Julia Extra Band 372
Diese Städte sind inzwischen viel zu kommerzialisiert. Wenn Sie die wahre Weihnachtsatmosphäre erleben wollen, sind Sie genau am richtigen Ort gelandet.“ Eindringlich sah sie ihn an. „Und Sie würden anderen damit helfen.“
Wie hätte er da noch ablehnen können, ohne als herzlos zu gelten?
Sobald Jill dazukam und von dem großartigen Plan ihrer Großtante hörte, leuchtete ihr Gesicht auf. „Oh! Das ist ja perfekt!“
„Nein, ist es nicht“, knurrte Jack.
Sie ging gar nicht darauf ein. „Wir haben alles. Kirschplantagen und Weihnachtssingen mit dem Chor. Einen Haustier-Tag in der Schule, ein großes Weihnachtsdinner und Geschenke. Campende Familien, Barbecues und Kinder, die im Fluss schwimmen. Es ist der schönste Ort der Welt, um Weihnachten zu verbringen, Jack. Es wird Ihnen gefallen.“
Ganz sicher nicht. Er würde nur die Freude anderer durch die Kameralinse beobachten. Innerlich abgeschnitten.
Andererseits, hatte er das nicht ohnehin geplant?
Ja, aber vollkommen anonym. Ohne einen Neunjährigen, der ihn voller Hoffnung anschaute. Oder eine schöne junge Frau, die aussah, als hätte sie gerade das beste Geschenk ihres Lebens bekommen.
Eigentlich sollte Jack so schnell wie möglich von diesem verrückten Ort verschwinden. Und doch übte er eine solche Anziehungskraft aus, dass er nicht widerstehen konnte.
Es war mehr als nur all die unterschiedlichen Persönlichkeiten. Die brummige Köchin mit dem Herzen aus Gold, oder das dicke Mädchen, das jetzt als ihre Assistentin fungierte. Oder Wally, ein Mann mit einem Walross-Schnurrbart und einer dröhnenden Stimme, der die Aufgabe einer Flugzeugreparatur wie eine Militäroperation in Angriff nahm.
Oder Jills Eltern. Ihre Mutter betreute die Kinder im Krankenhaus mit offenkundiger Freude. Ihr Vater dagegen war vor Kurzem zu einem Spaziergang davongestapft und hatte dabei mürrisch vor sich hingeknurrt, dass er offenbar nicht gebraucht wurde und sowieso ja niemand auf ihn hören würde.
Vor allem hatte es mit dem Gemeinschaftsgefühl hier zu tun. Jack konnte seine Entscheidung zu bleiben damit rechtfertigen, dass er für ein paar Tage festsaß. In Wahrheit jedoch wollte er gar nicht weg.
Instinktiv wusste er, dass das Schicksal ihn aus einem bestimmten Grund hergeführt hatte. Vielleicht würde er das, was er suchte, genau hier in Ballochburn finden.
Jetzt, da die Hitze und der Sonnenschein dieses merkwürdigen Tages in eine herrlich sommerliche Dämmerung übergingen, wurde der Gesang der Vögel nur durch das Gelächter übertönt, das durch das offene Fenster hereindrang.
Das Apartment des Vertretungsarztes lag direkt über der Küche, mit einem Ausblick auf den Hof mit seinen Mülltonnen.
Ein ausgezeichneter Ausblick, der Jack dazu veranlasste, seine Kamera auf dem Fensterbrett zu positionieren.
Jill war mit Jarred unten im Hof, daneben ein großer dampfender Eimer und ein Stapel von Krankenhaus-Handtüchern. Der Hund, der mit dem Gartenschlauch abgespritzt wurde, schüttelte den Schaum seines Shampoos genauso schnell wieder ab, wie Jill und Jarred es auftragen konnten.
Jill war bereits total durchnässt. Ihr Haar hing in nassen Strähnen herab, mit den bloßen Füßen platschte sie durch die Pfützen, und das T-Shirt klebte ihr an der Haut. Jarred spritzte mit dem Schlauch, während Jill lachend die unglücklich dreinblickende Bella festhielt.
Wieder und wieder klickte der Auslöser der Kamera, die den Hund einfing, wie er sich heftig das Spülwasser aus dem langen Fell schüttelte und dann unter Handtüchern verschwand, mit denen er kräftig abgerieben wurde. Schließlich tauchte er wieder auf und rollte sich begeistert in dem weißen Kies. Dann sprang er auf, bellte und forderte die beiden zum Spielen auf.
Auf einem Bild standen Jill und Jarred mit dem Rücken zu Jack, um ihr Werk zu bewundern. Jill hatte den Arm um den Jungen gelegt, und er schaute mit einem Lächeln zu ihr auf.
Obwohl Jack weit weg war, fühlte er, was dieses Lächeln bedeutete. Das Glück, das einem Jungen geschenkt wurde, auf dessen schmalen Schultern schon viel zu viel Schweres lastete.
Lange betrachtete Jack das Foto, ehe er die restlichen Bilder durchsah. Bei einem anderen blieb er erneut hängen.
Es zeigte Jill mit lachend zurückgeworfenem Kopf. Unter dem tropfnassen T-Shirt zeichneten sich ihre Brüste ab. Sogar die Brustwarzen waren deutlich zu erkennen. Jill wäre sicher nicht erfreut über ein Foto, auf dem sie fast nackt aussah, und ihm war klar, dass
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