Julia Extra Band 373
niemandem gehört und leer steht?“
„Ich … äh … habe gelogen.“
Abrupt wandte sie sich um und sah ihn an. „Jemand hat es gekauft?“ Natürlich, das war zu erwarten gewesen. Sieben Jahre waren eine lange Zeit. Dennoch … die Enttäuschung wog schwer wie ein Stein.
„Willst du hineingehen? Ich kenne den Besitzer ziemlich gut.“
„Reed, morgen ist Heiligabend, wir können doch nicht einfach klingeln und …“
„Klar können wir.“ Er stieg aus, kam um den Wagen herum und zog die Tür für sie auf. Dann nahm er den Kleidersack vom Rücksitz. „Das sollten wir besser mit hineinnehmen. Ich habe mir sagen lassen, die Kleider von Marietta sind ein kleines Vermögen wert.“
Die ganze Sache war verrückt, trotzdem ließ Marietta sich von Reed mitziehen. Ein letzter Besuch in dem Haus, damit wäre der Kreis geschlossen. Danach konnte sie gehen.
Auf der Veranda brannte eine Lampe, der Lichtschein fiel auf grüne Fensterläden, Blumenkästen in der gleichen Farbe warteten auf den Fensterbänken darauf, im Frühjahr bepflanzt zu werden.
In Mariettas Kopf gingen Alarmsirenen los. „Reed? Wem gehört das Haus?“
Er überging ihre Frage mit dem gleichen albernen Grinsen, das schon auf seinem Gesicht stand, seit sie die Hütte verlassen hatten. „Warum öffnest du nicht das Geschenk, das Cindy dir gegeben hat?“
„Woher …?“ Sie sprach nicht weiter, als er es ihr das kleine Päckchen reichte.
„Ich sah’s in deiner Tasche und hab’s mitgenommen, als ich das Kleid herausholte.“ Sein Grinsen wurde immer breiter. „Ich kenne dich. Ich wusste, solltest du je wieder in die Stadt kommen, wäre Cindy dein erster Halt. Los, mach schon auf.“
Ihre Finger zitterten, doch das alte Papier gab schnell nach. In dem Päckchen fand Marietta ein kleines weißes Kissen, auf dem ein Schlüssel lag.
Stumm sah sie zu Reed auf. Sie ahnte, in welches Schloss der Schlüssel passen würde. Aber … das ergab doch alles keinen Sinn. Reglos starrte sie auf Reeds Gesicht, bis er auf die Tür zeigte, sie wortlos aufforderte, aufzuschließen. Und sie steckte den Schlüssel ins Schloss und ließ die Tür aufspringen.
Zögernd machte sie den ersten Schritt ins Haus. Hinter ihr schaltete Reed das Licht ein, erleuchtete damit nicht nur Räume, sondern ein Heim.
Ein breites weinrotes Sofa, ein niedriger Tisch davor. Seitentische neben den wuchtigen Sesseln, darauf kleine Leselampen. Und am Ende des Korridors … eine gelbe Küche. Nicht irgendein Gelb, sondern genau das Sonnenblumengelb, das sie damals mindestens hundertmal beschrieben hatte.
In der Küche drehte sie sich langsam um die eigene Achse. Alle Teilchen fielen an ihren Platz, jedes Detail brannte sich in ihr Herz. Sie hielt den Atem an, war sicher, dass sie halluzinierte.
Dann fiel ihr die halb offen stehende Schranktür auf, und noch bevor sie sie ganz aufzog, wusste sie, was sie dort auf den Regalen finden würde. Und ja, da stand sie, die Antwort auf alle Fragen: zwei Kaffeebecher in Stierform, die roten Keramikköpfe wie im Angriff gegeneinander gesenkt.
Ihr Herz zog sich zusammen. „Oh Reed, es ist dein Haus.“
Er trat hinter sie, legte die Arme um ihre Taille. „Nein, Marietta, nicht mein Haus, sondern deines. Schon die ganze Zeit.“
In seinen Armen drehte sie sich zu ihm um. „Du hast es für mich gekauft? Wann?“
„Nachdem du die Stadt verlassen hattest. Niemand außer dir sollte es bekommen.“ Zärtlich fuhr er ihr mit einer Fingerspitze über die Wange. „Du solltest immer einen Ort haben, an den du nach Hause kommen konntest. Der Ort, an den du gehörst.“
Er hatte Marietta das Einzige geschenkt, was sie je gebraucht, je gewollt hatte. Dieser Mann, der sie in- und auswendig kannte, hatte vor all den Jahren sein Herz geopfert, damit sie glücklich werden sollte, und jetzt schenkte er es ihr in diesem Haus, nur um sie glücklich zu machen.
Weihnachten würde dieses Jahr für immer bleiben, hatte er gesagt, aber Marietta hatte nie glauben können, dass irgendetwas lange währte, schon gar nicht für sie. Die Tränen ließen sich nicht mehr zurückhalten, sie rannen über ihre Wangen, doch Reed wischte sie behutsam fort. „Nicht weinen, Marietta.“
Nur konnte sie nicht aufhören. Ihre Kehle war wie zugeschnürt, ihr Herz floss über vor Freude und Glück. „Du hast die Küche gestrichen und die Becher in den Schrank gestellt“, brachte sie hervor. „Warum?“
„Musst du das wirklich fragen? Weil ich dich liebe, Marietta. Ich
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