Julia Extra Band 374
Sie, gleichgültig, wie weit Sie Ihre großen grünen Augen auch aufreißen oder Ihre blonden Locken schütteln … Nathanael ist nicht für eine ernsthafte Beziehung zu haben.“
Wenn seine ganze Haltung nicht so todernst, ja, fast bedrohlich gewesen wäre, hätte Emma vielleicht herzlich über dieses Missverständnis gelacht. Sie stand Nat wirklich sehr nah und zählte ihn zu ihren engsten Freunden. Seit er nach der Übernahme des Granchester durch seinen älteren Bruder in das Hotel gekommen war, hatten sie sich auf Anhieb bestens verstanden und waren immer füreinander da gewesen. Gut, anfangs hatte Nat auch einmal einen Annäherungsversuch bei ihr gestartet, aber wohl mehr aus Gewohnheit als aus ernsthaftem erotischem Interesse. Und sobald sie ihm auf die Finger geklopft und ihm erklärt hatte, dass sie nicht interessiert sei – wie sie es im Übrigen auch bei Ciro getan hatte –, waren sie echte Freunde geworden.
Emma fand diese Nähe zu Nat tröstlich und entspannend. Welches Recht hatte also sein tyrannischer Bruder, sich einzumischen? Wenn sie doch nur Gelegenheit gehabt hätte, vor diesem Gespräch mit Nat zu reden! War es Zufall, dass Zak Constantinides sie ausgerechnet jetzt gerufen hatte, während sein Bruder eine wichtige Besprechung hatte? „Weiß Nat, was Sie mir hier sagen?“, fragte sie unerschrocken. „Weiß er, dass Sie für ihn Entscheidungen treffen? Denn auch wenn er für Ihr Familienunternehmen arbeitet, denke ich, sollte er selbst über sein Leben entscheiden und darüber, mit welchen Menschen er verkehrt.“
„Er ist für keinerlei Beziehung zu haben“, wiederholte Zak unbeirrt. Das Aufblitzen in ihren schönen grünen Augen verriet ihm jedoch, dass sie sich nicht so leicht würde abschrecken lassen. Weshalb er es für das Beste hielt, ihr klarzumachen, dass er die Wahrheit kannte. Vielleicht würde sie das ja veranlassen, seine Sicht der Dinge zu akzeptieren. „Schon gar nicht mit einer Frau, wie Sie es sind.“
All ihr Mut löste sich augenblicklich in Nichts auf. Angst legte sich mit eiskalter Hand um ihr Herz. Denn Zaks stählerner Blick sagte ihr, dass sie durchschaut war und man der Vergangenheit auf Dauer nicht entkommen konnte. „Eine Frau, wie ich es bin?“, wiederholte sie leise.
Heißer Triumph erfüllte ihn, als er ihre schuldbewusste Miene sah. „Ich frage mich, warum Sie Ihren Ehenamen abgelegt haben. Gibt es einen Grund dafür?“, erkundigte er sich genüsslich. „Einen Grund, warum Sie Ihre diesbezügliche Vergangenheit aus Ihrem Lebenslauf gestrichen haben?“ Er deutete auf eines der vor ihm liegenden Papiere. „Denn lautet Ihr eigentlicher Name nicht Emma Patterson … und waren Sie nicht einmal die Frau des Rockstars Louis Patterson?“
Leichenblass und wie erstarrt saß Emma da. Da war sie also wieder. Die Vergangenheit ließ sie nicht los. Hatte sie sich wirklich eingebildet, dass sie sich ganz in der Gegenwart verlieren könnte, wie es so schön hieß? Dass das Dunkel ihres früheren Lebens nicht immer wieder nach ihr greifen würde?
„Und? Waren Sie mit Louis Patterson verheiratet?“, hakte Zak gnadenlos nach.
Sie schluckte. „Ja, das ist richtig“, antwortete sie heiser.
Darauf sah Zak sie kalt und verächtlich an. „Ihr Exmann starb an einer Überdosis. Verraten Sie mir also eines, Mrs Patterson … sind Sie auch ein Junkie?“
2. KAPITEL
Zak Constantinides’ Worte trafen Emma wie ein Kugelhagel. Worte wie Überdosis und Junkie , die sie längst hinter sich gelassen zu haben glaubte … zusammen mit allen Erinnerungen, die damit verbunden waren.
Stumm vor Entsetzen sah sie ihren Boss an, der seine Frage wiederholte.
„Nehmen Sie Drogen, Miss Geary?“
„Nein … nein! Ich habe das Zeug nie angerührt, niemals! Sie haben kein Recht, mich zu beschuldigen!“
„Und genau da irren Sie sich. Ich habe sogar jedes Recht, meinen Bruder vor Frauen mit zwielichtiger Vergangenheit zu beschützen!“
Emma atmete tief ein. „Ich war mit einem Mann verheiratet, der drogen- und alkoholsüchtig war, Mr Constantinides“, räumte sie leise ein. „Aber das wusste ich nicht, als ich ihn kennenlernte. Damals war ich noch sehr jung und habe einen schweren Fehler gemacht. Haben Sie nie in Ihrem Leben Fehler gemacht?“
Er schüttelte den Kopf. Jedenfalls nicht, was seine Beziehungen betraf. Er war für seine eher altmodischen, traditionellen Wertvorstellungen bekannt und stolz darauf. Was bedeutete, dass eine Frau mit der Vergangenheit von
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