Julia Extra Band 374
gekleidet, glaub es mir. Bei meinen Freunden geht es zwanglos zu.“
„Vielleicht verstehst du unter zwanglos etwas anderes als ich.“ Isabella dachte an Giovanni und seine Clique. Auch dort war stets von zwanglos geredet worden, aber Stunden wurden damit zugebracht, sich zu stylen, um die neuesten Designerklamotten stilgerecht zu präsentieren.
Antonio schenkte ihr ein bewunderndes Lächeln, das sie erröten ließ. „Du bist schön, so wie du bist, und brauchst weder andere Garderobe noch eine neue Frisur. Glaub es mir, Bella.“
Isabella glaubte zu träumen. War das wirklich Antonio?
Er stand im Fußballtor und zog eine aufsehenerregende Schau ab. Erst lief er etwas vor, dann hechtete er in die linke Ecke, um sich nach einem Riesensprung auf den Boden zu werfen, abzurollen – und den Ball ins Netz zu lassen.
Tor! Fünf kleine Jungen schrien triumphierend und umarmten sich.
Nie hätte Isabella für möglich gehalten, wie fröhlich und ausgelassen Antonio einen Kindergeburtstag feiern konnte. Die Jungen hatten sich sofort an seine Fersen geheftet und ihn aufgefordert, Fußball mit ihnen zu spielen.
„Wie oft habe ich Antonio schon gebeten, Dino nicht immer gewinnen zu lassen.“ Fia schüttelt den Kopf. Sie war die Mutter des Kleinen und stand neben Isabella, ihr Baby auf der Hüfte tragend. „Aber wenigstens muss Dino hart dafür kämpfen, Antonio war schließlich der beste Sportler unserer Schule. Er hat immer alle Wettkämpfe gewonnen, egal ob es um Fußball, Schwimmen oder Skilaufen ging.“
„Das wusste ich gar nicht“, antwortete Isabella, obwohl sie es sich eigentlich hätte denken können. Sein Körperbau, seine Energie und sein eiserner Wille machten Antonio zum idealen Sportler.
„Seit wann kennt ihr euch?“ Fia setzte die kleine Giulia, die zu quengeln begann, auf die andere Hüfte.
„Seit einigen Monaten. Und ihr?“
„Mein Mann und Antonio sind Schulfreunde, sie sind durch dick und dünn miteinander gegangen, und Antonio ist Dinos Patenonkel.“
„Er scheint die Rolle ernst zu nehmen.“ Isabella beobachtete, wie Antonio mit Dino sprach und ihn freundschaftlich in die Seite knuffte.
„Dino hätte sich keinen besseren Patenonkel wünschen können.“ So sehr Fia sich bemühte, Giulia zu beruhigen, die Kleine fing doch an zu weinen. „Ich glaube, unser Nesthäkchen ist reif fürs Bett“, meinte Fia und wollte schon gehen, als Antonio sich zu ihnen gesellte.
„Gib sie mir“, bat er und streckte die Arme aus.
Sofort wurde Giulia still und sah Antonio aus großen Augen an. Gebannt lauschte sie seinen zärtlichen Worten.
„Wie hast du das nur gemacht?“ Isabella staunte. Selbst sie, eine erfahrene Babysitterin, hätte das Kind nicht schneller beruhigen können.
Antonio lächelte. „So wirke ich eben auf Frauen.“
In den vergangenen Stunden hatte Isabella an Antonio Eigenschaften entdeckt, die sie ihm nie zugetraut hätte. Um ihn wirklich verstehen zu können, musste sie ihn wohl erst noch besser kennenlernen!
Es war auffällig, wie locker Antonio mit seinen Freunden umging, während er sich seiner Mutter gegenüber steif und förmlich verhielt und seinem Bruder stets distanziert und misstrauisch begegnet war.
Sie biss sich auf die Lippe. Was hatte sich in Antonios Familie bloß abgespielt?
„Antonio, weshalb hattest du ein so kompliziertes Verhältnis zu deinem Bruder?“, fragte sie, als sie nach dem Kindergeburtstag wieder im Auto saßen und sich auf den Rückweg machten.
Er runzelte die Stirn, und Isabella konnte förmlich spüren, wie seine eben noch gelockerte Stimmung umschlug, und er sich wieder in sein Schneckenhaus zurückzog. „Darüber möchte ich nicht sprechen.“
„Das weiß ich. Aber solange du es mir nicht verrätst, werde ich weiterhin im Dunkeln tappen und dich nicht verstehen können. Was ist geschehen?“
Er war Isabella die Wahrheit schuldig, das musste Antonio zugeben. Denn die Vergangenheit betraf nicht nur Gio und ihn, sondern auch Isabella.
„Als Jungen standen wir uns sehr nahe“, begann er. „Meine Eltern hatten außer uns keine weiteren Kinder. Wir wurden beide geliebt, doch Gio war der Erbe und stand stets im Mittelpunkt ihres Interesses. Ich saß quasi nur auf der Reservebank. Das machte mir zeitweise zu schaffen, und ich wurde von Eifersucht gequält. Doch je älter ich wurde, desto klarer erkannte ich, dass ich es eigentlich viel besser hatte als er.“
„Wie bitte?“ Isabella war empört. „Wenn deine Eltern Giovanni
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