Julia Extra Band 375
weiteren Grund gefunden, ihn auf Distanz zu halten. Doch je entschlossener sie versuchte, ihn abzuweisen, desto mehr begehrte er sie. Am liebsten hätte er sie jetzt in einer Kurzschlussreaktion wild an sich gerissen.
„Ich habe aber kein Problem damit“, sagte er finster.
Ich schon, dachte Kat frustriert. Ständig machten die Leute sich lustig über Paare, bei denen die Frau die Ältere war, wohingegen der umgekehrte Fall als völlig normal angesehen wurde. Sie hatte keine Lust, sich dem Gespött ihrer missgünstigen Mitmenschen auszusetzen.
„Es ist geschmacklos und unangemessen, dass du jünger bist als ich, Mikhail. Ich weiß, wie abfällig Frauen behandelt werden, die mit einem Gigolo umherziehen. Dem möchte ich mich nicht aussetzen.“
Einen Moment lang hatte es Mikhail die Sprache verschlagen.
„Du wagst es, mich als Gigolo zu bezeichnen?“, fragte er schließlich empört. „Das nimmst du sofort zurück! So eine Beleidigung lässt sich kein Mann gefallen.“
Indigniert funkelte er sie mit seinen schwarzen Augen an. Trotzig hielt Kat seinem Blick stand, obwohl sie sich nun doch vor Mikhails unverhüllter Wut fürchtete.
„Du bist Jahre jünger als ich. Das geht nicht“, behauptete sie leise.
„Du nimmst das zurück! So etwas zu mir zu sagen, ist völlig inakzeptabel“, herrschte er sie an.
Eingeschüchtert gab sie wohl oder übel nach. „Also gut, ich nehme es zurück. Ich wollte dich nicht beleidigen, aber ich war so schockiert.“
„Ich ein Gigolo? Niemals!“ Mikhail konnte sich noch immer nicht beruhigen.
Für einen aggressiven Zweimetermann war die Bezeichnung wohl auch eher unpassend. Kat sah das ein und ließ sich erschöpft auf ein Sofa fallen. Sie wusste selbst nicht, wie sie darauf gekommen war, Mikhail so zu nennen. „Und ich will nicht mit einem Jüngeren zusammen sein“, erklärte sie frustriert.
„Warum nicht?“ Mikhail hatte sich wieder beruhigt und sah sie forschend an. Sie wirkte erschöpft und hatte die Augen geschlossen. Sofort machte er sich Vorwürfe. Er hätte sie nicht so anblaffen dürfen. Vermutlich war ihr der Schreck in die Glieder gefahren, als er die Beherrschung verloren hatte. Dabei war er so stolz auf seine Selbstbeherrschung. Die Wutausbrüche seines Vaters waren ihm noch gut in Erinnerung. Niemals würde er sich zu so blindwütiger Gewalt hinreißen lassen! Das hatte er sich schon als Teenager geschworen.
Kat war völlig durcheinander. Sie verstand sich und die Welt nicht mehr. Sie war fünfunddreißig und fand einen jüngeren Mann anziehend. Unmöglich!
„Warum nicht?“, fragte Mikhail erneut. Es interessierte ihn wirklich, wie diese rothaarige Schönheit tickte.
„Weil ich völlig unerfahren bin“, gestand Kat matt. Eigentlich unbegreiflich in ihrem Alter, aber es war so. Als sie beschlossen hatte, sich ihrer Schwestern anzunehmen, hatte sie nicht damit gerechnet, enthaltsam zu leben. Es hatte sich einfach so ergeben, weil sie nie den richtigen Mann kennengelernt hatte.
„Was willst du damit sagen?“, fragte Mikhail verwundert.
Kat lachte verbittert. „Ich will damit sagen, dass ich noch Jungfrau bin. Jetzt hältst du mich sicher für völlig übergeschnappt, oder?“
Es war schwer zu sagen, wer schockierter war. Kat, weil sie ihr bestgehütetes Geheimnis preisgegeben hatte oder Mikhail, der niemals mit so einem Geständnis gerechnet hätte.
6. KAPITEL
Am nächsten Tag saß Kat in der luxuriösen Kabine von Mikhails Privatjet und gab vor, in eine Zeitschrift vertieft zu sein. Das Flugzeug war auf dem Weg nach Zypern, wo sie dann auf Mikhails Privatjacht, der Hawk , an Bord gehen würden.
Bisher hatte Mikhail ihre Dienste als Gesellschafterin wenig beansprucht, denn seit dem Abflug aus London arbeitete er am Laptop, telefonierte oder gab seiner Mitarbeiterin, die ebenfalls im Flieger saß, Anweisungen.
Kat war ganz froh, dass er beschäftigt war, denn ihr Verhalten am Vorabend war ihr noch immer furchtbar peinlich. Was hatte sie sich nur dabei gedacht, ihre Unberührtheit zur Sprache zu bringen? Das ging ihn wirklich nichts an, zumal sie ja nicht die Absicht hatte, mit ihm zu schlafen. An seinen verblüfften Gesichtsausdruck würde sie sich bis ans Ende ihrer Tage erinnern! Nach dem peinlichen Geständnis war Kat sofort ins Schlafzimmer geflüchtet.
Eine Jungfrau? Dieses erstaunliche Geständnis beschäftigte Mikhail noch immer. Jedenfalls erklärte es einige Ungereimtheiten, die ihm an Kats Verhalten aufgefallen waren. Kein
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