Julia Extra Band 372
Position. Die reinste Vetternwirtschaft wahrscheinlich. Ihr Ärger wuchs. Er würde sich hier einmischen und Mackenzie Forrest in den Ruin treiben. So wie George damals ihr Leben in Neuseeland bei Bailey & Co. ruiniert hatte. Mit dem Chef ins Bett zu gehen, war dumm gewesen. Einem Mann zu vertrauen, dem alles wie von selbst zufiel, hatte sich als verheerend erwiesen.
Ryan Taylor blickte zu ihr herüber und sah, dass sie ihn finster anstarrte. Er hob eine Augenbraue, als wolle er fragen: Was ist dein Problem?
Du bist es! schoss sie ihm Geiste zurück. Doch hilflos musste sie erleben, dass ihr Ärger dahinschmolz wie Schnee in der Ostersonne. Diese Augen! Dieses Blau! Elektrisierend. Sein Blick war unverwandt auf sie gerichtet und nahm sie in seinen Bann.
Irgendjemand sprach mit ihm. Er schien zu antworten, denn sie sah, wie sich seine Lippen bewegten, und hörte ein Geräusch, aber sie nahm nichts von dem Gespräch wahr. Sie war gefangen von seinem Blick. Sie kam sich vor, als wäre sie im freien Fall … und hoffte, dass sich der Fallschirm rechtzeitig öffnete.
Sie blinzelte. Gleich würde sie mit einem lauten Knall auf der Erde aufschlagen. Das Gefühl kannte sie. Es hätte sie damals fast zerbrochen. Entschlossen wandte sie den Blick von ihm. Nein! Sie würde sich nicht noch einmal vom gut aussehenden Erben eines Familienimperiums aus der Bahn werfen lassen. Auf einmal spürte sie wieder, wie sehr ihr Knie schmerzte.
3. KAPITEL
Am nächsten Morgen erschien Imogen frühzeitig zur Arbeit. Sie wollte hinter ihrem Schreibtisch sitzen, bevor die Kolleginnen kamen. Ihr verletztes Knie schmerzte höllisch, aber spöttische Bemerkungen über ihr beklagenswertes Humpeln konnte sie ebenso wenig gebrauchen wie wohlmeinendes Mitleid. Da sie allein im Büro war, konnte sie der Versuchung nicht widerstehen. Die private Nutzung des Internets war eigentlich nicht erlaubt, aber die Gelegenheit war zu günstig. Sie öffnete den Browser und tippte Ryans Namen in die Suchmaske. Sie fügte noch „Unternehmer“ hinzu, um die Suche einzugrenzen. Die Suchmaschine zeigte noch immer unzählige Treffer. Hastig überflog sie ein paar Überschriften.
„Das Taylor-Quartett …“ Das war die Titelgeschichte in einem glänzenden amerikanischen Society-Magazin. Es ging hauptsächlich um seinen älteren Bruder, aber er und seine Schwestern wurden auch mehrfach erwähnt. Die Fotos zeigten sie bei einer mondän aussehenden Party, um sie herum die Reichen und Schönen.
„Studium in Harvard … aufgewachsen in New York … Ferienhäuser in Colorado, Italien und der Karibik …“
Mehr brauchte sie nicht zu lesen. Sie kannte solche Typen und wusste, dass es besser war, sich von ihnen fernzuhalten. Sie hatte hart für ihren guten Ruf bei Mackenzie Forrest gearbeitet. Sie wusste, wie schnell er ruiniert sein könnte. Vor allem wusste sie, wie unzuverlässig Typen wie dieser Ryan waren. Solche Kerle waren nicht nur mit einem silbernen Löffel im Mund geboren, sondern mit einem ganzen Besteckkasten. Wer in solchem Reichtum aufwuchs, musste verkommene Moralvorstellungen haben. Diese Leute wollten immer nur noch mehr.
Das war eine Welt, in der Imogen niemals leben wollte. Ihre Erlebnisse mit George Bailey-Jones Junior hatten ihr das klargemacht, und seine Familie hatte noch ein Ausrufungszeichen dazu gesetzt. Die Bailey-Jones waren ein einflussreicher Clan in Neuseeland, aber im Vergleich mit Ryan Taylors Familie kamen sie Imogen vor wie namenlose Habenichtse.
An dieser Stelle wurden sie abrupt aus ihren Gedanken gerissen. Ausgerechnet jetzt erschien ER leibhaftig im Büro. Wieder ein maßgeschneiderter Anzug, wieder das Haar noch feucht von der morgendlichen Dusche. Derselbe atemberaubende Anblick wie am Tag zuvor.
Die Reaktion ihres Körpers war verrückt. Einfach nur verrückt. Ihre Gedanken rasten, und sie konnte sie nicht bremsen … sie sah ihn nackt vor sich … ohne das Handtuch … unter sich … ganz nah.
Hatte sie den Verstand verloren? Sie musste endlich zur Besinnung kommen! Ryan Taylor ging an der Tür zu seinem Büro vorbei und kam langsam auf sie zu. Er wirkte so entspannt, so selbstsicher. Imogen wusste einfach, dass so ein Mann nicht vertrauenswürdig sein konnte.
„Guten Morgen, Mr Taylor“, sagte sie rasch, bevor er sie begrüßen konnte. Sie brachte es nicht fertig, ihn beim Vornamen zu nennen. Shona hatte Mr Mac immer sehr förmlich angeredet. Imogen hatte das für altmodisch gehalten. Nun erschien es ihr wie eine
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