Julia Extra Band 374
Rechtsanwälte werden bestimmt einen Weg finden, mir einen Vorschuss zu geben. Es kann schließlich nicht mehr lange dauern, bis alle erforderlichen Formalitäten erfüllt sind.“
Hotel? Das musste er verhindern. „Es macht mir wirklich keine Umstände, wenn du weiter bei mir wohnst“, erklärte er.
„Ich möchte deine Gastfreundschaft nicht überstrapazieren. Ich bin dir schon genug zur Last gefallen.“
„Überhaupt nicht. Außerdem bin ich den Rest der Woche nicht da. Ich habe in Paris zu tun“, improvisierte er.
Isabella biss sich auf die Lippe. „Ich weiß nicht …“
„Bitte bleib, ich bestehe darauf!“ Sein Plan würde nur funktionieren, wenn Isabella ihm nicht ausweichen konnte. „So kann ich beruhigt nach Paris fliegen. Ich weiß dich dann in bester Obhut.“
„Okay, danke.“ Sie lächelte ihn an. „Bis du zurückkommst, werde ich mich entschieden haben.“
Und es würde eine Entscheidung in seinem Sinne sein. Dafür würde Antonio sorgen.
7. KAPITEL
Fünf Tage später saß Isabella bei Maria Rossi auf dem Sofa und trank Tee.
Die Tasse in ihrer Hand war aus feinstem chinesischem Porzellan, und der Teppich zu ihren Füßen musste ein Vermögen gekostet haben. Wie die gesamte Villa war auch das Wohnzimmer mit erlesenem Geschmack eingerichtet.
Maria selbst trug ein elegantes Seidenkleid und eine mehrreihige Perlenkette, Isabella einen einfachen Jeansrock und ein Baumwolltop. Sie kam sich vor wie Aschenputtel im Palast. Sie wusste weder, was das Protokoll für einen solchen Anlass vorschrieb, noch konnte sie sich den Grund für die Einladung zum Tee erklären.
„Vielen Dank für Ihre höfliche Geste, Mrs Rossi“, eröffnete sie daher tapfer das Gespräch. „Doch was ist der Anlass?“
„Nennen Sie mich bitte Maria.“
Diese Frau wollte etwas von ihr, das war klar. Doch was? Unbeirrt redete Isabella weiter. „Es muss schon einen ganz besonderen Grund geben, denn schließlich sind Sie in Trauer und empfangen keine Gäste, wie Antonio mir gesagt hat.“
„Sie sind kein Gast, Sie gehören zur Familie.“
Isabella glaubte, sich verhört zu haben. Familie? Sie war eine Fremde, eine Außenseiterin. Noch nie war sie in einem Haus zu Besuch gewesen, in dem Gemälde an den Wänden hingen, die sie nur aus Kunstbüchern kannte.
„Sie haben doch einen Vaterschaftstest machen lassen, oder?“, erkundigte sich Maria scheinheilig.
Das also war der Hintergrund! Sie hätte es wissen müssen. Keine Stunde, nachdem das Labor angerufen und ihr das Ergebnis mitgeteilt hatte, hatte das Telefon erneut geklingelt. Maria war am Apparat gewesen und hatte sie eingeladen.
Isabella nickte lediglich und trank einen Schluck Tee.
„Und?“
„Giovanni ist der Vater, eine andere Möglichkeit hat nie bestanden.“
Zu Isabellas Überraschung wurden Marias Augen feucht, und sie lächelte traurig. „Er wird sein Kind nie in den Armen halten können, was für ein grausames Schicksal.“
So hartherzig und abweisend sich Maria ihr gegenüber auch benommen hatte, sie war eine Mutter, die ihren Sohn verloren hatte. Isabella versuchte, Verständnis und Mitgefühl für sie aufzubringen. Sie wusste noch genau, wie sie sich nach dem Tod ihrer Mutter gefühlt hatte.
Maria fasste sich wieder und schenkte Tee nach. „Gibt es sonst noch Neuigkeiten?“, fragte sie.
War das eine Fangfrage? Wusste Maria etwas, das sie nicht wusste? Isabella zuckte die Schultern. „Antonio meint, es wird ein Mädchen.“
„So habe ich jedenfalls die Ultraschallbilder interpretiert.“ Unbemerkt hatte Antonio den Raum betreten.
Isabellas Herz klopfte wie verrückt, als sie sich zu ihm umdrehte. Was für eine Präsenz er besaß! Selbst in Freizeitkleidung – er trug Jeans und einen hellblauen Kaschmirpullover – umgab ihn eine Aura von Macht und Reichtum.
Fünf ganze lange Tage hatte sie ihn nicht gesehen, jedoch ständig in Kontakt mit ihm gestanden. Täglich hatte er angerufen oder ihr interessante Links über Schwangerschaft und Geburt gemailt. Erst heute Morgen hatte sie erfahren, dass er wegen ihrer Morgenübelkeit in der Arztpraxis mehrmals um Rat gefragt hatte. Das hatte sie überrascht, denn ein solch fürsorgliches Verhalten hätte sie ihrem Traumprinz, den sie bis jetzt vor allem als fantastischen Liebhaber kennengelernt hatte, nicht zugetraut.
Antonio begrüßte seine Mutter mit einem Kuss auf die Wange. Als er sich wieder aufrichtete, flog ein Schatten über sein Gesicht. Er musste Giovannis Foto entdeckt haben,
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