Julia Extra Band 374
ein guter Vater geworden wäre? Wäre er hart und streng gewesen wie der eigene Vater, oder hätte er sich den Vaterpflichten entzogen und seinen gewohnten Lebensstil beibehalten? Antonio glaubte eher Letzteres, ein überzeugter Playboy wie Gio hätte sich nicht geändert, nur weil er Vater geworden war.
Antonio dagegen war auf dem besten Wege, für ein Baby, das noch nicht einmal sein eigenes war, sein ganzes Leben auf den Kopf zu stellen. Er runzelte die Stirn. Wie verletzlich das winzige Wesen auf dem Bild wirkte! Er konnte ihm materiellen Wohlstand bieten und es beschützen. Doch würde er es auch lieben können?
„Alles in Ordnung?“
Die leise Frage schreckte ihn aus seinen Gedanken aus. Isabella musste ihn die ganze Zeit beobachtet haben.
Er räusperte sich verlegen. „Ich glaube, es wird ein Mädchen“, meinte er dann.
„Keine Ahnung, nach dem Geschlecht habe ich nicht gefragt.“ Sie ging zur Garderobe. „Mich interessiert nur, ob es gesund ist.“ Sie streifte das Papierhemd ab.
Wie eine weiße Wolke lag es zu ihren Füßen, und Antonios Puls beschleunigte sich. Langsam ließ er den Blick über ihre Waden nach oben schweifen, zwang sich dann jedoch, die Lider wieder zu senken. Wenn er sich jetzt keinen Einhalt gebot, würde er seine Hände nicht bei sich behalten können. Den Fehler von gestern wollte er nicht noch einmal wiederholen.
„Hat mir dein Sekretär übrigens ein Ticket beschaffen können?“, fragte sie und zog ihren Slip zurecht.
„Ticket?“, wiederholte er geistesabwesend, während er sich daran erinnerte, wie warm und weich sich ihr Körper anfühlte, wenn sie sich zum Schlafen an ihn kuschelte.
„Ja, nach Los Angeles, wie wir es abgemacht hatten.“ Sie wollte ihren einfachen weißen Baumwoll-BH im Rücken zuhaken, was ihr nicht gleich gelang. Dabei bewegte sie sich so sinnlich, dass Antonio die Augen schließen musste. Er durfte seinem Verlangen nicht nachgeben, er durfte Isabella jetzt nicht helfen! Wenn er sie jetzt berührte, dann …
Er schluckte. „Als wir das abmachten, wusste ich noch nichts von deiner Schwangerschaft.“
Über die Schulter sah sie ihn an. „Versprochen ist versprochen!“
Statt sie zu beschuldigen, ihm eine wichtige Information verheimlicht und nicht mit offenen Karten gespielt zu haben, beobachtete er gebannt, wie sie in ihre Jeans schlüpfte.
„Lass uns erst das Ergebnis des Vaterschaftstests abwarten“, schlug er vor, weil ihm nichts Besseres einfiel.
„Das ist unnötig.“ Sie zog sich ihr Shirt über den Kopf. „Das Ergebnis bringt nichts Neues.“
„Aber bisher weißt du noch nicht, wie du deine Zukunft gestalten möchtest. Solltest du dich entscheiden, deine Rechte im Rossi-Imperium persönlich wahrzunehmen, musst du dich einarbeiten und das Unternehmen von innen kennenlernen. Dazu müsstest du in Rom bleiben.“
„Und du bietest mir natürlich an, mein Mentor zu sein – um mich und später mein Kind in deinem Sinne zu beeinflussen, und um eine Machtposition zu halten, die dir nicht zusteht.“ Sie steckte das Shirt in die Hose und schloss den Reißverschluss.
Antonio biss die Zähne zusammen. „Das Kind muss hier in Rom aufwachsen, es muss die Familientraditionen lernen, um zu wissen, wo seine Wurzeln sind und wo seine Zukunft liegt. Ansonsten wird es innerlich zerrissen und niemals in der Lage sein, die Führung des Rossi-Imperiums zu übernehmen.“
Nachdenklich betrachtete Isabella ihre Schuhe. „Wurzeln?“, wiederholte sie versonnen.
Ihr sehnsüchtiger Ton überraschte ihn. „Ja, dein Kind muss sich seiner Wurzeln bewusst sein“, bestätigte er.
Was hatte ihren plötzlichen Stimmungsumschwung bewirkt? War ein anderer Mann im Spiel? Er würde Isabella scharf beobachten müssen. Ein Nebenbuhler war das Letzte, was er in dieser schwierigen Lage brauchte.
„Das ist ein Argument, das mich überzeugt“, gab Isabella zu und schlüpfte in ihre abgestoßenen Ballerinas. „Ich werde darüber nachdenken.“
„Denke hier in Rom darüber nach.“
Sie nickte langsam. „Ja, das bietet sich an. Ich werde daher bleiben, bis das Ergebnis vorliegt.“
„Gut.“ Antonio bemühte sich, sich seine Erleichterung nicht anmerken zu lassen. Jetzt hatte er eine Woche Zeit, sie zu verführen – das müsste locker reichen.
Isabella nahm ihm die Ultraschallaufnahmen ab. „Lass uns sofort nach einem Hotel für mich suchen, wenn wir hier fertig sind. Ich habe zwar momentan offiziell noch keinen Anspruch auf Geld, aber die
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