Julia Extra Band 377
lebst du mit ihm zusammen, wenn er schwul ist?“
„Weil wir befreundet sind und beide zur gleichen Zeit eine Wohnung kaufen wollten. Wir verstehen uns sehr gut.“
„Wenn McDonald wirklich schwul ist, wieso denken dann alle, dass ihr ein Paar seid?“ Zahir hegte immer noch Zweifel.
Saffy seufzte frustriert. „Cameron ist bei seinen Großeltern aufgewachsen, die er heiß und innig liebt. Aus Rücksicht auf ihre Gefühle will er sich erst outen, wenn sie nicht mehr am Leben sind.“
„Aha. Und bis dahin benutzt er dich als Tarnung.“
„Wir profitieren beide von dieser Lösung. Solange Cameron eine feste Größe in meinem Leben ist, verschonen mich die meisten Männer mit ihren Annäherungsversuchen. So, und jetzt lass bitte Cameron aus dem Spiel!“
Zahir biss die Zähne zusammen. „Schwanger“, sagte er erneut.
„Vielleicht, vielleicht auch nicht.“ Saffy stand auf. „Ich werde jetzt den verflixten Test machen, dann wissen wir Bescheid.“
„Und wenn er positiv ist, woher sollen wir dann wissen, ob das Baby von mir ist?“, fragte Zahir in eisigem Tonfall.
„Wenn ich die Energie hätte, würde ich dir jetzt eine Ohrfeige verpassen, Zahir.“ Saffy bedachte ihn mit einem vernichtenden Blick und wollte das Zimmer verlassen.
Im letzten Moment hielt Zahir sie zurück. „Hast du eigentlich eine Ahnung, was es für einen Mann in meiner Position bedeutet, Vater zu werden?“
„Nein, und im Moment interessiert es mich auch nicht. Ich will nur wissen, ob wir uns überhaupt Gedanken darüber machen müssen. Es wäre besser gewesen, mich in Ruhe zu lassen, Zahir. Was in Maraban passiert ist, ist Vergangenheit. Ich will nicht, dass du mein Leben auf den Kopf stellst.“ Entschlossen befreite sie sich aus seinem Griff.
„Nichts ist Vergangenheit, wenn du ein Kind von mir erwartest“, widersprach er.
Wortlos verließ Saffy das Wohnzimmer, verschwand im Badezimmer, griff nach dem Test und las sich die Gebrauchsanweisung durch. Minuten später stand sie am Fenster und wartete gespannt auf das Testergebnis. Noch immer stand sie unter dem Eindruck der explosiven Leidenschaft, die vorhin zwischen Zahir und ihr ausgebrochen war. Niemals hätte sie so etwas Überwältigendes überhaupt für möglich gehalten. Völlig die Kontrolle zu verlieren, sich von ihren Gefühlen hinreißen zu lassen … Saffy wusste nicht, was sie davon halten sollte. Natürlich hatte Zahir sie überrumpelt mit seinem unerwarteten Besuch und seinem Geständnis, vor Sehnsucht nach ihr nicht schlafen zu können. Warum sollte es ihm besser gehen als ihr? Tagelang hatte sie sich eingeredet, Zahir bei dem Abenteuer in der Wüste benutzt zu haben. Auch, um einen endgültigen Schlussstrich zu ziehen. Doch nun musste sie einsehen, dass sie sich etwas vorgemacht hatte. Nun musste sie der Wahrheit ins Gesicht sehen.
Fast gedankenverloren warf sie einen Blick auf den Test in ihrer Hand und erstarrte. Sie holte tief Luft, sah auf die Armbanduhr, dann wieder auf das Fenster in dem Röhrchen, in dem sich eindeutig eine Linie gebildet hatte, genau wie es in der Gebrauchsanweisung beschrieben war. Die Knie wurden ihr weich. Saffy musste sich auf den Badewannenrand setzen. Ich bin schwanger, dachte sie verwundert und empfand einen Moment lang tiefe Freude. Doch dann fiel ihr Zahirs wie in Stein gemeißelte Miene ein, und Saffy stöhnte laut, weil sie ahnte, dass ihr Leben nun noch komplizierter werden würde. Zahir und eine ungeplante Schwangerschaft – eine gefährliche Kombination, denn bei Zahir musste alles immer ganz genau nach Plan verlaufen. Außerdem war ein uneheliches Kind in seinem Kulturkreis und in seiner Position vollkommen inakzeptabel.
Verflixt, warum konnte ich nicht meinen Mund halten? Saffy war unglaublich wütend auf sich selbst. Ob sie es wollte oder nicht, Zahir würde wieder eine Rolle in ihrem Leben spielen. Das hatte ihr gerade noch gefehlt! Bisher hatte sie nie von einem Baby zu träumen gewagt. Aber wenn sie ein Baby zur Welt brachte, dann sollte es auch von beiden Eltern geliebt werden. Wie sollte das mit Zahir gehen?
Saffy atmete tief durch und kehrte zurück ins Wohnzimmer, wo Zahir allein am Fenster stand und Kaffee trank. Offensichtlich hatte Cameron die Rolle des Gastgebers übernommen. Zahir fühlt sich unwohl und beengt in der Stadt, dachte Saffy. Komisch, dass ihr das gerade jetzt einfiel.
Zahir musste sie gehört haben, denn er wandte sich um und wusste sofort Bescheid, als er ihre angespannte Miene
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