Julia Extra Band 371
Auseinandersetzung zu ersparen.
„Ja, geh ruhig, Dad“, sagte Archer bitter.
Ich werde auch gehen, sobald Weihnachten vorbei ist, schwor er sich. So hatte er es geplant, so würde er es ausführen. Sein eigenes Leben wartete auf ihn, weit weg von Torquay und den Gespenstern der Vergangenheit.
„Komm doch wieder ins Bett, Callie!“ Archer legte von hinten die Arme um sie und stützte das Kinn auf ihren Kopf.
„Lass mich das hier erst fertig machen“, bat sie und wies auf den Computer.
Sie hätte nichts lieber getan, als sich wieder in Archers Arme zu schmiegen, aber sie hatte nur noch einen knappen Tag Zeit, um die Website fertig zu machen. Die Arbeit wollte sie auf keinen Fall halbfertig zurücklassen.
Sie wollte eine klare, saubere Trennung. Und dann keinen persönlichen Kontakt mehr.
Vielleicht war es zu viel gehofft, sie könnten nahtlos die Geschäftsbeziehung per E-Mail neu aufnehmen, aber vermutlich hatte Archer überhaupt nichts dagegen.
Seit dem Vormittag in Gesellschaft seiner Familie wirkte er wieder verschlossen und distanziert.
Warum, das konnte sie sich nicht erklären. Anscheinend war bei der Besichtigung der Surfschule etwas zwischen ihm und seinem Vater vorgefallen, denn danach war die Spannung zwischen den beiden beinah greifbar gewesen.
Nachmittags hatte Archer nichts über seine Pläne für Weihnachten verraten, obwohl sie ihn unauffällig auszuhorchen versucht hatte. Schließlich musste sie ihre eigenen Pläne treffen und auf seine abstimmen.
Ihm lag wahrscheinlich nichts an Weihnachten, aber diesmal heiratete immerhin sein jüngerer Bruder am Heiligen Abend, da war es doch ein ganz besonderer Tag.
„Wir haben morgen noch den ganzen Tag Zeit“, sagte Archer jetzt schmeichelnd und küsste sie auf die Wange. „Da können wir jetzt schwänzen, oder?“
„Ja gut, die Trauung ist erst abends, aber musst du nicht bei den Vorbereitungen für die Weihnachtsfeier helfen?“, wollte Callie wissen. „Deiner Mutter beim Gemüseschnippeln helfen? Den Tisch decken? Geschenke einpacken?“
Er sah sie so entgeistert an, als hätte sie von ihm verlangt, sich als Weihnachtsmann zu verkleiden und einen Sack voller Geschenke durch Torquay zu schleppen.
„Ich bin nicht oft und lang genug hier, um mich in die Rituale einzubringen“, erklärte er schroff. „Weshalb sollte ich die Routine meiner Familie stören?“
„Vielleicht, weil sie es gern hätten?“
„Na ja, ich bin nun mal der verlorene Sohn, um den man sich besonders kümmert, wenn er gelegentlich auftaucht“, wehrte er ab.
„Warum tust du so, als würde dir deine Familie nichts bedeuten?“
„Unsinn! Sie wissen, was ich für sie empfinde!“ An seinem Kinn zuckte ein Nerv. „Du bist meinen Angehörigen nur ganz wenige Male begegnet. Zugegeben, öfter als meine anderen Dates, aber gibt dir das, deiner Meinung nach, schon das Recht, alle zu beurteilen? Du kennst meine Familie doch gar nicht richtig!“
Und mich auch nicht, schien er im Stillen hinzuzufügen.
Damit hatte er völlig recht. Er wollte nur die Leidenschaft mit ihr teilen, aber nichts, was sonst noch zählte.
Womöglich war sie ihm zu nahe gekommen. Wollte er ihr nun durch die Blume zu verstehen geben, dass es ab dem Weihnachtstag mit ihnen vorbei sein würde?
Das wusste sie ja schon. Sie hatte es selbst so entschieden.
„Ich soll also dankbar sein, dass du mir erlaubt hast, deine Familie kennenzulernen?“, fragte Callie kühl. „Gut gemacht, Archer! Du hast den monumentalen Schritt gewagt, eine Frau näher an dich heranzulassen, als ihr nur am nächsten Morgen deinen Bademantel zur Verfügung zu stellen und sie auf dem Weg aus deinem Leben flüchtig auf die Wange zu küssen.“
Archer sah sie an, als hätte sie sich plötzlich in ein Ungeheuer verwandelt. Da wusste sie, dass sie zu weit gegangen war.
Aber es war wirklich zum Rasendwerden, wie er dastand und alle auf Abstand hielt, die ihn doch nur lieben wollten.
So wie sie auch.
Verdammt, ich liebe Archer, erkannte Callie erschrocken.
„Tut mir leid, das hätte ich nicht sagen dürfen“, entschuldigte sie sich und stand auf. „Ich bin nur so wütend auf dich, weil …“
„Ich dich auf Capri sitzen gelassen habe?“, unterbrach er sie, spürbar zornig. „Oder weil ich dich erpresst habe, damit du mich zur Hochzeit meines Bruders begleitest? Oder … weil ich mit dir geschlafen habe? Du bist doch sauer auf mich, seit ich in dein Büro gekommen bin!“
Er machte einige Schritte und blieb dann
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