Julia Extra Band 375
hatte sie zu einem kunstvollen Knoten verschlungen, dazu legte sie lange, mit Perlen und Brillanten besetzte Ohrringe an, die bei jeder Bewegung glitzerten.
„Von wem hast du die?“, fragte Dante plötzlich schroff.
Sie war eben dabei, noch etwas Lipgloss aufzutragen, und drehte sich überrascht um. „Schon mal was davon gehört, dass sich eine Frau ihren Schmuck selbst kauft?“
„Was bei so teurem Schmuck ja wohl eher unwahrscheinlich sein dürfte.“
„Nun, da muss ich dich leider enttäuschen.“
Er lachte kurz und hart auf. „Wer hätte das gedacht. Justina Perry schenkt sich ihren Schmuck selbst, sie braucht dafür keinen Mann.“
„Genau“, gab sie scheinbar ungerührt zurück, obwohl seine Worte sie getroffen hatten. Aber vielleicht erinnerte sie das ja in letzter Sekunde daran, dass sich zwischen ihnen trotz allem nicht wirklich etwas verändert hatte. Er war eben immer noch derselbe Macho wie eh und je.
„Und der Schmuck, den ich dir geschenkt habe? Was ist mit dem?“
„Du weißt, dass ich versucht habe, ihn dir zurückzugeben.“
„Stimmt. Aber ich wollte ihn nicht. Bis auf den Verlobungsring natürlich, der ein Familienerbstück war.“ Er schwieg einen Moment, bevor er fragte: „Und wo ist der Schmuck jetzt?“
Justina rollte unbehaglich die Schultern. Musste er ausgerechnet jetzt davon anfangen? „Verkauft.“
Er runzelte die Stirn. „Du hast den Schmuck, den ich dir geschenkt habe, verkauft ?“
„Tu nicht so entsetzt, Dante. Das Geld habe ich für wohltätige Zwecke gespendet. Ich habe keinen Cent davon für mich verwendet.“
„Ich wollte aber, dass du ihn behältst.“ Er dachte an den Armreif, den er extra für sie hatte anfertigen lassen, besetzt mit handverlesenen gelben Brillanten, die genau zu ihrer Augenfarbe passten. Er sah es heute noch vor sich, wie sie sich den Armreif übers Handgelenk hochgeschoben und lächelnd gesagt hatte, dass diesen Armreif eines Tages ihre Tochter tragen würde. „Der Schmuck war nur für dich bestimmt. Ich will nicht, dass irgendeine andere Frau ihn trägt.“
„Ach, jetzt hör schon auf, Dante.“ Sollte sie ihm sagen, dass sie beim Anblick des Armreifs immer ganz traurig geworden war? „Seit wann trägt eine Frau Schmuck, den sie irgendwann mal von ihrem Ex bekommen hat?“
Der Essensgong machte der hitzigen Debatte ein Ende, aber Dante gingen die Worte seines Anwalts nicht aus dem Kopf. In einem Sorgerechtsstreit gibt es keinen härteren Gegner als eine finanziell unabhängige Frau.
Und es gab wahrscheinlich keine Frau auf diesem Planeten, die so leidenschaftlich auf ihre Unabhängigkeit bedacht war wie die Mutter seines Sohnes. „Dann komm“, sagte er schroff. „Lass uns gehen.“
Justina spürte seine Frustration, als sie den langen Korridor hinuntergingen. Behutsam schob sie ihre Hand unter seinen Ellbogen und überlegte, wie sie ihn auf andere Gedanken bringen könnte. „Kommt außer deiner Mutter sonst noch jemand zum Essen?“, erkundigte sie sich in sanftem Ton.
„Mein Bruder Luigi … du erinnerst dich doch noch an ihn?“
„Wie könnte ich ihn je vergessen?“
„Und meine Schwester aus Rom ist da. Den Rest der Familie sparen wir uns für morgen auf.“
Als sie den großen Salon betraten, war Luigi soeben dabei, im Kamin Holz nachzulegen. Er hatte dieselbe Statur wie Dante, doch seine Haut hatte die dunkle Tönung von jemandem, der einen Großteil des Tages im Freien verbrachte. Dante hatte Justina eben erzählt, dass sein Bruder seit dem Tod ihres Vaters das riesige Gut verwaltete. Luigi musterte sie kühl und wachsam, als er ihr zur Begrüßung die Hand hinstreckte.
„Hallo, Justina“, sagte er. „Das ist ja eine echte Überraschung.“
Sie lächelte ihn an. „Nett, Sie wiederzusehen.“
„Gleichfalls. Und herzlichen Glückwunsch zur Geburt meines Neffen.“
„Danke“, sagte sie und dachte, dass seine Formulierung mal wieder typisch für die besitzergreifende Art der D’Arezzos war.
„Was darf ich Ihnen zu trinken anbieten?“, erkundigte er sich förmlich.
Sie hätte jetzt gern ein Glas Prosecco gehabt, doch da sie stillte, war das nicht unbedingt ratsam, auch wenn sie noch so nervös war. „Mineralwasser, bitte.“
In diesem Moment kam eine auffallend hübsche junge Frau mit weit geöffneten Armen hereingestürmt. Giulia D’Arezzo war das einzige Mädchen in der Familie und viel unkomplizierter als ihre beiden Brüder. Justina lachte, als sie sich in einer stürmischen Umarmung
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