Julia Extra Band 374
„Kannten Sie Susan?“
Marlon presste die Lippen zusammen. „Ja. Ich habe damals an seinem ersten Film mitgearbeitet. Sie war ganz normal. Eine Durchschnittsfrau. Die beiden haben zusammen studiert.“
Susan war also wie sie. Ganz anders als die Filmstars, mit denen Alex jetzt verkehrte.
„Er hatte immer eine sehr enge Beziehung zu seiner Familie. Wahrscheinlich glaubte er, er hätte alles: eine glückliche Familie, eine glückliche Ehe und beruflichen Erfolg. Kein Wunder, dass es ihn so hart getroffen hat, als alles den Bach runtergegangen ist.“
Marlon suchte ein kornblumenblaues Etuikleid aus Seide heraus, das er ihr reichte.
„Hat es Sie überrascht, als die beiden sich getrennt haben?“, hakte Jen nach, weil sie unbedingt mehr erfahren wollte.
„Ich glaube, es hat alle überrascht – Alex eingeschlossen.“ Ohne sie anzublicken, zupfte er an dem Kleid herum. „Und natürlich hatte er keinen Ehevertrag abgeschlossen. Sie hat ihn also richtig ausgenommen.“
Die Zeitungen hatten also die Wahrheit geschrieben. Kein Wunder, dass Alex nicht scharf darauf war, aus einem One-Night-Stand mehr werden zu lassen!
Hatte er geglaubt, Susan vertrauen zu können, weil sie den wahren Alex kannte? Jen verstand nun, warum er oberflächliche Beziehungen bevorzugte.
Da Marlon sie mit seiner Offenheit verlegen gemacht hatte, störte es sie schließlich nicht mehr, dass sie in Unterwäsche dastand.
„Ich ziehe mich wieder an und gehe dann“, sagte sie, als er verkündete, dass er fertig wäre.
Kurzerhand entriss er ihr die alten Jeans und warf sie in den nächsten Papierkorb.
„Jetzt gibt es kein Zurück mehr“, erklärte er. „Finden Sie sich in Ihre Rolle ein.“ Sichtlich stolz hakte er sie unter. „Und nun lassen Sie uns Alex zeigen, was er bisher verpasst hat.“
Als die Tür endlich geöffnet wurde, seufzte Alex erleichtert und blickte auf. Es dauerte einen Moment, bis er Jen sah, denn sie hatte sich hinter Marlon versteckt.
Dieser lächelte selbstgefällig, als er zur Seite trat. „Sieht sie nicht umwerfend aus?“
Für eine Weile verschlug es Alex die Sprache. Unter Marlons Aufsicht hatte Jen sich in den letzten Stunden völlig verwandelt – die zarte Sommerbräune ließ ihre blauen Augen strahlen, und nichts an den goldblonden Strähnen erinnerte mehr an den grellorangefarbenen Strubbelkopf.
„Wow!“, brachte er schließlich hervor.
War es wirklich so eine gute Idee gewesen, sie Marlon anzuvertrauen? Schließlich würde sie niemals weniger attraktiv sein. Der Gedanke, dass er damit alles nur noch schlimmer machen könnte, war ihm gar nicht gekommen.
Jen errötete nun und strich sich verlegen durchs Haar.
„Na los, sagen Sie mir Ihre Meinung“, forderte sie ihn auf.
In den engen dunklen Jeans wirkten ihre Beine endlos lang. Die Bluse sah teuer und edel aus. Jen hatte nicht mehr viel Ähnlichkeit mit der wütenden jungen Frau, die er vor einigen Tagen in seinem Apartment angetroffen hatte. Sein Magen krampfte sich zusammen, und Alex wurde heiß.
„Fantastisch“, sagte er. „Tolle Arbeit, Marlon, wie immer. Wir müssen uns bald mal wieder treffen.“ Er legte seine Unterlagen auf den Laptop und stand auf. „Ich muss jetzt nach Hause und einige Anrufe erledigen.“
Tatsächlich musste er sofort die Flucht ergreifen. Er ignorierte Jens verwirrte Mine und stürzte förmlich zur Tür. Doch obwohl er sich nicht zu ihr umdrehte, als sie ihm folgte, war er sich ihrer Nähe nur allzu deutlich bewusst.
6. KAPITEL
Es war fantastisch, aufzuwachen und in den Spiegel zu sehen und sich ausnahmsweise einmal zu gefallen. Typveränderungen werden völlig unterschätzt, dachte Jen. Blonde Highlights und ein paar Schminktipps, und sie fühlte sich, als könnte sie die Welt erobern.
Solange Alex nicht dazugehörte.
Sie unterdrückte die Enttäuschung, die sie immer noch verspürte, weil er am Vortag so wenig begeistert reagiert hatte. Er hatte kaum eine Bemerkung über ihre Verwandlung gemacht und war gleich nach ihrer Rückkehr in seinem Arbeitszimmer verschwunden. Aber was hatte sie erwartet? Dass Alex Hammond, der die schönsten Frauen haben konnte, bei ihrem Anblick in Designerjeans in Ohnmacht fallen würde?
Der gestrige Tag war ein Wendepunkt gewesen. Für sie hatte er den Beginn einer Freundschaft markiert, doch Alex hatte sich offenbar nur von seinen momentanen Problemen abgelenkt. Er hatte sich lediglich an die Vereinbarung gehalten, und es war naiv von ihr gewesen, mehr
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