Julia Extra Band 377
fertig – was wollte sie mehr?
Nachdem sie eine Lichterkette aus hundert elektrischen Kerzen um den Weihnachtsbaum dekoriert hatte, beschloss sie, den Baum am nächsten Morgen fertig zu dekorieren, nahm ein entspannendes Bad und machte es sich dann in einem viel zu großen T-Shirt und flauschigem Bademantel auf dem Sofa am Kamin gemütlich. Mit dem zufrieden schnurrenden Binkie auf dem Bauch saß sie da, bis die Türklingel sie aufschreckte.
Wer war das denn um halb neun Uhr am Abend?
Zögernd ging sie zur Tür, öffnete sie und blickte direkt in Dantes ernstes Gesicht. „Was … was willst du denn hier?“, fragte sie schockiert.
Ihr Anblick überwältigte ihn. Wie ein Heiligenschein wirkte das flammend rote Haar bei dieser Beleuchtung. Beth sah aus wie ein Engel, was seine Schuldgefühle noch schlimmer machte.
„Ich muss mit dir reden, Beth. Es ist wirklich wichtig.“
Beth fröstelte, als eine eisige Bö ins Haus wehte. „Okay, komm rein!“ Sie machte die Tür hinter ihm zu und musterte ihn. Er sah schrecklich aus. Hager, die Wangen eingefallen, tiefe Linien um Nase und Mund, der Blick voller Schmerz. Trotzdem blieb er für sie der attraktivste Mann der Welt. Dabei hatte sie gedacht, sie wäre über ihn hinweg …
„Gib mir deinen Mantel, und setz dich an den Kamin“, sagte sie besorgt. Entsetzt stellte sie fest, dass Dante stark abgenommen hatte. Pulli und Jeans waren ihm viel zu groß geworden. Was war denn nur passiert? „Kann ich dir was Warmes zu trinken anbieten?“
„Danke.“ Binkie sprang vom Sofa und strich Dante um die Beine. „Hallo, Binkie!“ Dante rang sich ein Lächeln ab. Während der einen Woche in Beths Haus hatte er sich doch noch mit dem Kater angefreundet.
Als Beth den Mantel über einen Stuhl legte, stieg ihr Dantes vertrauter Duft in die Nase und entfesselte sofort sehnsüchtiges Verlangen. Beth riss sich zusammen und setzte sich wieder aufs Sofa. „Was verschafft mir die Ehre deines Besuchs?“ Dante hatte sich nicht mehr gemeldet, seit er damals davongestürmt war. „Überbringst du mir die Scheidungspapiere persönlich?“
„Nein, es geht um Timothy Bewick.“
Beth fuhr hoch. „Erwähne diesen Namen bitte nicht in meinem Haus. Am besten verschwindest du gleich wieder.“
„Aber erst möchte ich mich bei dir entschuldigen. Obwohl es mit einer Entschuldigung wohl kaum getan ist, für das, was ich dir angetan habe“, fügte er zerknirscht hinzu. „Bitte hör mich an, Beth. Danach kannst du mich hinauswerfen.“
Nun war Beth neugierig geworden. „Du entschuldigst dich bei mir?“ Sie musterte ihn verblüfft.
„Ja.“ Dante atmete tief durch. „Ich habe gestern Abend erfahren, dass Babyface Bewick, wie er jetzt genannt wird, einer der großen Drogenbarone in diesem Land ist. Er sitzt mit Hudson in Untersuchungshaft. Hudson hat zugegeben, dass sie Jane Mason damals die Drogen untergeschoben haben.“
„Da sagst du mir nichts Neues. Es interessiert mich aber nicht mehr.“
„Mich aber. Ich fühle mich entsetzlich, weil ich damals dafür gesorgt habe, dass du hinter Gittern landest. Ich habe dir achtzehn Monate deines Lebens gestohlen. Meinetwegen leidest du an Klaustrophobie, ganz zu schweigen von allem anderen, was du erleiden musstest. Es zerreißt mich, wenn ich daran denke. Wie konnte ich nur so arrogant sein? Und so blind, auf die Lügen dieser miesen Typen hereinzufallen?“
„Beruhige dich, Dante. Kein Mensch ist unfehlbar. Auch du nicht. Du hast selbst gesagt, dass jeder andere Strafverteidiger ebenso gehandelt hätte.“ Beth war unendlich froh, dass Dante nun die Wahrheit wusste. Den selbstgerechten, arroganten Dante mal so kleinlaut und zerknirscht zu erleben, erfreute sie allerdings weniger, als sie gedacht hätte.
„Ich habe dein Leben zerstört, Beth. Wie kannst du nur so ruhig bleiben?“
„Weil ich ja immer gewusst habe, dass ich unschuldig bin. Ich habe nie zugelassen, dass Hass und Verbitterung mir das Leben zur Hölle machen.“
„O Beth!“ Er setzte sich zu ihr und nahm ihre Hände. „Es tut mir unendlich leid, was ich dir alles angetan habe, Beth. Wie soll ich das jemals wiedergutmachen? Ich bin so ein Idiot! Ich habe alles falsch gemacht. Dass ich dich liebe, habe ich dir auch noch nicht gesagt.“ Er zog sie an sich, schaute ihr voller Verzweiflung in die Augen und erklärte aus tiefstem Herzen: „Ich liebe dich, Beth. Und ich kann verstehen, dass du mich hasst und nichts mehr mit mir zu tun haben willst. Ich würde alles
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