach Hause und holt deinen Pass. In der Zeit werden sie auch aufräumen. Du brauchst dich um nichts zu kümmern.“
Natasha dachte an ihr Haus und das Chaos, das sie erwartete, und ja, sie brauchte die Verschnaufpause, bevor sie wieder in ihr Leben zurückkehrte. Es war zumindest ein Aufschub. In seiner Nähe vergaß sie, vernünftig zu sein, und so nickte sie.
Schon kurz darauf wählte Natasha aus der Garderobe aus, die Rakhal für sie aus einer der Hotelboutiquen hatte nach oben in seine Suite kommen lassen – ein Kleid in hellem Grau mit dem dazugehörigen Mantel. Ein Friseur kam auch noch in die Suite sowie eine Stylistin, um sie zu schminken.
Es war der pure Luxus und hätte sie faszinieren müssen, doch es war Rakhal, der sie berauschte. Er erinnerte Natasha mit einem Kuss auf den Hals an das, was in der Nacht geschehen war. Nein, sie wollte keine
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