Julia Extra Band 373
Wein?“
„Ich sollte wirklich nicht …“, hob sie an, doch da bestellte er schon eine Flasche Weißwein bei Dora.
Als die Bedienung wieder gegangen war, musterte Marietta Reed kritisch. „Du hast bestellt, ohne mich überhaupt zu fragen.“
„Das brauchte ich nicht. Ein Reuben-Sandwich mit Pommes frites. Das ist doch dein Lieblingssandwich. Ich erinnere mich noch daran.“
Seine letzten Worte schlugen eine Saite tief in Marietta an, eine, von der sie geglaubt hatte, sie in Indiana zurückgelassen zu haben.
Zusammen mit Reed.
„Erinnerst du dich noch?“, fragte er.
„Ja“, antwortete sie, bevor ihr klar wurde, dass das nicht nur für das Sandwich galt.
Sie steckte in Schwierigkeiten, in mehrfacher Hinsicht. In genau jenen Schwierigkeiten, die sie an jenem letzten Weihnachten in Whistle Creek endlich ausgeräumt geglaubt hatte.
2. KAPITEL
Er hätte es besser wissen müssen.
Dennoch saß Reed also jetzt Marietta Westmore gegenüber und sagte sich, dass er sie nicht mehr liebte und es ihm völlig gleich war, wenn sie einen anderen Mann heiratete.
Was das Lügen betraf, erreichte er an diesem Weihnachten wohl die Meisterschaft.
Verdammt, sie war genauso schön, wie er sie in Erinnerung hatte. Sogar noch schöner, da sie jetzt reifer wirkte. Wie ein Bildhauer hatten die Jahre hier ein wenig weggenommen und dort ein wenig genauer herausgearbeitet, hatten perfektioniert, was vorher schon exquisit gewesen war: die kleine gerade Nase, die hohen Wangenknochen, die funkelnden grünen Augen, die langen braunen Locken, die das Gesicht einrahmten und über die Schultern flossen, darum bettelten, berührt zu werden.
Und er wollte sie berühren. Wollte seine Finger in die Mähne schieben. Wollte Marietta an sich ziehen und diesen wunderbaren Mund küssen. Er verlangte nach ihr, wie Worte es nie hätten beschreiben können.
Stattdessen klammerte er die Finger um das Wasserglas. „Ich habe deine Frage noch gar nicht beantwortet, wie ich zum Finanzsektor gekommen bin.“
Rede über Dollar und Cent, Reed. Denk an alles, nur nicht daran, wie sich dieser rote Pullover und die enge Jeans um ihre Kurven schmiegen …
„Ich muss zugeben, du hast mich überrascht.“
„Das habe ich schon lange nicht mehr getan, nicht wahr?“ Er liebte ihr Lächeln. Wie der eine Mundwinkel immer etwas höher stand als der andere … Er räusperte sich. Es war besser, wenn er sich an das Thema hielt. „Mein Vater ist gestorben.“
Ihr Lächeln schwand, wurde ersetzt von Mitgefühl in ihren Augen. „Oh Reed, das tut mir so leid. Er war ein großartiger Mann.“
„Das war er. Meine Mutter vermisst ihn schrecklich. Ich auch.“ Seine Eltern hatten die Art Ehe geführt, wie Reed sie sich wünschte. Eines Tages vielleicht … Er hatte sogar gedacht, dass Marietta und er …
Sein Blick ging zu dem Kleidersack, und eine kalte Faust schlug ihm in den Magen. Der Traum war also geplatzt. Aber sie trug keinen Ring am Finger, wie ihm jetzt auffiel. Entweder heiratete sie einen extremen Geizhals, oder er hatte die falschen Schlüsse gezogen.
„Aber wieso bist du dann in der Finanzwelt gelandet?“, fragte sie. „Ich dachte immer, du würdest die Farm übernehmen. Als ich aus Whistle Creek wegging, hast du mit deinem Vater zusammen das Land bestellt.“
Er dachte zurück an die Zeit, als das Leben ihn an die Weggabelung geführt hatte. Vor sieben Jahren hätte er sich auch nicht vorstellen können, dass er Whistle Creek je verlassen würde. „Das war auch der Plan. Aber bei Dads Tod stellte sich heraus, wie hoch die Farm verschuldet war. Du weißt selbst, wie schwer es für die Farmer im Mittleren Westen ist. Und plötzlich stand meine Mutter vor dem Ruin. Dad hatte eine kleine Lebensversicherung abgeschlossen. Ich musste einen Weg finden, mehr daraus zu machen, um Moms Zukunft zu sichern.“ Er zuckte die Schultern. „Sieht aus, als hätte ich ein Händchen für Investitionen. Also bin ich wieder zur Schule gegangen, habe mein Diplom gemacht. Und bevor ich wusste, wie mir geschah, hatte ich einen Job und eine Karriere.“
„Wow.“ Sie lehnte sich in den Stuhl zurück. „Ich war immer überzeugt, du würdest in die Fußstapfen deines Vaters treten.“
„Ja, ich auch. Aber es geht eben nicht immer alles nach Plan, nicht wahr?“ Mit der offenen Hand zeigte er auf sie. „Außer bei dir. Schon im Kindergarten wusstest du, was du machen wolltest. Seit du einen Stift halten kannst, hast du Kleider gezeichnet. Und sieh dich nur an.
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