Julia Extra Band 374
darauf, dass die Frau aus dem Reisebüro zurückruft.“
„Sie ruft wieder an, wenn du nicht da bist. Na komm. Ich möchte die frische Luft genießen, ich möchte den Regen auf der Haut spüren.“
Meg schaute aus dem Fenster. Ja, es regnete, und er hatte sicher seit Langem den Regen nicht mehr gespürt. Sie war erleichtert, dass er nicht versuchte, sie zu küssen, bis sie völlig verwirrt war. Andererseits hatte sie das Gefühl, ihn überhaupt nicht zu kennen.
„Kannst du nach allem, was wir zusammen erlebt haben, nicht wenigstens mit mir spazieren gehen, Meg?“
„Du hast mich gestern Abend gekränkt.“
„Ich entschuldige mich dafür. Es tut mir ehrlich leid. Wir fangen noch einmal von vorn an, ohne dass all dies drohend über uns hängt.“
Aber sie war stärker, als sie gedacht hatte. Sie sah ihm in die Augen und wollte ihn einfach nicht mehr. Der Entschluss fiel ihr überraschend leicht. Sie blickte den Mann an, der ihr das Herz gebrochen hatte, und wusste, dass er es ihr wieder brechen würde. Das ließ sie schlicht nicht zu.
Es war vorbei.
Ganz gleich, was der Schwangerschaftstest anzeigte, es war viel besser, wenn sie es weit weg von Niklas herausfand. Sie würde heute nach Hawaii fliegen und ohne ihn bessere Entscheidungen über ihre Zukunft treffen.
„Los, ich will meine Freiheit genießen.“
Vielleicht war es draußen leichter, ihm zu sagen, dass es zwischen ihnen aus war. Hier im Hotelzimmer könnten seine Küsse sie schwach machen. Deshalb nickte sie und ging, um ihre Jacke zu holen und sich zu kämmen.
„Kümmere dich nicht darum“, sagte Niklas. „Dein Haar ist gut so.“
Er hatte recht. Ihr Haar war jetzt nicht wichtig. Es war ihr Herz, um das sie sich kümmern musste.
Sie fuhren mit dem Lift nach unten und verließen das Hotel. Meg spürte den warmen Regen im Gesicht. Als Niklas nach ihrer Hand griff, zog sie sie zurück. Noch eine Chance würde sie ihm nicht geben. Seine letzte am vergangenen Abend hatte er genutzt, um sie zu kränken. Und eben diese erbärmliche Entschuldigung.
„Es ist aus, Niklas. Ich werde die Scheidung einreichen.“
„Wir gehen in eine Bar und reden darüber.“
„Es gibt nichts zu besprechen.“ Meg blieb stehen, was auf einer so belebten Straße nicht besonders klug war.
Ein paar Passanten beschwerten sich wütend. Niklas nahm ihre Hand, und sie gingen weiter. Sie war sicher, dass sie die richtige Entscheidung traf, weil sie ihn nicht kannte und er sie nicht kannte. Der Spaziergang würde die Atmosphäre nicht reinigen. Nur wenn er angefangen hätte, sie zu küssen, hätten sie vielleicht noch eine Chance gehabt. Weil Sex das Einzige war, was für ihre Beziehung sprach. Auch wenn es verrückt war, das zu denken: Sollte ein Mann nicht so seine Freiheit feiern? Wenn er sie liebte, wenn er sie begehrte, hätte er dann nicht als Erstes mit ihr schlafen wollen, anstatt sich einen Spaziergang zu wünschen?
„Nur zwei Häuserblocks entfernt ist eine Bar, die ich kenne“, sagte Niklas.
„Ich will nicht in eine Bar gehen.“
„Auf der Straße ist es zu laut. Da drin können wir richtig reden.“
„Ich will nicht reden.“ Meg geriet in Panik, ohne genau zu wissen, warum. Er hielt sie zu fest am Handgelenk und zog sie immer schneller mit sich. Ihr kam der Gedanke, dass er gar nicht gegen Kaution aus der Untersuchungshaft entlassen worden war. War er geflohen? Sie erinnerte sich an das Sirenengeheul der Polizeiautos. Ihr fiel auch ein, wie sich die Angestellten in der Apotheke um das Fernsehgerät gedrängt und seinen Namen gerufen hatten. Weil Niklas Dos Santos geflohen war? „Niklas …“
Sie hörte Musik hämmern und sah einen Imbissstand, als sie in eine Seitenstraße einbogen. Es waren so viele Menschen um sie herum, dass Meg sicher war, nicht in Gefahr zu sein. Sie riss sich los und blieb stehen. Niklas drehte sich um und legte ihr die Hand an die Wange.
Meg erschauerte, aber nicht vor Lust. In seinem Blick lag etwas Böses und Drohendes. Es war dumm von ihr gewesen, sich mit diesem Mann einzulassen, dumm, ihrem Herzen zu folgen. Das hatte sie jetzt davon. Sie war in einer schmuddeligen Seitenstraße in Brasilien gelandet, mit einem Mann, vor dem sie nun schreckliche Angst hatte.
„Wir sprechen später darüber, was aus unserer Beziehung werden soll. Zuerst will ich meine Freiheit feiern, und zwar mit dir.“ Er packte Meg am Arm. „Den Wunsch wirst du mir ja wohl nicht abschlagen?“
„Doch. Lass mich los.“
„Verdirb mir nicht
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