Julia Extra Band 374
ihrem Bein. Niklas hatte den Leibwächter organisiert, der seinen Zwillingsbruder erschossen hatte. Sie konnte nicht verstehen, dass er das so mühelos abtat.
Ging ihm nichts nahe?
Er drückte ihren Schenkel, was wohl bedeutete, dass sie fast am Ziel waren und er sie sehr bald in ein Schlafzimmer führen würde.
„Wir sind da.“
Es war das schönste Haus, das Meg jemals gesehen hatte. Dunkles Holz, weiße Möbel, große Fenster und Glasschiebetüren, und überall Sonnenlicht.
Niklas sagte ihr, von diesem Haus habe er während seiner Untersuchungshaft geträumt. „Gefällt es dir?“
„Es ist toll.“
„Sieh mal …“ Er nahm sie bei der Hand und führte sie ins Schlafzimmer, dann öffnete er die riesigen Glastüren und zeigte ihr den Rasen, der sich bis zum Fuß eines Bergs erstreckte. Außer Vogelgezwitscher war nichts zu hören.
An so einem Ort kann man zur Ruhe kommen, dachte Meg.
„Ich habe den Hausangestellten freigegeben. Sie kommen erst, wenn ich sie rufe. Sie haben uns genug zu essen dagelassen.“
Ihre Sachen hingen bereits im Kleiderschrank. Als Niklas wieder die Arme um sie legte und sie fest an sich zog, fing Meg an zu weinen.
Was ihn anscheinend überhaupt nicht überraschte. „Du bist erschöpft.“
Ja, war sie. Davon, ihn ein Jahr lang zu lieben.
„Wirst du jetzt vorschlagen, dass wir ins Bett gehen?“
„Meg …“ Er merkte ihr an, wie aufgebracht sie war, und er konnte es ihr nicht verübeln. „Von mir aus sei böse auf mich. Du hast es verdient. Wenn du schreien willst, nur zu. Ich habe dir Entsetzliches zugemutet, und ich versuche, das Richtige zu sagen und zu tun, damit du dich besser fühlst. Wahrscheinlich mache ich es falsch, aber fürs Erste bist du hier, und in Sicherheit.“
Es war das „fürs Erste“, das sie fast umbrachte. „Ich weiß nicht, was mit mir los ist. Ich bin so wütend! So durcheinander.“
„Du stehst noch unter Schock. Du bist beinahe entführt worden, und du hast miterlebt, wie ein Mann erschossen wurde.“
„Ich habe miterlebt, wie dein Zwillingsbruder erschossen wurde!“, schrie Meg. „Ich dachte, du bist es.“
Niklas antwortete nicht. Er hielt sie einfach fest.
„Sollte es nicht umgekehrt sein? Solltest du nicht derjenige sein, der weint? Er war dein Bruder.“
„Damit fertigzuwerden, ist meine Sache.“
„Kannst du nicht mit mir zusammen damit fertigwerden?“
„Ich mache solche Dinge lieber mit mir allein aus.“ Er war sehr ehrlich. „Ich will nicht über mich reden. Im Moment möchte ich für dich da sein, Meg.“
Niklas nahm alles von ihr und gab nichts von sich. Vielleicht musste sie das einfach akzeptieren. Er empfand für niemanden etwas. Sie blickte hinaus auf die Berge und hoffte, dass sie hier ein bisschen Ruhe fand, bevor sie ihn verließ.
„Wenn die Reporter herausbekommen, dass das Haus dir gehört, tauchen sie garantiert bald auf.“
„Es gehört mir nicht“, sagte Niklas. „Es ist auf deinen Namen eingetragen. Ich habe es für dich gekauft, bevor ich verhaftet wurde. Ich wollte die Scheidung, ich wusste, dass ich möglicherweise sehr lange im Gefängnis sitzen würde, und das Haus sollte ein Teil deiner Abfindung sein. Einen Tag, bevor mein Vermögen eingefroren wurde, ging der Kauf durch.“ Er lächelte sie an. „Diese Immobilie konnten sie nicht beschlagnahmen, weil sie dir gehört.“
„Du hast das Haus für mich gekauft?“
„Es ist groß genug für eine Ferienpension.“
Er hatte gewusst, dass man ihn verhaften würde, und dennoch hatte er sich weiter um sie gekümmert. Das war unfassbar.
„Warum weinst du?“
„Weil du so etwas getan hast.“
„Ich habe gesagt, ich werde mich um dich kümmern.“
Er hatte jedes Versprechen gehalten, das er ihr gegeben hatte, und ihre Träume nicht vergessen.
Sie gingen durchs Haus, und er zeigte ihr alle Zimmer, bevor er sie in die Küche mit den großen Backöfen und Arbeitsplatten führte. Er hatte das perfekte Heim ausgesucht – doch er hatte nie vorgehabt, hier gemeinsam mit ihr zu leben.
„Ich muss wahrscheinlich eine Weile hier wohnen. Ich überweise dir die Miete, wenn ich mein Vermögen zurückhabe.“
„Überweisen?“, wiederholte Meg.
„Du musst zu deinen Eltern nach Sydney.“
In dem Moment wusste sie, dass sie ihm etwas bedeutete, und warum er sie wegschickte. „Du kannst nicht einmal für kurze Zeit mitkommen, weil du gegen Kaution auf freiem Fuß bist. Und du lässt mich nicht bleiben, weil du glaubst, dass du vielleicht
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