Julia Extra Band 374
seine plötzlich so unverkennbar ablehnende Haltung? Ärgerte es ihn, dass er sie so begehrlich angesehen hatte?
Und war das nicht auch gerade ihr Problem – dass sie ihn ebenfalls begehrte?
Rasch sprang sie aus dem Bett und zog sich an. So sehr sie sich auch dagegen wehrte, sie hatte Zak Constantinides soeben in einer Weise begehrt wie noch keinen anderen Mann zuvor. Nicht einmal ihren eigenen Ehemann!
Natürlich hatte auch er das mächtige Knistern zwischen ihnen gespürt. Da er sie ohnehin für eine Frau hielt, die zu allem bereit war, um sich einen reichen Mann zu angeln, würde ihr Verhalten ihn nur in seiner schlechten Meinung bestärken. Es war also unbedingt nötig, dass sie sich zusammenriss und vor allem ihre Schwäche für diesen Mann in den Griff bekam. Denn sie war keine Marionette, die er ganz nach seinem Willen tanzen lassen konnte. Sie hatte sich ihren Ruf als Innenarchitektin im Granchester durch harte Arbeit errungen und wollte sich das so mühsam Erreichte nicht wegen eines Mannes zunichte machen lassen, den sie im Grunde gar nicht mochte.
Auf keinen Fall! Für den Anfang würde sie ihm dezent, aber unmissverständlich klarmachen, dass sie nicht darauf aus war, ihn zu verführen. Mit anderen Worten, sie würde sich nicht für ihn herausputzen, sondern es darauf anlegen, als graue Maus zu erscheinen. Eine schwarze Samthose kombiniert mit einer weiten weißen Bluse, das noch feuchte Haar zu einem losen Knoten im Nacken frisiert. Verzicht auf jegliches Make-up und als einziger Schmuck ein Paar baumelnde Muschelohrringe … der Effekt war gepflegt, aber nichtssagend.
Als Emma das Restaurant betrat, begriff sie allerdings sofort, dass sie allein durch die Schlichtheit ihrer Kleidung mehr herausstach, als ihr lieb war. Die übrigen anwesenden Frauen trugen ausnahmslos so viel Haut und glitzernde Juwelen wie möglich zur Schau. Ihr blieb nichts anderes üblich, als dem verblüfften Ober selbstbewusst Zaks Namen zu nennen und ihm zu dem Tisch zu folgen, wo er sie erwartete. Sie hatte ganz vergessen, wie es war, wenn die Leute einen danach beurteilten, in wessen Begleitung man sich befand. Wie Menschen, die sie gar nicht kannten, sie von oben bis unten musterten und beurteilten.
Zak erhob sich galant, um sie zu begrüßen. Sie glaubte sein Missfallen zu spüren, als er sie prüfend ansah. Und obwohl genau das der Zweck ihres Outfits war, fiel es ihr als Frau doch schwer, seinem kritischen Blick standzuhalten.
„Sie sehen aus, als wollten Sie zu einem Rockfestival“, bemerkte er missbilligend.
„Und Sie, als wollten Sie gleich ein feindliches Übernahmeangebot machen“, entgegnete sie mit einem bezeichnenden Blick auf seinen dunklen Anzug.
Für einen Moment war er versucht zu lächeln. Gerade noch rechtzeitig fiel ihm ein, dass er sie nicht eingeladen hatte, um sich zu amüsieren. Vielleicht war es sogar gut, dass sie aussah, als wollte sie sich gleich im Yogasitz auf den Boden setzen und meditieren. Er lehnte sich zurück und sah zu, wie der Ober ihr die Speisekarte reichte. „Wie wäre es, wenn Sie mich bestellen lassen, um Zeit zu sparen? Die Steaks sind ausgezeichnet.“
Emma lächelte höflich. „Ganz bestimmt, aber ich esse kein Fleisch.“
„Sie essen kein Fleisch?“
„Welchen Teil meines Satzes haben Sie nicht verstanden, Mr Constantinides?“
Er schüttelte den Kopf. „Kein Wunder, dass Sie so blass sind!“
„Sie sollten es vielleicht auch einmal versuchen. Weniger Fleisch soll zu weniger Aggression führen.“
Darauf lachte er nur. „Ein richtiger Mann isst Fleisch, Emma.“
Bei dieser wenig dezenten Anspielung auf seine Männlichkeit senkte Emma rasch den Blick, um die sehr überschaubare Auswahl an vegetarischen Gerichten in der Speisekarte zu studieren. Bildete er sich wirklich ein, er könnte mit seinem Macho-Gehabe bei ihr landen? Die Antwort lautete eindeutig ja – und erschreckenderweise hatte er vermutlich sogar recht! Unwillkürlich dachte sie daran, wie er sie angesehen hatte, als sie aufgewacht war, und wie sie kurz davor gewesen war, sich zu vergessen. Die Frau, die ihm widerstehen konnte, wenn er es wirklich darauf anlegte, musste wahrscheinlich erst noch geboren werden.
Plötzlich beschlich Emma ein Hauch von Angst, denn sie ahnte, dass Zak Constantinides sich seiner Wirkung auf Frauen durchaus bewusst war. Auf keinen Fall durfte er entdecken, welch ungebetenen Gefühle er in ihr geweckt hatte.
„Ach ja, und wollen Sie wirklich an
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