Julia Extra Band 377
diesem Typen in den Hamptons verbracht, hatte von acht bis fünfzehn für ihn geschwärmt, und er … er erinnerte sich nicht einmal an sie. Allerdings musste sie zu seiner Verteidigung wohl anführen, dass sie sich zum letzten Mal gesehen hatten, als sie in der sechsten Klasse gewesen war.
In Jeans und einer Lederjacke von der Farbe zerlassener Butter, nahm Parker sein Glas auf und kam zu ihr herüber, mit einer geschmeidigen Lässigkeit, von der die meisten nur träumen konnten. Bei Parker, dem Teenager, war es auffallend gewesen.
Bei Parker, dem Mann, war es atemberaubend.
Er setzte sich auf den Barhocker neben ihr und stützte den Ellbogen auf den Tresen. Räusperte sich und sah mit leicht gebeugtem Kopf von unten in ihr Gesicht – vermutlich ein völlig entsetztes Gesicht –, so als frage er sich, ob sie vielleicht etwas beschränkt war, da sie überhaupt nicht reagierte.
Nun, Parker so nah neben sich sitzen zu haben, hatte ihren Verstand auch ausgeschaltet.
„Sind Sie eine Freundin von Reese und Dylan?“, wiederholte er seine Frage.
Seit fünfzehn Jahren hatte sie ihn nicht mehr gesehen, und jetzt saß er nah genug neben ihr, dass sie ihn berühren könnte. Amber nahm das Glas auf und nippte an ihrem Wein. Sie konnte nur hoffen, dass sie gelassener aussah, als sie sich fühlte, und nickte knapp. „Ich kenne Reese schon eine halbe Ewigkeit.“ Dich auch. „Warum sollte ich sonst auf ihrer Verlobungsparty sein, wenn ich sie nicht kenne?“
„Sie könnten sich ja auch eingeschlichen haben, um sich gratis an Getränken und Büfett gütlich zu halten.“
Irgendwie war es surreal, dieses Gespräch mit ihrem Jungmädchenschwarm zu führen, der sie nicht erkannte. Und sie war froh darüber.
„Ist das der Grund für Ihre Anwesenheit?“, fragte sie lächelnd. „Das kostenlose Büfett?“
Parker schnaubte bitter. „Wäre es doch nur so.“
Er wollte nicht hier sein, das war offensichtlich und passte zu dem, was Reese Amber erzählt hatte. Der Mann wollte nichts mit der Michaels-Familie zu tun haben. Sie konnte es ihm auch nicht verübeln. Aber seit Beginn der Verlobungsvorbereitungen war seine Halbschwester fest entschlossen, ihn wieder zurückzuholen, zwar nicht unbedingt in den Schoß der Familie, aber zumindest in Reichweite.
Jetzt legte er den Kopf schief, studierte sie mit fast kindlicher Neugier. „Kennen wir uns?“, fragte er, und Amber blieb das Herz stehen. „Ich bin mir fast sicher, dass wir uns schon mal getroffen haben.“
Nachdenklich schürzte er die Lippen. Amber wünschte, sie hätte keine so genaue Erinnerung an seinen Mund. Das mussten die umwerfendsten Lippen der Welt sein. Voll. Sinnlich. Wie geschaffen zum Küssen. Ziemlich ausgebufft, dass einer Zwölfjährigen so etwas aufgefallen war, oder?
Sie kostete es aus, Parker gegenüber endlich einmal im Vorteil zu sein, und lächelte ihn an. „Möglich.“
„Ein Name wäre sicher hilfreich.“
Als Erwiderung ließ Amber nur ein nachdenkliches „Hmm“ hören, als müsse sie ernsthaft überlegen, ob sie ihm ihren Namen sagen wollte. Und plötzlich wurde ihr klar, dass das erste Treffen mit Parker, vor dem ihr so gegraust hatte, eigentlich richtig Spaß machte. „Das wäre doch viel zu einfach.“
Parkers Lächeln jagte ihren Puls in die Höhe. „Also gut.“ Seine Augen blitzten, als er sich für ein längeres Gespräch bequemer hinsetzte. „Ich habe den Köder geschluckt.“
Gott, sie wünschte, es wäre so.
„Kenne ich Sie über die Arbeit?“
Amber musste sich das Grinsen verkneifen. „Vielleicht.“ Das Lachen war dennoch in ihrer Stimme zu hören. „Zuerst habe ich als Schneiderin gearbeitet, aber inzwischen führe ich meinen eigenen Brautmodenladen.“
Er zuckte zusammen, als hätte sie ihn geschlagen. Seine Grimasse brachte sie zum Lachen. Parker Robinson war offensichtlich beleidigt über die Unterstellung, er könnte etwas mit Brautmoden zu tun haben. „Also, auf jeden Fall nicht durch Ihre Arbeit. Vielleicht durch meine?“
Sie stellte sich ahnungslos und fragte: „Was tun Sie denn?“
Er kniff die Augen zusammen. „Ich gehöre zur Mordkommission beim 57. Revier. Haben Sie vielleicht schon mal eine Zeugenaussage bei mir gemacht?“
„Vielleicht wurde ich ja in einem Mordfall verdächtigt.“ Sie hielt ihre Stimme so neutral wie möglich.
Er verdrehte die Augen, brummte „Ja, klar“, und plötzlich wurde Amber sentimental. Sie erinnerte sich noch aus ihrer Kindheit an diesen Gesichtsausdruck,
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