Julia Extra Band 371
Weitem die anerkennenden Blicke seiner Angehörigen, und schöpfte neue Hoffnung, dass sie sich in Zukunft wieder näherkommen würden.
Das hatte er alles Callie zu verdanken.
Wie aufs Stichwort erschien sie vor dem Bürotrakt der Surfschule, wo sie an der Website gearbeitet hatte. Fragend blickte sie zu seiner Familie. Offensichtlich war sie sich nicht sicher, ob sie sich den anderen anschließen sollte.
Archer schickte Izzy voraus, mit dem Auftrag, ihm ein Sandwich aufzuheben, und wartete auf Callie.
„Das hast du gut gemacht“, meinte sie, als sie bei ihm war, und legte ihm die Hand auf den Arm.
„Ich habe doch nur getan, was ich längst hätte tun sollen“, wehrte Archer ab.
Am liebsten hätte er Callie bei der Hand genommen und wäre mit ihr zu dem versteckten Platz in den Dünen gelaufen, um sich ihr leidenschaftlich zu widmen. Aber das ging ja leider nicht.
„Danke, dass du mir den entscheidenden Anstoß gegeben hast“, sagte er leise.
„Manchmal steht man einer Sache einfach zu nahe“, meinte sie mit einem Blick zu seiner Familie. „Dann kann der Blickpunkt eines Außenstehenden den ganzen geistigen Nebel vertreiben, der unsere Objektivität beeinträchtigt und uns ein bisschen verrückt macht.“
„Auf Capri war mein Verstand anscheinend ganz schön vernebelt“, meinte Archer reuig.
Ihre Augen verrieten, dass sie verstand, was er meinte. Sie wollte gerade etwas erwidern, als Izzy angerannt kam und um sie herumtanzte.
„Ich habe dir ein Sandwich aufgehoben, Onkel Archer, also komm, und iss es!“, forderte die Kleine ihn auf. „Für dich gibt es keins mehr, Callie, aber du kannst einen von meinen Cupcakes haben.“
„Einen mit bunten Zuckerstreuseln?“, fragte Callie und streichelte dem Kind die feuchten Locken. „Die habe ich am liebsten.“
„Du bist großartig“, sagte Archer und küsste sie kurz auf die Lippen.
Izzy johlte, die anderen applaudierten.
Die Gespräche konnte er auch später erledigen, dachte er.
Dieses Jahr ließ Weihnachten sich gar nicht so übel an.
Nach dem Picknick besichtigten sie die Surfschule. Alle waren ehrlich beeindruckt und zeigten das auch. Nur sein Vater, dessen Meinung ihm besonders wichtig war, hielt sich zurück.
Die Kluft, die seit Jahren zwischen ihnen herrschte, schien unüberbrückbar.
Jedes Mal, wenn er es versucht hatte, war es von seinem Vater freundlich für unnötig erklärt worden. Da hatte er dann nicht darauf bestanden. Man konnte einen Friedensschluss nur anbieten, nicht erzwingen, fand Archer.
Er war sich immer schon bewusst gewesen, was für einen großartigen Vater er und seine Brüder hatten. Einen Dad, der sich wirklich kümmerte, der mit ihnen fischen, wandern und zelten ging und nie ein Fußballmatch oder eine Schulaufführung versäumte.
Das machte die spätere Entfremdung nur noch schmerzlicher.
Jetzt war er dank Callies Denkanstoß bereit, doch noch einmal den ersten Schritt zu versuchen.
„Was hältst du von der Surfschule, Dad?“, fragte Archer sachlich.
Es machte ihn traurig, dass er extra fragen musste. Hätte sein Vater nicht von sich aus etwas Lobendes sagen können? Anscheinend war die Kluft inzwischen noch tiefer als gedacht.
„Die Schule ist gut für Torquay“, antwortete sein Vater und schob die Hände in die Hosentaschen. „Aber es ist ein bisschen arg, dass das Projekt deinen Namen trägt und du selber so gut wie nie hier bist.“
Der Kommentar tat weh. Kein Wort, dass Archer etwas Besonderes geleistet hatte, nur dieser Hinweis, es wäre gut für den Ort! Der Seitenhieb auf seine seltene Anwesenheit entsprach allerdings der Wahrheit.
„Möglicherweise komme ich in Zukunft öfter“, bemerkte Archer bemüht beiläufig.
„Aha“, sagte sein Vater bloß und wandte sich ab.
Dass zwei kleine Silben so zweifelnd klingen konnten!
Archer schluckte seine Enttäuschung mühsam hinunter. Die Hoffnung auf eine Annäherung war wohl nur eine Illusion gewesen. Wenn sein Vater nicht verstand, wieso das Projekt so wichtig war, und wenn er kein Wort der Ermutigung übrig hatte, warum sollte Archer sich weiterhin bemühen, Brücken zu bauen?
Die führten ohnehin nur ins Leere!
„Warum, Dad?“, fragte er knapp.
„Warum was?“
„Tu doch nicht so! Du weißt schon, was ich meine!“
„Frank, komm doch mal her, und sieh dir das an“, rief seine Mutter in dem Moment seinem Vater zu.
Sie wirkte besorgt. Anscheinend hatte sie die Anspannung gespürt und versuchte, ihrem Mann eine aufregende
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