Julia Extra Band 374
Konzentrieren wir uns jeder auf sein eigenes Leben.“
„Genau meine Meinung. Aber ich habe die Situation nicht ausgenutzt. Du hast meinen Kuss erwidert.“
„Du hast mich dazu gebracht.“
Alex lachte ungläubig. „Wie bitte? Ich kenne dich zwar noch nicht so lange, aber ich kann mir beim besten Willen nicht vorstellen, dass irgendjemand dich zu etwas zwingen kann.“
Jen musste zugeben, dass er recht hatte. Sie hatte seinen Kuss erwidert. Aber er hatte die Initiative ergriffen. Um das Ganze zu beenden, ging sie in die Defensive.
„Wir waren beide daran beteiligt“, räumte sie ein. „Ich weiß nicht, warum du so eine große Sache daraus machst. Ein One-Night-Stand kommt für mich nicht infrage.“ Sie tat das Rührei auf einen Teller. „Es ist nichts Persönliches.“
Sein Lachen klang bitter. „Ein One-Night-Stand? Glaubst du wirklich, das würde es sein?“
„Was soll ich deiner Meinung nach denn glauben? Die Arbeit steht für dich an erster Stelle. Du willst nur flüchtige Affären. Das ist in Ordnung, aber ich will keine Eintagsfliege sein. Für keinen Mann.“
Alex dachte an Susan. An die Romantik zu Beginn ihrer Beziehung und wie sie sich dann entfremdet hatten, als er Erfolg gehabt hatte und immer mehr Energie in seine Arbeit hatte investieren müssen. An das Ende, als ihm klar geworden war, dass sie ihm völlig fremd war. Falls er sie überhaupt je richtig gekannt hatte. Das hatte natürlich nicht in den Zeitungen gestanden.
„Du bist natürlich im Vorteil, weil du alles über mich zu wissen glaubst“, erklärte er. „Denn alles, was je über mich gedruckt wurde, entspricht selbstverständlich den Tatsachen.“
Seine letzten Worte hatten frustriert geklungen, doch Jen bemühte sich um einen ruhigen Tonfall. „Dann erzähl mir, wie du wirklich bist. Warum sollte ich nicht alles glauben, was ich über dich gelesen habe?“
Was, zum Teufel, sollte er darauf antworten? Und warum sollte er es überhaupt tun? In Jens Augen war er ein Playboy. Die Presse hatte ihn mit so vielen Frauen in Verbindung gebracht. Bei einigen war es reine Spekulation gewesen, bei den meisten hatte es allerdings gestimmt. Die Journalisten hatten sich lang und breit über die Kosten seiner Scheidung ausgelassen. Es hatte jedoch auch andere Kosten gegeben, über die man nicht berichtet hatte. Als alleinstehender Playboy war er für die Medien viel interessanter als ein Workaholic, der sich nur auf flüchtige Affären einließ, weil er keine Zeit für eine Familie hatte.
Alex umklammerte die Kante des Granittresens, atmete tief durch und fragte sich, wo er anfangen sollte. Ob er überhaupt anfangen sollte.
Das Geräusch der Sprechanlage durchbrach die angespannte Atmosphäre in der Küche. Jen blickte ihn erwartungsvoll an. Dann hob sie die Hände und ging hinaus, um zu öffnen.
Er hörte sie sprechen, hörte, wie sie die Tür öffnete und dann wieder schloss, und schließlich kehrte sie in die Küche zurück. Er sah von ihr lediglich die langen Beine. Der Rest wurde von einem ebenso gigantischen wie geschmacklosen Arrangement aus roten Rosen sowie Mispel- und Tannenzweigen verdeckt. Er traute seinen Augen nicht.
Sie wuchtete das Gebilde auf dem Küchentisch, und als sie dahinter hervorkam, waren ihre Wangen vor Aufregung gerötet. Dann nahm sie die Karte heraus und öffnete sie.
„Die Blumen sind von Richard Moran!“, verkündete sie entzückt.
Hatte er das nicht gleich gewusst? Der Typ hatte überhaupt keinen Stil. Das Motto Weniger ist mehr war Moran offenbar fremd.
Jen schien das allerdings nicht zu stören. Aufgeregt blickte sie Alex an.
„Er hat mich zu dem Pferderennen eingeladen!“, informierte sie ihn atemlos. „Diese VIP-Veranstaltung, bei der ich versehentlich mitgeboten hatte. Anscheinend dachte er, ich wollte den Zuschlag bekommen und könnte es mir nicht leisten, weiter mitzubieten!“
Der Stich der Eifersucht, den er prompt verspürte, bewies ihm, dass der Kuss in der Nacht ihm mehr bedeutet hatte, als er sich eingestehen wollte. Was für ein Mistkerl! Alex konnte nicht fassen, dass Jen darauf hereinfiel.
„Spielst du allen Ernstes mit dem Gedanken, ihn zu begleiten? Wie viel Material brauchst du denn noch?“
Ungläubig sah Jen ihn an. „Natürlich begleite ich ihn! Das Ganze entwickelt sich besser, als ich mir erhofft hatte.“
„Je länger du damit weitermachst, desto größer ist die Wahrscheinlichkeit, dass er erfährt, wer du bist. Wenn du den Tag allein auf der Rennbahn mit
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