Julia Extra Band 376
ihr gesagt, dass er eine Weile für sich sein wolle. Aber seine SMS-Nachrichten würde er doch bestimmt lesen, oder?
Es sei denn, er hatte die Insel verlassen und war einfach verschwunden.
Kayla erschrak. Ihr Herz fing an zu rasen, und ihr wurde flau im Magen.
„Gut, ich muss jetzt zum Meeting mit dem Premierminister“, erklärte Pellea schließlich. „Du kommst ja auch ohne mich zurecht. Von da aus gehe ich direkt zu dem Picknick. Vergiss nicht, auch dort zu erscheinen. Und danach formulieren wir unsere Antwort an Mercuria.“
Kayla nickte und fragte sich, wie lange es wohl dauern würde, bis der Anruf kam, dass sie unbedingt Max suchen sollte. Als eine Stunde verging, ohne dass etwas geschah, entspannte sie sich allmählich. Vielleicht war ja doch alles in Ordnung.
Gegen Mittag beendete sie ihre Arbeit, um zur anderen Seite des Schlosses zu eilen. Kayla war froh, dass sie heute eine dunkle Hose und eine weiße Bluse angezogen hatte, passend für ein Picknick.
Der Fahrstuhl brachte sie in eine der oberen Etagen, von der aus sie hinunterblickte. Sie konnte die königliche Tribüne erkennen. Dort waren Pellea, König Monte, Prinzessin Kim und alle Prinzen versammelt. Alle außer einem. Max fehlte.
Kayla sank der Mut. Wo konnte er nur sein? Sie biss sich auf die Lippen und versuchte, sich zu beruhigen. Man musste strategisch vorgehen. Am besten schaute sie zuerst in seinen Räumlichkeiten nach.
Schnell lief sie durch die langen Korridore wieder zurück und stand innerhalb von zehn Minuten vor seinem Apartment. Die Wachen waren fort, und als sie klopfte, antwortete niemand.
Wo sollte sie als Nächstes suchen? Max hatte gesagt, er wollte nachdenken. Und er hatte ihr seinen Lieblingsplatz dafür gezeigt. Den flachen Stein am Bach unten im Park. Es gab einen Balkon, der einen guten Ausblick in diese Richtung bot. Kayla hastete dorthin.
In diesem Teil des Schlosses herrschte heute eine unheimliche Stille. Die sonst so belebten Korridore waren menschenleer. Alle nahmen an dem Picknick draußen teil. Kayla beschlich ein seltsames Gefühl.
Außer Atem erreichte sie den Balkon. Sie lehnte sich über das eiserne Geländer und atmete tief die frische Luft ein. Weiße Wolken zogen über den hellblauen Himmel. Es war ein herrlicher Tag und eine wunderschöne Umgebung. Als sie hinunterschaute, sah sie zwar nichts von Max, aber eine großartige Landschaft breitete sich vor ihr aus. Ganz sicher war er irgendwo da unten. Kayla lehnte sich noch etwas weiter über das Geländer hinaus und suchte die umliegenden Hügel und Täler nach einem Zeichen von ihm ab.
Im Großen und Ganzen war sie froh, ihr Söhnchen hier ins Schloss gebracht zu haben. Sie hatte eine guten Job und eine hübsche Wohnung. Nein, sie konnte sich nicht beschweren. Das Einzige, was ihr fehlte, war ein Vater für Teddy. Ansonsten ging es ihr wirklich prima.
Auf einmal bemerkte sie aus dem Augenwinkel eine kleine Bewegung. Direkt unter ihr mühten sich zwei Männer mit einer großen Schubkarre ab. Etwas weiter weg, in der Nähe der Hauptstraße, parkte unter einigen Bäumen ein weißer Lieferwagen. Anscheinend wollten die Männer dorthin. Aber wieso hatten sie den Wagen nicht bis zum Schloss gefahren, um ihre Fracht auf bequemere Weise zu verladen? Dafür gab es eigentlich nur einen Grund: Es handelte sich um etwas Illegales.
Die Art, wie die Männer sich verhielten, wirkte ebenfalls verdächtig. Sie bewegten sich zu hastig und zu verstohlen. Merkwürdig. Was mochten sie da nur transportieren? Gestohlene Geräte, Maschinen oder Einrichtungsgegenstände?
Das erinnerte Kayla daran, dass jemand in ihre Wohnung eingedrungen und auch Max’ Apartment durchwühlt worden war. Sorgfältig musterte sie die Männer. Konnte man sie irgendwie als Mercurianer erkennen? Nein, sie wirkten wie ganz normale Handwerker. Trotzdem …
Plötzlich ertönte ein lauter Sirenenton, der Kayla zusammenzucken ließ. Übungsalarm gab es zwar häufiger, aber nicht während eines so hochoffiziellen Picknicks. Die Männer schienen in Panik zu geraten. Sie rannten los, schubsten sich gegenseitig und schrien sich an. Die Schubkarre blieb an einem Stein hängen und kippte beinahe um. Dabei verrutschte die Segeltuchplane und enthüllte die Fracht. In der Schubkarre lag zusammengerollt ein Mann. Er schien entweder tot oder bewusstlos zu sein und sah aus wie Max.
Kayla stockte der Atem. Rasch wurde die leblose Gestalt wieder abgedeckt, aber Kayla hatte genug gesehen. Ob das die
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