Julia Extra Band 371
Ich hätte seine Reaktion vorhersehen müssen, denn natürlich hat er altmodische Moralvorstellungen.“
Alexius und Rosie fuhren zum Flughafen zurück, wo sie zu ihrer großen Bestürzung von einer Menschenmenge empfangen wurden, die Kameras schwenkte und sie mit Fragen bestürmte. Geblendet von den Blitzlichtern schmiegte Rosie sich Schutz suchend an Alexius.
„Wer ist das Mädchen?“, riefen mehrere Reporter. „Wo ist Adrianna Lesley?“
Schweigend bahnte Alexius sich und Rosie einen Weg durch die Paparazzi. Sein Sicherheitsteam eilte ihnen zu Hilfe und drängte besonders aufdringliche Reporter zur Seite. Langsam begriff Rosie, dass Alexius zwar bekannt war, das Interesse aber vor allem ihrer Person galt. Wer ist Adrianna? fragte sie sich. Seine Freundin? Ihr wurde klar, dass sie so gut wie nichts von Alexius’ Privatleben wusste.
„Es tut mir leid, dass du das miterleben musstest“, entschuldigte sich Alexius, nachdem sie in einen Hubschrauber gestiegen waren und einer seiner Sicherheitsleute Rosie das Reisekörbchen mit Bas gereicht hatte.
„Warum interessiert es die Leute, wer ich bin?“, fragte Rosie, der der Schrecken noch in den Gliedern saß.
„Du bist mit mir in meinem Privatflugzeug angekommen, und ich reise so gut wie nie in Damenbegleitung. Wahrscheinlich hat jemand vom Flughafenpersonal die Presse alarmiert“, sagte Alexius betont gleichgültig. Dennoch hatte er sich insgeheim zum ersten Mal über die aufdringlichen Reporter wirklich geärgert. Rosie war schwanger. Aufregung bekam ihr und dem Baby sicherlich nicht gut. Zu gern hätte er sie vorhin schützend in den Arm genommen und durch die Menschenmenge geführt. Aber das hätte den Verdacht der Paparazzi nur weiter geschürt.
„Wo fliegen wir hin?“, wollte Rosie wissen.
„An einen Ort, wo wir ungestört sind“, erwiderte Alexius und streckte sich entspannt aus.
Die Ereignisse des Tages hatten Rosie so schläfrig gemacht, dass sie nicht weiter nachfragte. Sie strich den teuren Stoff ihres Kleides glatt und legte den Kopf zurück. Es kam ihr vor, als wäre sie für einen Tag in die Rolle einer Prinzessin geschlüpft. Dabei war sie doch nur die kleine Putzfrau Rosie Gray und keinesfalls der Typ Frau, den man mit einem Milliardär in Verbindung brachte. Über diesem Gedanken schlief sie ein.
Sie erwachte erst wieder, als der Hubschrauber zur Landung ansetzte. Verschlafen stieg sie aus. Es war dunkel, aber im Mondlicht sah sie ein riesiges weißes Haus, das wie die Kulisse eines Films wirkte. „Wo sind wir?“
„Auf meiner Insel Banos. Hier habe ich die ersten Jahre meiner Kindheit verbracht“, erklärte Alexius.
Ein älterer Hausdiener erschien und trug ihre Koffer zum Haus.
„Eine eigene Insel … und ein Haus wie ein Palast“, sagte Rosie benommen.
Bas kratzte ungeduldig in seinem Reisekörbchen. „Darf ich ihn freilassen?“, fragte Alexius.
Statt einer Antwort öffnete Rosie den Käfig und setzte den Hund auf den Rasen. Bas, der noch immer den Verband trug, lief auf unsicheren Beinen zum Haus.
Rosies Blick wanderte ebenfalls zur herrschaftlichen Villa. „Fast erwarte ich, dass Scarlett O’Hara gleich die Treppe herunterläuft“, gestand sie.
„Es wurde in den 1930er Jahren für meine Großmutter im Stil einer Südstaatenplantage errichtet“, bestätigte Alexius.
Staunend betrat Rosie die marmorne Eingangshalle, in der ein riesiger Kronleuchter hing. In der Halle standen Bronzestatuen und vergoldete Möbelstücke, und an der anderen Seite befand sich eine ausladende Freitreppe. Eine Tür öffnete sich, und das Personal trat heraus und hieß sie herzlich willkommen.
„Rosie, das ist meine Haushälterin Olympia“, stellte Alexius ihr eine ältere rundliche Frau vor. „Sie bringt dich nach oben.“
Olympia führte Rosie die Treppe hinauf und geleitete sie zu einer Flügeltür, hinter der sich ein großes Zimmer auftat. Rosie entdeckte ein gigantisches Himmelbett mit Vorhängen aus handbemalter Seide. Die geschmackvoll zusammengestellten Teppiche wirkten so teuer, dass sie es nicht wagte, den Fuß darauf zu setzen, während sie Olympia ins Badezimmer folgte. Was hatte Alexius wohl damals empfunden, als er in ihr kleines, karges Schlafzimmer getreten war? Doch ihre einfachen Lebensumstände hatten ihn nicht abgeschreckt, das musste sie ihm zugestehen.
Die Koffer wurden gebracht, und ein Dienstmädchen machte sich daran, die Kleidungsstücke in den geräumigen Wandschrank zu sortieren. Rosie nahm ihren
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