Julia Extra Band 374
das auf dem Tisch stand.
So souverän er sich auch gab, so sehr er sich für die Firma einsetzte und seine Mutter unterstützte: Auch er trauerte um Giovanni. Wie gern sie ihn getröstet hätte!
Isabella schloss die Augen. Sie durfte sich nicht länger täuschen. Sie liebte Antonio wie eh und je! Ihre Hoffnung war nicht gestorben, insgeheim wünschte sie sich immer noch eine Versöhnung.
Fahrig wischte sie sich über die Stirn. Es war wichtig, Antonio auf Abstand zu halten. Denn egal, wie sehr sie ihn liebte und wie sehr er sie begehrte, änderte das nichts an den Tatsachen: Antonio hielt sie für eine Lügnerin und war von ihrer Untreue überzeugt.
„Was willst du hier?“, fragte sie schließlich leise.
„Genau das wollte ich von dir auch gerade wissen.“ Lächelnd wandte er sich ihr zu.
„Ich habe Isabella zum Tee eingeladen“, mischte Maria sich ein. „Sie hat mir gerade das Ergebnis des Vaterschaftstests verraten. Gio ist der Vater.“
Mutter und Sohn blickten sich bedeutungsvoll an. Isabella war irritiert. Hatten die beiden das wirklich ernsthaft bezweifelt oder steckte etwas anderes dahinter?
„Außerdem wollte ich etwas über ihre Pläne für die unmittelbare Zukunft erfahren“, fügte Maria hinzu und sah Isabella erwartungsvoll an.
Nervös biss sie sich auf die Lippe. Sie musste unbedingt Stärke zeigen, denn Antonio und Maria würden garantiert versuchen, sie von ihrer Entscheidung abzubringen.
„Ich fliege nach Kalifornien zurück, noch heute.“ Je eher, desto besser, dachte sie, sonst würde sie nur wieder weich werden und sich überreden lassen, würde darüber nachdenken, was Antonio über Familie und Wurzeln sagte, würde auf seine leeren Versprechungen hereinfallen.
Im Moment jedoch blieb er stumm, seiner Miene war keinerlei Regung anzusehen. Maria dagegen war offensichtlich enttäuscht. „Aber …“, wandte sie ein, doch Isabella brachte sie mit einer nachdrücklichen Geste zum Schweigen.
„Ich werde oft nach Rom kommen, denn mein Kind soll seine Familie kennenlernen. Ich jedoch muss unbedingt mein Studium abschließen, deshalb bin ich in Kalifornien besser aufgehoben.“
Maria legte den Kopf zurück und befahl Antonio auf Italienisch: „Red ihr das aus! Geh mit ihr in den Garten und bring sie dazu, in Rom zu bleiben!“
Isabella senkte die Lider und betrachtete ihre Hände. Für wie dumm hielt Maria sie eigentlich? Glaubte sie wirklich, sie würde kein einziges Wort Italienisch verstehen, nachdem sie schon monatelang in Rom gelebt und gearbeitet hatte? Sie sprach nicht fließend, verstehen dagegen konnte sie nahezu alles.
Als sie wieder aufsah, blickte sie Antonio genau ins Gesicht. Ihr Herz setzte einen Schlag aus. Wie müde und abgekämpft er aussah! So hatte sie ihn noch nie erlebt. Am liebsten hätte sie ihn an sich gezogen und ihm die Sorgenfalten von der Stirn geküsst.
„Bella, lass uns noch einmal in Ruhe über deine Reisepläne sprechen“, meinte er auf Englisch. „Komm mit mir in den Garten.“
Isabella nickte und folgte ihm durch die Terrassentür nach draußen. Was für die Rossis ein Garten war, glich für sie eher einem Park! Es gab verschlungene Wege, mächtige alte Bäume, und sogar Statuen und Brunnen …
Wie schön es hier war! Ein würdiger Hintergrund für ihr wahrscheinlich letztes Alleinsein mit Antonio. Instinktiv ging sie etwas zur Seite, um für mehr Abstand zwischen ihnen zu sorgen und ihre wehmütigen Gedanken zu verscheuchen.
„Du brauchst mir nichts vorzumachen, Antonio“, begann sie. „Ich habe deine Mutter genau verstanden.“
„Ich weiß, aber ich wollte die Gelegenheit nutzen, um dich unter vier Augen zu sprechen.“
„Wir haben nichts zu besprechen. Nach gründlichem Überlegen habe ich meine Entscheidung gefällt. Mein Examen ist vorrangig, anschließend hat mein Kind immer noch genügend Zeit, seine italienischen Wurzeln kennenzulernen.“
„Du kannst dein Examen auch an der Uni in Rom machen.“
„Dazu ist mein Italienisch nicht gut genug.“
„Das lässt sich ändern. Du würdest von mir alle nur erdenkliche Unterstützung bekommen, um trotz des Kindes dein Studium zu beenden.“
Wie verlockend das klang! Bislang war sie ganz auf sich allein gestellt gewesen, hatte sich ihr Studium selbst verdienen müssen. Sie war stolz darauf, das geschafft zu haben, doch die Höhen und Tiefen, die ihr in den nächsten Monaten bevorstanden, hätte sie gern mit Antonio geteilt. Doch die Vorstellung war unrealistisch. Letzten
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