Julia Extra Band 374
immer so hart arbeiten musst!“
„Als ich meine erste Million beisammen hatte, machte mir mein Vater ein Friedensangebot und nahm mich wieder in die Familie auf. War ich vorher für ihn ein elender Betrüger gewesen, war er jetzt stolz auf mich, weil ich mich allein und ohne jede Hilfe hochgearbeitet hatte.“
„Und Giovanni? Hat er seine Untaten jemals gebeichtet?“
„Nein, seit dem Vorfall an der Uni herrschte zwischen uns völlige Funkstille. Auf der Beerdigung meines Vaters vor zwei Jahren haben wir dann das erste Mal wieder miteinander gesprochen. Er bat mich um Verzeihung, es klang aufrichtig.“ Antonio zuckte die Schultern. „Doch ich traute ihm nicht, und das Gefühl, er wolle mich lediglich übervorteilen, ließ mich nicht los. Ich war äußerst vorsichtig, erlaubte mir keine Schwäche, damit er mir nicht in den Rücken fallen konnte.“
Antonio atmete tief durch. „Doch dann machte ich einen Fehler. Es gelang mir nicht, ihm meine Gefühle für dich zu verbergen.“
Isabellas Spannung stieg. „Daher hast du Gio die Geschichte von unserem angeblichen Verhältnis also so schnell abgenommen! Aber was ist mit mir? Hast du mir wirklich zugetraut, Gios Verführungskünsten erlegen zu sein?“
„Alles passte genau in sein Schema. Sobald er herausgefunden hatte, was oder wen ich schätzte, setzte er Himmel und Hölle in Bewegung, um mir alles zu zerschlagen. Er war äußerst galant und zuvorkommend, und es ist ihm noch immer gelungen, seine Beute in seinem Sinne zu manipulieren.“
Isabella seufzte und ließ sich tiefer in ihren Sitz sinken. „Und warum hast du mir das nicht erzählt?“
„Ich dachte, es wäre nicht nötig.“ Er hatte Isabella vertraut. Er hatte nicht gedacht, dass zwischen ihr und Gio mehr als freundschaftliche Sympathie bestand. Doch dann war auch Isabella seinem Charme erlegen, wie schon so viele vor ihr.
„Ach, Antonio! Es wäre wirklich hilfreich gewesen, zu wissen, dass ich eine Zielscheibe für Giovanni bin! Weißt du eigentlich, wie leicht du es Gio gemacht hast? Er wusste genau, wie verschlossen du bist! Er konnte mit Sicherheit davon ausgehen, dass du mit mir nicht über deine Beziehung zu ihm reden würdest – und dass ich alles tun würde, um dich zurückzugewinnen.“
Betroffen blickte Antonio geradeaus auf die Straße. An Isabellas Vorwürfen war wirklich etwas dran. Trotz all seiner Cleverness war es ihm in diesem Fall nicht gelungen, die Konsequenz aus den Erfahrungen der Vergangenheit zu ziehen.
„Was deinen Bruder angeht, hast du ein und denselben Fehler ständig wiederholt.“ Isabella lächelte traurig. „Aber keine Sorge, Antonio, ich zumindest habe aus meinen Fehlern gelernt. Es ist uns nicht bestimmt, zusammen zu sein. Ich kämpfe nicht länger darum, dass du mir glaubst. Nein, ich kämpfe nicht länger um dich, ich gebe auf.“
Antonio biss die Zähne zusammen und trat aufs Gaspedal. Vielleicht gefiel Isabella sein Schweigen nicht, aber wenn er in seinem Leben eines gelernt hatte, dann dies: Es gab keinen besseren Schutzschild als Schweigen!
9. KAPITEL
Isabella konnte nicht schlafen. Hellwach lag sie in ihrem zerwühlten Bett. Die tiefe Stille, die in der Wohnung herrschte, bedrückte sie. War es wirklich die richtige Entscheidung gewesen, ihren Aufenthalt um weitere drei Tage zu verlängern?
In letzter Zeit hatte sie schon einige fatale Irrtümer begangen. Da war zum Beispiel die Sache mit Giovanni.
Als sie sich hatte hinreißen lassen, mit ihm ins Bett zu gehen, war ihr Verstand benebelt gewesen. In ihrem Kummer hatte sie auf einer Party zu viel getrunken und konnte sich an die Nacht mit Giovanni nur verschwommen erinnern.
Dennoch, trotz des Alkohols hätte sie Giovanni jederzeit Einhalt gebieten können. Sie hatte das Glück, das sie mit Antonio erlebt hatte, einfach durch die Finger gleiten lassen!
Um den Trennungsschmerz zu lindern, hatte Isabella versucht, sich mit Alkohol und Partys abzulenken. Aber nie wieder würde sie sich zu solch einem Verhalten hinreißen lassen! Das war sie sich und ihrem Baby schuldig.
Ein Geräusch auf dem Flur ließ sie den Kopf heben. Ein schwacher Lichtschein drang durch den Spalt unter der Tür. Erleichtert atmete sie auf.
Antonio kam zu ihr! Endlich!
Nachdem sie vom Kindergeburtstag zurückgekehrt waren, hatte er sie auf Abstand gehalten, doch sie hatte gespürt, wie schwer ihm das fiel. Auch sie hatte sich nach Nähe gesehnt, am liebsten hätte sie Antonio in die Arme genommen und ihn für das
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