Julia Extra Band 375
viel tiefer ging als rein körperliche Lust. Konnte es etwas damit zu tun haben, dass dieser Körper sein Kind geboren hatte, dass etwas von ihm in ihr herangewachsen war?
Er kostete es aus, als sie ihre Beine um seinen Rücken warf und ihre Finger in seine Schultern krallte. Er fühlte, dass sie den Gipfel der Lust bereits fast erstürmt hatte, aber er hielt sich immer noch zurück. Erst als er spürte, dass sie kam, ließ er los, und gleich darauf verströmte er sich in ihr, endlos, wie es schien.
Hinterher blieb es noch eine ganze Weile still, bis auf das Keuchen, das entstand, wenn sie gierig Luft in ihre Lungen sogen, wie zwei Menschen, die gerade vor dem Ertrinken gerettet worden waren. Und als sie wieder ruhiger atmeten, küsste er sie lange.
„Gar nicht so übel“, murmelte sie und fuhr ihm mit einem Finger über die nachwachsenden Bartstoppeln.
„Man tut, was man kann“, brummte er schläfrig.
Justina kostete es aus, in seinen warmen Armen zu liegen und ihre Empfindungen ungefiltert auf sich einströmen zu lassen. Seine Lippen pressten sich an ihren Hals, und in diesem Moment fühlte sie sich herrlich sicher und geborgen. Sie hätte ihm gern gesagt, dass es keinen anderen Menschen auf der Welt gab, bei dem sie sich jemals so beschützt gefühlt hatte. Sie hätte ihm gern alle Geheimnisse anvertraut, die sie so viele Jahre ganz tief in sich drin bewahrt hatte.
Aber Dante hatte sie schon einmal verletzt. Schlimm verletzt. Warum sollte sie so etwas ein zweites Mal riskieren? Warum sollte sie in einem kurzen Moment der Leidenschaft alles aufs Spiel setzen? Sie durfte nicht zulassen, dass er ihr ein weiteres Mal das Herz brach, und diesmal ging es nicht nur um sie, sondern auch um Nico. Weil eine unglückliche Mutter niemals eine gute Mutter sein konnte. Das wusste sie aus eigener leidvoller Erfahrung.
Dante hörte, wie sich ihre Atemzüge verlangsamten, während Justina eng an ihn geschmiegt dalag. Er schaute auf ihre wilde schwarze Mähne, die sich wie Melasse über das blütenweiße Kissen ergoss, die seidigen dunklen Wimpern, die sich in scharfem Kontrast von ihrer elfenbeinfarbenen Haut abhoben. Sie presste sich so fest an ihn, dass er spüren konnte, wie ihr Herz klopfte. In diesem Moment stieg eine Gewissheit in ihm auf.
Er dachte an das Kind, das nebenan friedlich in seinem Bettchen schlummerte. Ihm klangen immer noch die Warnungen seines Anwalts im Ohr, während er eine fundamentale Wahrheit erkannte. Er wollte diese Familie. Ja, sie hatte recht gehabt. Er wollte alles. Nico. Sie. Er wollte, dass sie alle zusammenlebten und glücklich waren.
Und Justina würde nichts anderes übrig bleiben, als das genauso zu sehen.
9. KAPITEL
Als Justina aus einem unruhigen Schlaf erwachte, war sie allein. Sie hatte von grünen Bergen geträumt, von einem kraftvollen männlichen Körper und intimen Zärtlichkeiten … umgeben von Stille, ohne jegliches Babygeschrei.
Babygeschrei!
Desorientiert schaute sie sich um und blinzelte ungläubig. Sie war in der Villa von Dantes Familie. Genauer noch, sie lag in Dantes Bett, aber der Platz neben ihr war leer. Wo war Dante?
In ein zerknittertes Laken gehüllt, stieg sie aus dem Bett und tappte ins Nebenzimmer, wo sie sah, dass Nicos Bettchen ebenfalls leer war. Prompt machte sich Panik in ihr breit. Nico war weg! Sie rannte zurück ins Schlafzimmer, schlüpfte eilig in Jeans und Pulli und auf dem Weg zur Tür in ihre Flip-Flops, bevor sie die Suite verließ, um Nico zu suchen.
Aber der Palazzo war riesig, und obwohl sie immer wieder Dantes und Nicos Namen rief, rührte sich nichts. Sie raste nach draußen und schaute sich suchend um, doch auch da war niemand. Ihr Blick wanderte weiter, hin zu den von der untergehenden Sonne vergoldeten Bergen. Es dauerte einen Moment, bis sie ihn weiter unten im Weinberg entdeckte, einen groß gewachsenen dunklen Mann, der zwischen akkurat gepflanzten Weinstöcken einen Kinderwagen schob. Ihr Herz machte vor Erleichterung einen riesigen Satz, doch während sie auf ihn zurannte, spürte sie noch etwas anderes, das sich verdächtig nach Angst anfühlte.
„Dante!“
Sie sah, wie er stehen blieb und sich über den Kinderwagen beugte. Nachdem er sich wieder aufgerichtet hatte, wartete er, bis sie bei ihm angelangt war.
„Was machst du denn?“, keuchte sie, während sie sich mit einem schnellen Blick in den Kinderwagen überzeugte, dass mit Nico alles in Ordnung war.
Der Vorwurf, der in ihrer Stimme mitschwang, veranlasste
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