Julia Extra Band 371
wirklich?“
„Äh …“ Josie stockte. Sie wusste, dass sie Dario unmöglich mit einer höflichen Notlüge abspeisen konnte. „Wahrscheinlich nicht“, antwortete sie daher ehrlich.
„Und das ist dein letztes Wort?“
„Ja. Trotzdem vielen Dank für die Einladung. Ich überlasse das Feiern lieber denen, die Freude daran haben.“ In ihrer Stimme lag ein Hauch Wehmut.
„Also dann …“ Es wurde still in der Leitung.
„Bist du noch da?“, fragte Josie nach einer kleinen Pause.
„Ja, ich warte darauf, dass du deine Meinung änderst.“
Josie musste lachen. „Ich gebe dir zehn von zehn Punkten für Hartnäckigkeit. Doch ich werde mich nicht anders entscheiden.“
„Gut“, hörte sie ihn sagen, dann hatte er aufgelegt.
Arietta und er waren damals im Streit auseinandergegangen. Seit ihrem Tod musste Dario immer und immer wieder an diese letzte Begegnung denken. Er hatte sich geschworen, dass sich so etwas niemals wiederholen durfte. Daher wollte er keine Frau näher an sich herankommen lassen. Auch nicht Josie.
Sie hat am Telefon bedrückt gelungen, dachte Dario. Fast so, als hätte sie gar nicht wirklich absagen wollen. Kopfschüttelnd stand er auf und verließ sein Apartment. Er musste irgendwie auf andere Gedanken kommen.
„Ich reite aus!“, rief er laut durch die Halle, damit alle ihn hörten. Nur mit Zaumzeug und ohne Sattel preschte Dario wenig später los. Er gab nur die ungefähre Richtung vor, dann ließ er Ferrari einfach laufen. Gedankenversunken ritt er über die sanften Hügel. Nach einer Weile blickte er auf und fand sich zu seiner Überraschung in unmittelbarer Nähe der Olivenpresse wieder, hinter der sich Josies Ausgrabungsstelle befand. Die Dinge scheinen außer Kontrolle zu geraten, wenn sogar ein unschuldiger Ausritt direkt zu Josie führt, schoss es Dario durch den Kopf.
Warum kann ich ihr Nein nicht einfach akzeptieren? fragte er sich irritiert. Vielleicht lag es daran, weil er am Telefon so deutlich ihren inneren Konflikt gespürt hatte. Irgendetwas blockierte sie. Nur was?
Dr. Josie Street denkt einfach zu viel nach, entschied Dario. Ihrem Leben fehlten die Leichtigkeit und der Spaß. Wahrscheinlich wusste sie nicht einmal, wie man Spaß überhaupt buchstabierte. Doch da war noch etwas. Josie musste dringend lernen, sich zu entspannen. Nur so würde sie ihren Aufenthalt mit allen Sinnen genießen können. Und er war genau der Richtige, der ihr dazu verhelfen konnte.
Kaum hatte er diesen Gedanken zu Ende geführt, sah er vor seinem inneren Auge Josie in ihrem nassen T-Shirt vor sich stehen.
Er hatte also die Wahl: Er konnte entweder umdrehen und sich in sein Apartment verkriechen oder zu ihr reiten – und ihr ein unvergessliches Erlebnis bescheren.
Sein Entschluss war schnell gefasst. Dario zog sein Handy aus der Hosentasche und rief kurz Antonia an. Dann lenkte er Ferrari mit leichtem Schenkeldruck in Richtung der Olivenpresse.
Das Zirpen einer Grille übertönte das zunächst noch leise Geräusch. Doch dann war das Hufgeklapper eines näherkommenden Pferdes nicht mehr zu überhören.
Josie warf ihr Handtuch beiseite. Alles in ihr war in Alarmbereitschaft, als sie aus ihrem Graben kletterte. Sie hielt sich eine Hand über die Augen, um sie gegen die Sonne abzuschirmen. Dann sah sie ihn.
„Dario.“ Sein Name war nur ein Flüstern auf ihren Lippen.
„Josie“, hörte sie ihn sagen.
„Bist du hergekommen, weil ich nicht auf deine Party kommen möchte?“
Mit geradem Rücken saß er auf seinem Pferd und schaute Josie an. „Nein, ich bin nicht wegen der Einladung hier, sondern deinetwegen.“
Der Klang seiner Stimme sorgte dafür, dass ihr heiß wurde.
„Ich komme, um dich abzuholen.“
Sie befeuchtete ihre trockenen Lippen mit der Zungenspitze.
„Warum?“
„Antonia benötigt deine Hilfe“, erklärte er bestimmt.
„Ach so …“ Eine Woge der Enttäuschung durchflutete sie. Er war also nur im Auftrag seiner Schwester zu ihr gekommen. Sie klopfte sich den Staub von der Kleidung und ging los. Doch Dario machte keine Anstalten, ihr zu folgen. Verwundert blieb Josie stehen und drehte sich um.
„Na komm, ich nehme dich mit.“ Er strich Ferrari über die Mähne und klopfte ihm den Hals. „Du musst nicht laufen.“
„Bist du dir sicher?“
Der Gedanke, auf einem Pferd zu sitzen, noch dazu mit Dario, war beängstigender, als Josie sich eingestehen wollte. Ihr Blick wanderte beklommen über das glänzende Fell des Hengstes.
„Jetzt sag nicht, dass
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