Julia Extra Band 377
seiner Haltung. Trotzdem war er entschlossen, sie nicht mehr anzurühren.
Bei jedem anderen hätte es sie nicht gestört. Bei Parker jedoch ärgerte es sie.
„Ich muss Maß für deinen Smoking nehmen.“ Sie war stolz auf sich, dass sie so gelassen und ruhig klang. „Da lässt es sich nicht vermeiden, dass ich dich anfasse.“
Sie zwang sich, den Blick auf ihn zu richten, und so registrierte sie auch die wilden Emotionen in seinem Gesicht: Ärger. Abneigung. Und eine ganze Menge Lust.
Lust .
Langsam stieß sie die Luft aus. Sie musste sich in Erinnerung rufen, dass sie sich grundsätzlich nicht auf lockere Abenteuer einließ, ganz gleich, wie sehr sie sich zu jemandem hingezogen fühlte. Vor allem verführte sie niemals, absolut niemals einen Mann. Und sie würde nicht einmal im Traum daran denken, einen Mann zu verführen, der überall um sich herum große Warnschilder aufgestellt hatte – schon gar nicht bei dem Mann, der ihr gegenübersaß. Er hatte nicht nur Stoppzeichen aufgestellt, sondern gleich die ganze Straße abgesperrt.
Nur … schon ihr ganzes Leben hatte sie Parker gewollt. Das Gefühl war so stark, dass sie ernsthaft mit dem Gedanken spielte, ob sie nicht für ihn eine Ausnahme von der Regel machen sollte.
„Na schön“, brummte er mürrisch. „Aber ich arbeite meist bis spät in die Nacht. Es kann also dauern, bevor ich in deinem Laden auftauche.“
Bilder stürzten auf sie ein, Bilder von ihnen beiden in ihrem Laden, allein, spät in der Nacht. Und alles, was sie hörte, waren Reeses Worte: „Vielleicht solltest du dich aktiver daran beteiligen, das zu bekommen, was du willst.“
Wenn einer es wert war, dass sie die Initiative ergriff und ihn verführte, dann Parker Robinson.
Sie schluckte hart und räusperte sich. „Späte Termine sind bei mir nicht ungewöhnlich. Sag einfach Bescheid, wann du kommen kannst.“
Parker griff nach seiner Bierflasche. „Morgen Abend, halb zehn.“ Er nahm einen Schluck und fixierte Amber grimmig. „Du nimmst meine Maße, und ich verschwinde wieder.“
Seine schmalen Lippen und sein Tonfall besagten deutlich, dass die Sache für ihn damit erledigt war.
Doch für Amber fing sie gerade erst an.
4. KAPITEL
Am nächsten Abend um halb zehn zog Parker die Tür zu Ambers Brautmodenladen auf. Die Glocke über der Tür klingelte viel zu fröhlich für den Tag, den er hinter sich hatte. Der Miller-Fall war vorerst in einer Sackgasse gelandet und hatte damit die Leere in seinem Innern noch verstärkt. Taub und benommen hatte er sich durch den Tag geschleppt. Aber vielleicht hatte diese Taubheit auch schon vor Monaten angefangen.
Oder vor Jahren.
Er lockerte die verspannten Schultern und sah sich um. Das musste man dem Mädchen lassen, sie wusste, wie man einen Laden aufzog. Klasse bis ins Detail. Überall Parkett, endlose Reihen von Brautkleidern, Schleiern, Brautsträußen und Dekorationen aus Kunstblumen, Poster von Fotomodellen und unzählige Schüsseln mit … Rosenblättern!
Parker konnte es nicht verhindern, es schüttelte ihn.
„Keine Sorge“, hörte er Ambers Stimme hinter sich. „Niemand wird erfahren, dass du hier warst.“
Er drehte sich um – und Ambers Anblick warf ihn regelrecht von den Füßen. Wie war es möglich, dass eine schlaksige Teenagergöre sich in eine solche Schönheit verwandelt hatte? Das dunkelrote Haar floss ihr über die Schultern. Sie trug enge Jeans und ein Röhrentop, das sich um ihre Brüste schmiegte. Die lockere Seidenbluse mit den langen Ärmeln flatterte ihr luftig um Taille und Hüften. Sie sah jung und unschuldig und gleichzeitig sexy aus.
Und er … Mit dem Fall, an dem er gerade arbeitete, fühlte er sich alt und hart und verbittert. Er hatte die Nase voll von der gesamten Menschheit.
Amber schob den Riegel vor die Tür und drehte sich dann zu Parker um, ohne ein Wort zu sagen.
„Bist du so weit?“, fragte sie.
Was soll das denn heißen? „Ja, sicher.“
Er war schließlich kein Anfänger und weigerte sich, sich von einer halben Portion einschüchtern zu lassen, der er vor Jahren am Strand beigebracht hatte, wie man Krebse fing.
Während Parker Amber den Korridor hinunter folgte, ignorierte er ganz bewusst das verführerische Schwingen ihrer Hüften bei jedem Schritt. Es wurde leichter, als sie in einen großen Raum trat, in dem zwei Sofas, ein Sessel und ein niedriger Couchtisch standen – was wohl so eine Art Wohnzimmer darstellen sollte. Die Möbel waren in entsprechender Entfernung vor
Weitere Kostenlose Bücher