Julia Extra Band 374
nippte Meg an ihrem Champagner und hoffte, dass der Alkohol ihrem nervösen Geplapper ein Ende machte. Nur tat er es nicht. Zum einen war sie aufgeregt wegen des Flugs, zum anderen hatte sie noch nie neben einem so umwerfend attraktiven Mann gesessen. Beides zusammen schien zur Folge zu haben, dass sie zu viel redete.
„Um zehn Uhr morgens Alkohol zu trinken kommt mir irgendwie falsch vor“, hörte sie sich sagen und hätte sich ohrfeigen können. Was war bloß mit ihr los?
Niklas antwortete nicht. Er dachte schon wieder an die Arbeit, an all die Dinge, die er erledigen musste, bevor er einmal richtig Urlaub machen konnte.
Er würde Urlaub machen. In den vergangenen sechs Monaten hatte er keinen Tag Pause gehabt, und er freute sich wirklich darauf, zurück in Brasilien zu sein, in dem Land, das er liebte. Er freute sich auf das Essen, das er so gern mochte, und auf seine letzte Eroberung…
Ja, er würde sich zwei oder drei Wochen freinehmen und jede Minute nutzen, sich schöne Frauen und wunderbares Essen gönnen und danach dasselbe noch einmal.
Bei dem Gedanken atmete er langsam aus, und es klang sehr nach einem Seufzen. Sogar nach einem gelangweilten Seufzen. Aber wie ist das möglich? fragte sich Niklas. Er hatte alles, was sich ein Mann nur wünschen konnte. Und er hatte hart dafür gearbeitet, arbeitete noch immer hart, um sicherzustellen, dass er niemals dorthin zurückkehren würde, wo er hergekommen war.
Ich habe alles abgesichert, sagte sich Niklas. Jetzt durfte er eine Weile Pause machen. In Brasilien endlich einmal richtig ausspannen, dann würde er diese nervöse Unruhe los sein. Er dachte an den Flug nach Hause, an die Landung in São Paulo, und was er dann tat, überraschte ihn selbst. Er hatte seinen Champagner ausgetrunken. Jetzt konnte er aufstehen und kurz mit der Flugbegleiterin sprechen. Stattdessen sprach er mit Meg.
2. KAPITEL
„São Paulo ist sehr dicht besiedelt.“
Sie waren inzwischen schon weit draußen über dem Meer, und Meg blickte aus dem Fenster, aber beim Klang seiner Stimme wandte sie ihm das Gesicht zu. Und Niklas versuchte, ihr zu erklären, wie es war, in diese endlos große Stadt einzufliegen.
„Im Sinkflug fliegt man für lange Zeit über die Stadt. Der Flughafen Congonhas liegt nur ein paar Meilen vom Zentrum entfernt.“
Er erzählte Meg von der kurzen Landebahn und dem schwierigen Anflug, und sie sah ihn entsetzt an.
„Wenn schlechtes Wetter ist, halten wahrscheinlich sogar die meisten der Passagiere, die den Flughafen kennen, bei der Landung den Atem an. Es hat schon viele Beinaheunfälle gegeben.“
Ihr so etwas gerade jetzt zu erzählen, war wirklich unmöglich von ihm! Und sie hatte ihn so nett gefunden. „Damit helfen Sie mir überhaupt nicht!“
„Doch. Ich habe so viele Flüge von und nach Congonhas hinter mir, dass ich sie schon nicht mehr zählen kann, und ich lebe immer noch. Sie brauchen sich keine Sorgen zu machen.“
„Jetzt habe ich vor der Landung auch Angst!“
„Ängste sind Zeitverschwendung.“ Niklas stand auf und holte seinen Computer heraus. Normalerweise hatte er für sinnloses Geplauder nichts übrig, und ganz bestimmt nicht auf einem Flug. Aber der Start hatte Meg so nervös gemacht, und eigentlich war es recht angenehm gewesen, beruhigend mit ihr zu reden. Nun saß sie still da und blickte wieder aus dem Fenster. Vielleicht musste er doch nicht den Platz wechseln.
Der Steward servierte die Vorspeise, und Meg ahnte, dass Mr Dos Santos mit einem Gericht von der Erste-Klasse-Speisekarte bewirtet wurde, denn was ihm serviert wurde, stand eindeutig nicht auf der Karte der Businessclass. Und da sie neben ihm saß, bekam sie es auch.
„Iranischer Wildkaviar auf Buchweizenblinis mit Sauerrahm und Dill“, säuselte der Steward, aber Niklas war zu beschäftigt, um darauf zu achten, was ihm hingestellt wurde. Meg hörte ihn frustriert seufzen, als er seinen Computer beiseiteschieben musste. Offensichtlich vermisste er den Schreibtisch in der ersten Klasse!
„Hier ist nicht genug Platz für …“ Niklas bremste sich. Er hörte sich an wie jemand, der sich ständig beschwerte. Sonst tat er das nicht. Weil er es nicht brauchte. Seine persönliche Assistentin Carla sorgte dafür, dass alles reibungslos lief. Heute hatte Carla jedoch keine Wunder wirken können, und er hatte bis Los Angeles viel zu erledigen. „Ich muss noch arbeiten. Ich habe eine Stunde nach der Landung ein Meeting und wollte die Zeit nutzen, um mich
Weitere Kostenlose Bücher