Julia Extra Band 374
wieder ins Gefängnis wanderst.“
„Mehr als vielleicht. Weil Miguel der beste Anwalt ist, den ich kenne.“ Niklas lächelte. „Nichts für ungut.“
Immer brachte er sie zum Lächeln. Und, das wurde ihr plötzlich klar, er hatte sie immer geliebt. Auch wenn er es einfach nicht sehen wollte. Rosa hatte recht. Er hatte stets für sie gesorgt, und er versuchte auch jetzt, für sie zu sorgen.
„Ich bezweifle, dass man die Anklage fallen lässt. Miguel wird nicht einfach so ein Geständnis ablegen. Das heißt, es gibt einen Prozess und möglicherweise jahrelange Ungewissheit. Und es kann sein, dass sie mich dann wieder einsperren. Du musst zurück zu deiner Familie.“
„Du bist meine Familie.“
„Nein, Meg. So gern ich dich hier haben möchte, so sehr mir ein Besuch alle drei Wochen auch helfen würde, nicht den Verstand zu verlieren, ich werde das nicht mit dir machen.“
„Doch.“
„Nein.“ Niklas blieb eisern. „Wir verbringen zwei Nächte in diesem Haus, und dann fliegst du nach Hause, wie ich es deinem Vater versprochen habe. Bis du in Australien landest, habe ich schon die Scheidung eingereicht.“
„Warum habe ich nichts dabei zu sagen?“, schrie Meg wütend. „Du bist genauso schlimm wie meine Eltern, schreibst mir vor, wie ich mein Leben führen soll!“
„Willst du etwa hier oben in den Bergen leben, alle drei Wochen ins Gefängnis kommen und eine Nummer schieben?“
„Deine Ausdrucksweise ist abscheulich!“
„Dein Leben könnte es werden“, erwiderte Niklas. „Schwanger, mit deinem Ehemann im …“
Sie hörte den Rest nicht mehr. Ihr fiel ein, was sie hatte herausfinden wollen, bevor Emilios an die Tür geklopft hatte.
Niklas beobachtete, wie sich ihre Wut in Panik verwandelte. Meg sagte ihm, dass sie vielleicht schon schwanger war, und beobachtete ihrerseits, wie Furcht in seinen Augen aufflackerte.
So sollte es nicht sein.
Er stand stumm da, als sie ins Schlafzimmer ging, um ihre Sachen zu durchsuchen. Ja, Rosa hatte alles eingepackt. Der Schwangerschaftstest war da.
Benommen kehrte Meg in die Küche zurück. Sie war tatsächlich schwanger.
„Du musst nach Hause zu deinen Eltern.“
„Ist das alles, was du dazu zu sagen hast?“
„Ja.“
Seine Gleichgültigkeit war kaum zu fassen. Wie konnte er sich einfach abwenden? „Du willst uns beide aufgeben?“
„Du hast ein besseres Leben, wenn …“
„Hätte ich wahrscheinlich“, unterbrach ihn Meg. „Weil ich es satt habe, mit einem Mann verheiratet zu sein, der nicht mit mir reden kann, der alle Probleme mit Sex löst. Der, selbst wenn er es nicht zugibt, mich wirklich liebt. Ich habe keine Lust mehr, zu versuchen, es aus dir herauszupressen.“
„Dann geh.“
„Willst du das?“
„Es ist möglich, dass ich am Ende nichts mehr habe!“
Die Furcht, die Meg eben flüchtig beobachtet hatte, war nichts im Vergleich zu dem Entsetzen, das jetzt in seinem Blick lag. Niklas sah sich im Geiste Mülltonnen nach Lebensmitteln durchsuchen. Nicht nur für sich, sondern auch für seine Frau und sein Kind. Weil sie von ihm verlangte, für eine Familie zu sorgen. Da wusste Meg plötzlich, dass sie niemals echte Angst kennengelernt hatte. Dass sie niemals das ganze Ausmaß seiner panischen Angst verstehen würde.
Sie würde nicht hungrig sterben.
Sie würde nicht unbeachtet die Welt verlassen.
Sie würde vermisst werden.
„Vielleicht bin ich nicht in der Lage, dir irgendetwas zu bieten, Meg. Vielleicht haben wir nichts.“
„Jeder von uns hätte immer noch den anderen.“
„Du weißt nicht, was ‚nichts‘ bedeutet.“
„Erklär es mir.“
„Ich will nicht darüber sprechen.“
„Dann werde ich abreisen und mich von dir scheiden lassen, Niklas. Und wag es ja nicht, in mein Leben zurückzukehren, wenn die Anklage fallen gelassen wird und du meinst, dass die Zeit gerade günstig dafür ist. Ich sorge dafür, dass du nie erfährst, ob ich einen Sohn oder eine Tochter habe. Ich schreibe ‚Vater unbekannt‘ in die Geburtsurkunde. Für dein Kind wirst du wirklich ein Nichts sein.“
Meg kämpfte für das Baby und die Familie, die sie sein könnten. Und als sie sich zum Gehen wandte, kämpfte auch Niklas für diese Familie.
„Bleib.“
„Wozu? Wollen wir ins Bett gehen? Oder es hier tun?“, fragte sie herausfordernd. „Oder reden?“
„Du redest zu viel.“ Er zog sie an sich, küsste sie auf den Mund, versuchte verzweifelt, sie mit einem Kuss zurückzugewinnen, aber sie drehte das Gesicht
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