Julia Extra Band 377
hinzu.
Forschend betrachtete er Zoe. „Ich brauche etwas zu trinken.“ Er schenkte sich den restlichen Wein ein und leerte das Glas, ohne etwas zu schmecken.
„Es ist also nichts Persönliches, und das macht natürlich den entscheidenden Unterschied.“ Vorsichtig stellte er das Glas ab, obwohl er es am liebsten in den Kamin geworfen hätte.
„Rede bitte nicht so“, bat Zoe. „Es ist nicht einfach für mich.“ Sie biss sich auf die Lippe. Sie musste hart bleiben. Wenn Isandro sie berührte …
„Das ist wirklich lächerlich.“ Isandro schob die Hände in die Hosentaschen und funkelte sie an.
Offenbar fühlte er sich in seinem Stolz verletzt, aber sie war nicht in der Stimmung, Verständnis dafür zu zeigen. Vielleicht war er gerade zum ersten Mal in seinem Leben verlassen worden. Allerdings standen die Frauen sicher schon bei ihm Schlange, um ihn zu trösten.
Sie hingegen würde sich vielleicht nie wieder verlieben. Dieser Mann war ihr Seelenverwandter, und während es ihr das Herz brach, schmollte er nur.
Allerdings würde Isandro sie wenigstens in Erinnerung behalten – als die Frau, die es gewagt hatte, mit ihm Schluss zu machen!
„Ich weiß, du hast gesagt, wir dürfen hier wohnen bleiben“, erklärte Zoe förmlich, „aber das wäre nicht richtig. Ich habe schon etwas in die Wege geleitet.“
„Du hast was?“, fuhr er sie an. „Seit wann denkst du denn schon darüber nach?“
Trotzig hob sie das Kinn. „Seit Harry mit einem blauen Auge und einer Platzwunde an der Lippe nach Hause gekommen ist. Er hatte sich mit einem anderen Jungen geprügelt, weil der mich als billiges Flittchen bezeichnet hat … unter anderem.“
Isandro wich einen Schritt zurück und atmete scharf aus.
12. KAPITEL
„Geht es ihm gut?“
Isandro war nicht nur wütend auf den Kontrahenten, sondern auch stolz auf Harry, weil dieser sich für seine Tante eingesetzt hatte.
Und das war mehr, als er getan hatte. Ihn plagten Gewissensbisse, weil er für diese Situation verantwortlich war.
Keine Komplikationen? Er hatte vom ersten Tag an gewusst, dass das unmöglich war. Er hatte sich das Gegenteil einzureden versucht, aber ihm war klar gewesen, dass es ziemlich kompliziert werden konnte. Eigentlich hätte er das alles kommen sehen müssen. Aber er hatte sie so verzweifelt begehrt, wie er noch nie eine Frau begehrt hatte. Und er war bereit gewesen, gegen alle Regeln zu verstoßen, um dieses Verlangen zu stillen.
Zoe nickte. „Ja, es wird ihm bald besser gehen.“
Als sie sich eine Strähne aus dem Gesicht strich, schnürte sich ihm die Kehle zu.
„Das hier ist ein Dorf, und die Leute tratschen nun mal. Es war naiv von mir, das zu verdrängen, und egoistisch, mir keine Gedanken darüber zu machen, wie es sich auf die Kinder auswirken würde.“
„Du glaubst also, niemand hier im Ort hätte Sex, ohne verheiratet zu sein?“
Sein sarkastischer Tonfall ließ sie erröten. „Darum geht es nicht.“
„Was willst du denn machen? Ein Keuschheitsgelübde ablegen, bis die Zwillinge aus dem Haus sind? Ohne Partner leben? Willst du sie so auf das wirkliche Leben vorbereiten?“
„Du bist nicht mein Freund. Wir haben keine Beziehung, sondern Sex.“
„Oder willst du einen Ring am Finger? Geht es dir darum?“
„Natürlich nicht. Und es ist auch nicht der Sex außerhalb der Ehe, sondern der Sex mit dir!“, rief Zoe aufgebracht, ohne an die schlafenden Kinder zu denken.
Isandro reagierte überhaupt nicht, sondern stand breitbeinig und mit versteinerter Miene da.
„Ich möchte mich nicht mit dir streiten.“ Sie seufzte resigniert und betrachtete ihn aus zusammengekniffenen Augen. „Aber es stimmt – du bist nicht mein Freund. Und dass es nur Sex ist, stimmt ebenfalls, auch wenn es vielleicht brutal geklungen hat … Wie soll ich den Kindern beibringen, dass Sex in einer guten Partnerschaft etwas Schönes sein kann, wenn ich mit dir schlafe?“ Für sie war es vielleicht schön, während er nur sein Verlangen stillte.
Nun zog er spöttisch eine Braue hoch. „Du schläfst also nur mit mir, damit du die Miete bezahlen kannst.“
Zoe spürte, wie sie vor Zorn errötete. Wie konnte er es wagen, nun den Gekränkten zu spielen?
„Natürlich nicht! Ich würde auch mit dir schlafen, wenn ich dafür eine Wüste durchqueren müsste.“ Sie hielt seinen Blick fest, bevor sie die Lider senkte und sich ins Gedächtnis rief, dass sie gerade mit ihm Schluss machte. „Aber hier geht es nicht um das, was ich will.“
Weitere Kostenlose Bücher