Julia Extra Band 374
Endes ging es Antonio allein um das Familienimperium, und seine Unterstützung bot er ihr nicht aus Selbstlosigkeit an, sondern aus Eigennutz.
„Danke für dein Angebot, doch ich muss es ablehnen“, antwortete sie und blickte starr geradeaus.
„Bella, was sind deine wahren Gründe dafür, noch heute nach Kalifornien zurückzukehren? Das Semester hat bereits begonnen, du musst sowieso warten, bis du dich wieder einschreiben kannst. Warum also die Eile?“
„Ich habe mich entschieden und handle entsprechend“, erwiderte sie mit hoch erhobenem Kopf.
„Das ist nicht dein eigentliches Motiv!“ Er machte eine wegwerfende Gebärde. „In Wahrheit läufst du vor mir weg!“
„Du bist unglaublich …“ Sie brach ab. Was sollte sie mit ihm streiten? Es spielte keine Rolle, ob er sie durchschaute oder nicht.
„Okay, du hast recht, Antonio. Ich möchte Rom deinetwegen verlassen, weil ich für dich lediglich eine Betrügerin bin. Ich habe dir keinerlei Anlass zur Eifersucht gegeben. Du jedoch traust mir noch immer das Schlimmste zu, obwohl es keine Beweise gibt.“
Er atmete tief durch. „Ich bedauere aufrichtig, Gios Geschichten vorbehaltlos geglaubt zu haben. Ich hätte dich darauf ansprechen sollen. Ebenso hätte ich dich über das gespannte Verhältnis zwischen uns aufklären sollen. Ich bedauere, nicht um unser Glück gekämpft zu haben.“
Sie legte den Kopf zurück und blickte ihm in die Augen. „Du glaubst mir also?“
Isabella sah die innere Zerrissenheit, die sich darin widerspiegelte und wusste: Sie hatte verloren.
„Ich möchte es so gern“, antwortete er langsam. „Ich gebe mir alle Mühe, dir zu glauben.“
Isabella biss sich auf die Lippe. „Und weshalb fällt dir das so schwer? Weil du nicht der erste Mann in meinem Leben gewesen bist? Weil ich gleich am ersten Abend mit dir ins Bett gegangen bin?“
„Nein.“
Doch sein kurzes Zögern war ihr nicht entgangen, und enttäuscht wich sie zurück. „Ich habe mich noch nie in jemanden so rasend schnell verliebt wie in dich – und es wird auch nie wieder passieren.“
„Weil du es bereust?“
„Nein, weil es dich nur einmal gibt. Ich bereue keine Sekunde mit dir. Doch wie ich bereits sagte, das alles spielt jetzt keine Rolle mehr. Da du dich nicht in der Lage siehst, mir zu vertrauen, bleibt mir keine andere Wahl. Ich fliege noch heute, und alles wird nur noch Erinnerung sein.“
„Bella …“, begann er eindringlich.
Sie hatte es geahnt, er wollte sie zum Bleiben überreden! „Versuch nicht, mit mir zu handeln!“ Sie ballte die Hände zu Fäusten. „Du hast mir das Ticket versprochen!“
Er neigte den Kopf. „Dessen bin ich mir durchaus bewusst.“
Verzweifelt redete sie weiter. „Ich muss leben, wo ich mich zu Hause fühle. Ich brauche eine sichere Zuflucht, um mit den großen Veränderungen, die auf mich zukommen, fertig zu werden.“
„Ich verstehe. Das nennt man Nesttrieb, obwohl der eigentlich erst um den fünften Monat herum einsetzt.“
Isabella verschlug es die Sprache. „Was weißt denn du davon?“
„Ich habe davon gelesen – in einem Buch über Schwangerschaft und Geburt.“
Isabella glaubte zu träumen. In der Arztpraxis hatte er nicht den Eindruck gemacht, als würden ihn diese Dinge sonderlich interessieren. Zweifelnd sah sie ihn an.
„Wenn du so gut verstehst, warum ich fort möchte, weshalb willst du mich dann hierbehalten?“
Antonio öffnete den Mund, brachte jedoch kein Wort über die Lippen. Hilflos blickte er zu Boden. Der mächtige Antonio Rossi wirkte völlig verunsichert!
„Antonio, was ist los?“
„Gio hat ein schreckliches Chaos hinterlassen“, stieß er schließlich hervor. „Es ist der reinste Albtraum!“
Sie runzelte die Stirn. Was hatte das mit ihr zu tun? Gios Testament konnte kein Chaos verursacht haben, darüber hätten die Rechtsanwälte sie informieren müssen.
Ehe sie noch wusste, was sie darauf erwidern sollte, hatte sich Antonio wieder gefasst. „Es ist nicht wichtig. Vergiss es.“
Er drehte ihr den Rücken zu und ging ein paar Schritte weiter. Für einen Moment sah er aus, als würde das Gewicht der ganzen Welt auf seinen Schultern lasten. Wie verloren er wirkte!
Und das war verständlich. Antonio trauerte um seinen Bruder, durfte seine Gefühle aber nicht zeigen. Stattdessen musste er seine Mutter trösten und unterstützen und sich nebenbei in seine neue Rolle als Gios Nachfolger einarbeiten. Er war wirklich allein, so allein, dass er beinahe seinen Stolz
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