Julia Extra Band 373
siebzehn Stunden und neun Minuten, um genau zu sein! – seit dem anscheinend endgültigen Abschied gestern.
Er musste ständig an sie denken, sie tat ihm so leid. Sie beide taten ihm leid.
Weil er ihr nicht geben konnte, was sie sich wünschte. Was sie verdient hatte.
Beth Morgan war die sturste, frustrierendste und schönste Frau, die Nick je kennengelernt hatte.
Oder je kennenlernen würde.
Janet war auch schön gewesen, so schön, dass sie als Topmodel hoch bezahlt worden war. Jeder hatte Nick beneidet, als sie seinen Heiratsantrag angenommen hatte. Und der Neid hatte auch angehalten, als sie dann zum perfekten Paar geworden waren. Bekkas Ankunft ein Jahr nach der Hochzeit hatte schließlich das Bild der perfekten Familie vollendet.
Doch das war alles nur äußerer Schein gewesen, eine schöne Fassade, die die Makel ihrer Beziehung verdeckt hatte. Der größte Fehler war, dass er und Janet sich nie geliebt hatten. Zusammen hatten sie großartig ausgesehen, er der erfolgreiche Geschäftsmann, sie die charmante Gastgeberin und blendend schöne Begleiterin zu allen Anlässen, doch sobald sie aus dem Rampenlicht heraustraten und wieder allein waren, hatten sie einander nicht viel zu sagen gehabt. Außer ihrem glamourösen Leben hatte sie kaum etwas verbunden.
So tiefe und bewegende Gespräche, wie er sie mit Beth in nur einer Woche geführt hatte, hatte es zwischen ihm und Janet in all den Jahren nicht gegeben.
Bekka hatte ihn gefragt, wie er es zulassen konnte, dass Beth Weihnachten allein blieb, aber … obwohl seine Tochter bei ihm war, war er es, der sich allein fühlte.
Alles in seinem Leben war genau wie vorher, bevor er Beth kennengelernt hatte. Er hatte Bekka, seine Firma, dieses Haus und den Zoo von Haustieren. Selbst der dumme Hund war wieder ganze der alte. Heute Morgen hatte Paddy ihn böse angeknurrt, als er aus seinem Zimmer gekommen war!
Ja, alles war wieder beim Alten, und doch … tief im Innern, dort, wo es zählte, hatte Nick sich verändert. Noch nie im Leben hatte er sich so einsam gefühlt.
Weil er Beth wollte.
„Ich wünsche mir doch auch, dass sie kommt, Schatz, genauso sehr wie du“, versicherte er Bekka rau.
„Und?“
„Und was?“
„Wenn du wirklich gewollt hättest, dass Mrs Morgan kommt, dann würde sie auch kommen“, beharrte Bekka.
Wie beruhigend, dass wenigstens eine der Frauen in seinem Leben ihn für allmächtig hielt!
Eine der Frauen in seinem Leben …?
Beth gehörte nicht zu seinem Leben.
Aber das sollte sie!
Wieso saß er hier und spielte Brettspiele, wenn er mit Beth zusammen sein könnte? Wenn sie hier mit ihm und Bekka zusammen sein könnte? Wenn er und Bekka die Familie sein könnten, nach der sie sich sehnte?
Abrupt stand er auf. „Ich muss noch mal weg, Beks.“
Bekka riss freudig die Augen auf. „Um Mrs Morgan abzuholen?“
Er zauste seiner Tochter liebevoll das Haar. „Wir werden sehen. Hatte Mrs Bennett nicht gesagt, ihr geht es schon wieder gut genug, um Lebkuchenengel für die Weihnachtsbaumdekoration zu backen?“
„Ja, aber …“ Bekka runzelte die Stirn. „Bist du zum Abendessen wieder zu Hause?“
„Hoffen wir es“, gab er zur Antwort.
Denn nach dem Desaster, das er gestern verursacht hatte, war es gut möglich, dass er vor Beths Wohnungstür campieren musste, bis sie ihn einließ. Doch wie es auch ausgehen mochte, er wusste, er konnte nicht länger hier sitzen und ständig nur an das „Was wäre, wenn?“ denken …
„Was um alles in der Welt …?“ Beth erstarrte, als sie die Haustür aufzog und ihr das größte Bouquet roter Rosen ins Gesicht gehalten wurde, das sie je gesehen hatte. Als es dann langsam abgesenkt wurde, tauchte Nicks Gesicht hinter den wunderschönen Blüten auf.
Es war sechs Uhr am Heiligen Abend. Beth hätte gedacht, dass Nick mit Bekka zu Hause sein würde, doch er stand tatsächlich hier auf ihrer Schwelle. Mit roten Rosen.
Das Herz klopfte ihr zum Zerspringen in der Brust, Hoffnung keimte auf. „Bist du nicht ein bisschen zu früh für die ersten Hausbesuche im neuen Jahr? Und soweit ich weiß, kommt man nicht mit roten Rosen.“
Nick beobachtete ihre Miene wachsam. „Ich habe beschlossen, dass es Zeit wird, meine eigene Tradition einzuführen.“
Welche Tradition meinte er wohl damit? Beth schluckte. „Möchtest du nicht hereinkommen?“ Sie trat zur Seite.
„Gern.“ Seine Augen schimmerten in einem hellen intensiven Silber. „Aber erst möchte ich, dass du mir die Blumen abnimmst,
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