Julia Extra Band 371
reiten die beiden gemeinsam zum Castello.“
„ Eines von Fabios Ponys? Wie viele Ponys besitzt das Kind denn?“, fragte Josie erstaunt.
Antonia verdrehte lächelnd die großen braunen Augen und zuckte ein wenig schuldbewusst die Schultern. Dabei erinnerte sie Josie so sehr an Dario, dass ihr ganz warm ums Herz wurde.
„Ich habe keine Ahnung. Dario verwöhnt ihn sehr. Geld macht eben vieles möglich. Nur Glück kann man davon nicht kaufen.“ Sie schwieg einen Moment und wirkte plötzlich nachdenklich. Doch dann knuffte sie Josie lachend in die Seite. „Hast du Dario denn schon ein bisschen näher kennengelernt? Er hat nicht viel von dir erzählt.“
„Warum sollte er auch? Ich bin nur ein ganz normaler Gast“, erwiderte Josie und hoffte, dass Antonia nicht bemerkte, dass sie rot geworden war.
„Dann hast du morgen die Gelegenheit, das nachzuholen. Dario gibt nämlich eine Party, um unsere Rückkehr aus Rimini zu feiern. Es sind alle eingeladen, die wir kennen – und auch noch ein paar Leute mehr. Hach, es wird bestimmt großartig!“
„Dann wünsche ich dir viel Spaß! Ich muss früh ins Bett.“
„Ach, komm schon, Josie! Ich weiß ja, dass du solchen Veranstaltungen lieber aus dem Weg gehst, aber kannst du dieses eine Mal nicht eine Ausnahme machen? Bitte! Es wird sicher lustig! Und es werden auch viele Spiele gespielt.“
Josie machte ein Gesicht, als hätte sie in eine Zitrone gebissen.
„Jetzt hör schon auf, einen Flunsch zu ziehen. Der Erlös der Spiele wird für wohltätige Zwecke gespendet. Und auch das Essen wird toll. Ich bin mir sicher, du wirst dich sehr wohlfühlen.“
„Aber ich bin doch gar nicht eingeladen.“
„Du bist eine Freundin der Familie. Feier einfach mit!“
„Ich weiß nicht. Das kommt mir irgendwie seltsam vor. Außerdem muss ich noch all meine Funde katalogisieren, das ist unglaublich viel Arbeit. Und du weißt doch, dass ich nur wegen meines Projekts hier bin.“
Dabei wünsche ich mir insgeheim nichts sehnlicher, als dass Dario mich von all dem erlöst, dachte Josie wehmütig und seufzte leise.
6. KAPITEL
Antonia versprach Josie, ihr während Fabios Mittagsschlaf beim Katalogisieren der Funde zu helfen.
„Also, dann bis nachher!“, verabschiedete sich ihre Freundin.
Kurz nachdem sie fort war, kam erneut eine Limousine herangefahren. Josie dachte zuerst, es sei noch einmal Antonia, die irgendetwas vergessen hatte, doch als der Wagen hielt, stieg einer von Darios Hausangestellten aus und kam auf sie zu. Er trug eine große transparente Box. Noch bevor er bei ihr war, erkannte Josie, dass sie voller Mal- und Zeichenutensilien war.
„Wow, das ist perfekt!“, entfuhr es ihr begeistert. „Richten Sie Conte Dario di Sirena bitte ein großes Dankeschön von mir aus!“, rief sie dem Fahrer hinterher, als er wenig später zurück zum Wagen ging und dann davonfuhr.
Als Josie den Deckel anhob, strömte ihr der wunderbare Duft nagelneuer Pinsel und Farben entgegen. Sie atmete tief ein, und schon juckte es ihr in den Fingern, gleich mit dem Malen zu beginnen.
Es steht zwar nicht auf meiner Aufgabenliste, aber warum eigentlich nicht? fragte sich Josie. Es war niemand da, der sie beobachtete, und Dario unterstützte sie sogar in diesem Vorhaben. Und wenn er glaubt, ich sei gut genug … Josie konnte sich nicht daran erinnern, dass überhaupt schon einmal jemand ihr künstlerisches Talent gelobt hatte. Und Darios Lob hatte unglaublich gut getan. Es war viel persönlicher und befriedigender als alle Wertschätzung, die sie je für ihre akademische Arbeit erfahren hatte. Voller Vorfreude ließ Josie ihren Blick über den Inhalt der Kiste schweifen und entdeckte dabei einen hellen Umschlag.
Mit klopfendem Herzen griff sie danach. Sie drehte das Kuvert in den Händen und sah, dass es mit rotem Wachs versiegelt war. Darauf war das Wappen der Familie di Sirena zu erkennen: die Meerjungfrau. Wirklich beeindruckend! Vorsichtig öffnete sie den Umschlag. Darin befand sich ein Bogen gefaltetes Briefpapier und eine Karte aus feinstem Büttenkarton. Zuerst las Josie den in schwungvoller Handschrift verfassten Brief.
Liebe Josie, hier ein paar Sachen, die ich dir aufs Geratewohl zusammengestellt habe. Falls noch etwas fehlt, lass es mich bitte wissen.
Unterschrieben war der Brief mit nur einem einzigen Wort: Dario . Ein schwacher Duft seines Aftershaves ging von dem Papier aus. Dann betrachtete Josie die in Goldschrift verfasste Karte.
Wir freuen uns auf Ihre
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