Julia Extra Band 377
Abwesenheit aufzunehmen. Alles ist arrangiert. Du brauchst nur noch deine Sachen zu packen.“
Seine Worte wirkten wie eine kalte Dusche. Dante hatte sich tatsächlich um alles gekümmert. Leider ohne sie vorher zu fragen, ob sie einverstanden war! Sie war doch nicht seine Marionette!
Frustriert löste Beth sich von ihm. „Eine Frage: Betrachtest du mich als Sexobjekt, oder bist wahnsinnig in mich verliebt?“ Sein Gesicht rötete sich. Sie las die Antwort in seinen Augen.
„Ich will dich bei mir haben, weil du meine Frau bist.“
Die typische Reaktion eines Anwalts: Nur keine Frage direkt beantworten. Beth staunte, wie schnell das Feuer der Leidenschaft in ihr verglüht war. Entschlossen schob sie sich zur anderen Bettseite und stand auf. Sie liebte Dante so sehr, aber wenn er ihre Liebe nicht erwiderte, konnte sie nicht bei ihm bleiben. „Ich bleibe hier und lasse mich scheiden“, verkündete sie mit fester Stimme.
Frustriert stand Dante auf. Hätte er gesagt, dass er sie liebte, würden sie jetzt miteinander schlafen. Aber er dachte gar nicht daran, sich manipulieren zu lassen! Wütend blickte er vor sich hin. Da hatte er ihr eine Woche lang jeden Wunsch von den Augen abgelesen, seine Arbeit vernachlässigt, und nun das. Die reinste Zeitverschwendung. Dann sollte Beth eben ihre Scheidung haben.
„Also schön, das kannst du haben“, stieß er schließlich hervor. „Aber lass dir einen guten Rat geben: Ich weiß, dass deine Zellengenossin hier in diesem Zimmer in deinen Armen gestorben ist. Es wird Zeit, das Zimmer umzugestalten. Wenn du dich an die Vergangenheit klammerst wie an einen Rettungsring, kommst du in deinem Leben nie voran.“
Außer sich vor Zorn stürmte Dante hinaus.
Zutiefst verletzt sah sie ihm nach. Gut, dass er weg ist, dachte sie. Und warum wäre sie dann fast in Tränen ausgebrochen? Zum ersten Mal betrachtete sie das Zimmer mit Dantes Augen. Es könnte tatsächlich neue Tapeten vertragen. Wehmütig ließ sie eine Hand über das Bett gleiten. Dante hatte recht: Es wurde Zeit, ein neues Leben anzufangen. Aber ohne ihn …
Im Dezember kehrte Dante zurück nach London. Heute Abend fand das festliche Dinner des Anwaltsvereins statt, das jedes Jahr um diese Zeit veranstaltet wurde. Neben ihm saß Martin Thomas, ein alter Studienfreund. Aber Dante langweilte sich. Was suchte er eigentlich hier? Viel lieber wäre er jetzt bei Beth gewesen. Doch er hatte sie ja vor zwei Monaten verlassen. Der größte Fehler seines Lebens. Warum hatte er ihr nicht einfach gesagt, dass er sie liebte? Es musste doch Liebe sein, wenn man sich Tag und Nacht nach seiner Frau sehnte und an nichts anderes denken konnte, oder?
„Erinnerst du dich noch an den alten Bewick, Dante?“, fragte Martin gerade. „Der arme Kerl kann einem leidtun. Er war immer so stolz auf seinen Sohn Timothy. Es muss ein großer Schock gewesen sein, als der kürzlich wegen Drogenschmuggels verhaftet wurde.“
Dante merkte auf. „Bewick? Bist du sicher?“
„Klar. Babyface Bewick ist einer der großen Drogenbarone in Großbritannien. Die Fahnder sind seit einem Jahr hinter ihm her. Jetzt haben sie ihn und seinen Komplizen Hudson endlich auf frischer Tat ertappt. Sie hatten Drogen im Wert von zwei Millionen Pfund bei sich. Auf Kaution kommen die Typen nicht frei. Sie sitzen in Untersuchungshaft und warten auf ihren Prozess. Ich bin der zuständige Staatsanwalt, und ich sage dir, die Verurteilung steht so gut wie fest. Zumal Hudson singt wie ein Kanarienvogel. Bewick soll schon während seiner Internatszeit gedealt haben. An der Uni ging es weiter. Als Erstsemestler sind sie fast erwischt worden. Aber sie haben einem Teenager die Drogen untergeschoben und wurden freigesprochen. Wie hieß das Mädchen doch gleich? Jane … keine Ahnung. Jedenfalls wäre es für Hudson wohl besser gewesen, damals selbst verurteilt zu werden. Mit einer Jugendstrafe kommt er jetzt jedenfalls nicht mehr davon.“
Dante hatte genug gehört. Ohne sich von Martin zu verabschieden, sprang er auf und hetzte hinaus.
Am nächsten Morgen rief er einen Freund bei Scotland Yard an, der ihm bestätigte, dass es sich tatsächlich um Jane Mason handelte, die damals unschuldig zu drei Jahren Haftstrafe verurteilt worden war, und jetzt mit einer ansehnlichen Haftentschädigung rechnen konnte.
Zwölf Tage vor Weihnachten saß Beth erschöpft, aber zufrieden in ihrer Küche. Der Einkaufsbummel mit Janet und Annie hatte Spaß gemacht, die Wohnung über der Garage war
Weitere Kostenlose Bücher