Julia Extra Band 377
rutschte ihr T-Shirt wieder hinunter, als sie die Hand des Mädchens nahm. Dann beugte sie sich zu ihr hinunter und sagte etwas zu ihr, woraufhin die Kleine nickte und aus dem Zimmer lief.
Fasziniert beobachtete er, wie die junge Frau sich wieder aufrichtete und erneut ihren dicken Zopf über die Schulter warf. Sie hatte einen sehr zarten Hals.
Er runzelte die Stirn, weil er so heftig auf ihren Anblick reagiert hatte. Dies bedeutete allerdings nicht, dass er sein Verlangen nicht kontrollieren konnte … Seit der Trennung von seiner Frau Dana hatte er sich auf keine feste Beziehung mehr eingelassen und würde es auch nie wieder tun.
„Entschuldigung“, sagte die Fremde.
Nun, da das Mädchen gegangen war, wirkte sie nicht mehr so angespannt, betrachtete ihn jedoch neugierig und argwöhnisch zugleich. Derart kritisch von einer Frau betrachtet zu werden, war er nicht gewohnt.
Isandro lächelte selbstironisch. Hätte es ihn auch amüsiert, wenn sie nicht so hübsch gewesen wäre?
Sie musste Anfang zwanzig sein, jung genug, um ungeschminkt herumlaufen zu können und trotzdem gut auszusehen. Ihre Haut war makellos und hell, die Wangen leicht gerötet. Diese Frau war nicht nur sexy, sondern schön – wenn auch nicht im klassischen Sinne.
Normalerweise fand er Frauen attraktiv, die großen Wert auf ihr Äußeres legten und entsprechend viel Mühe darauf verwandten. Die Fremde war alles andere als durchgestylt, aber ihr ovales Gesicht mit den leicht schräg stehenden blauen Augen, den hohen Wangenknochen und den sinnlichen Lippen war ausgesprochen faszinierend, weil es sexy und verletzlich zugleich wirkte.
Verletzlichkeit war auch eine Eigenschaft, die er bei Frauen mied. Er hatte keine Zeit, derartige Bedürfnisse zu befriedigen.
Seine Reaktion bewies schlichtweg, dass sexuelle Anziehungskraft sich nicht erklären ließ. Ihr Look war nicht einmal lässig-elegant, sondern nachlässig. Und dennoch flammte Lust in ihm auf, sobald er den Blick über ihre Beine und ihre Brüste schweifen ließ, die sich selbst unter dem weiten weißen T-Shirt abzeichneten. Unwillkürlich stellte er sie sich erst spärlich bekleidet und dann nackt vor.
Vielleicht war dieser Tag doch kein totaler Reinfall. Schon seit Monaten hatte Isandro sich nicht mehr so stark zu einer Frau hingezogen gefühlt … Vielleicht lag ihr Reiz auch darin, dass sie eigentlich überhaupt nicht sein Typ war.
Wie hatte das Mädchen sie genannt? Auf jeden Fall nicht „Mum“, und sie trug keinen Ring. Das hatte allerdings nichts zu bedeuten, also blieb er auf der Hut.
Da sein Leben kompliziert genug war, mied er verheiratete Frauen, alleinerziehende Mütter und Singles, die eine feste Bindung wollten. Er hatte aus seinen Fehlern gelernt, und seine teure Scheidung, durch die er sowohl seine Frau als auch seinen besten Freund verloren hatte, war eine heilsame Lektion gewesen. Warum sollte er sich Probleme aufhalsen, wenn es genug attraktive, ungebundene Frauen gab, die genau wie er ein bisschen Spaß haben wollten?
Es fiel ihm nicht schwer, einer Versuchung zu widerstehen, so groß sie auch sein mochte. Deswegen wunderte er sich jetzt darüber, dass es ihm schwerfiel, sich so lässig zu geben wie sonst.
Irritiert stellte Zoe fest, dass sie immer noch angespannt war, obwohl sie ihre Nichte in Sicherheit gebracht hatte.
Aus der Nähe hatte sie gesehen, dass der Fremde dunkelbraune Augen mit langen Wimpern und markante, klassische Züge hatte. Kurzum, sein Gesicht war perfekt.
Er erinnerte an einen gefallenen Engel – gefährlich attraktiv und verführerisch –, vorausgesetzt, Engel waren etwa einen Meter fünfundneunzig groß und trugen schwarze Designersachen.
Isandro lächelte. Entweder versuchte diese Frau nicht zu überspielen, dass sie sich auch zu ihm hingezogen fühlte, oder sie konnte es nicht. Dass sie nicht mit ihm flirtete, fand er ebenfalls erfrischend, denn oft fand er das Verhalten von Frauen zu vorhersehbar.
Der intensive Blick des Fremden jagte Zoe einen prickelnden Schauer über den Rücken. Sie war beinah erleichtert, als sie einen winzigen Schönheitsfehler entdeckte – eine helle Narbe, die von seinem rechten Auge zum Wangenknochen verlief.
Nervös schluckte sie und zupfte am Ausschnitt ihres T-Shirts. Schließlich gelang es ihr, sich zusammenzureißen und den Blick von seinem Gesicht abzuwenden.
„Ich fürchte, Sie dürfen auch nicht hier sein.“ Leider klang es nicht ganz so energisch, wie sie gehofft hatte, aber zum Glück
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