Julia Extra Band 377
sah.
Warum kommt sie nicht näher? dachte er. Hat sie plötzlich Angst vor mir? Sie musste doch wissen, dass er ihr nie etwas zuleide tun würde. Das goldblonde Haar war inzwischen getrocknet und umrahmte in duftigen Wellen ihr wunderschönes ovales Gesicht mit den unglaublich blauen Augen. Zahir konnte sich an ihrer Schönheit kaum sattsehen.
„Wir haben ein Problem“, sagte Saffy leise.
Zahir stieß zischend den Atem aus, das Gesicht wie versteinert. „Ich dachte, du nimmst die Pille.“
„Falsch gedacht. Ich habe dich in dem Glauben gelassen, weil ich hoffte, es würde keine Rolle spielen“, gestand Saffy. Ab sofort wollte sie ehrlich zu ihm sein, denn die Situation war zu ernst, um sich in Halbwahrheiten zu flüchten.
„Und wieso hast du dich nicht vor möglichen Folgen geschützt?“, wollte Zahir wissen.
„Weil es nicht nötig war. Außer mit dir hatte ich ja keinen Sex. Es besteht also kein Zweifel an deiner Vaterschaft“, erklärte sie verlegen.
„Du wirst aber verstehen, dass ich Zweifel habe. Immerhin hatte ich den Eindruck, du hättest mehrere Liebhaber“, konterte Zahir ausdruckslos.
„Glaubst du etwa, was in der Boulevardpresse steht?“ Herausfordernd funkelte sie ihn an.
„Nein, aber es ist doch unwahrscheinlich, dass ich bei unserem kurzen Zusammensein dein Kind gezeugt haben soll.“
„Ich habe das für ebenso unwahrscheinlich gehalten. Wir haben uns beide geirrt. Ich muss meine fruchtbaren Tage gehabt haben, und deine Spermien sind wohl besonders beweglich“, erklärte sie trocken.
„Mach dich jetzt nicht auch noch lustig darüber!“
„Entschuldige. Nach der Geburt kannst du gern einen Vaterschaftstest machen lassen, während der Schwangerschaft ist es zu gefährlich. Andererseits könntest du dich auch an die Umstände im Zelt erinnern und sie analysieren. Dann würdest du schnell zu dem Ergebnis kommen, dass du der einzige Lover bist, den ich je hatte.“
Ungläubig zog Zahir die schwarzen Augenbrauen zusammen. „Das ist ausgeschlossen.“
„Vergiss mal einen Moment die Zeitungsartikel und deine Vorurteile, und denk nach!“ Gespannt wartete sie darauf, dass seine kleinen grauen Zellen eins und eins zusammenzählten. Als Zahir nicht gleich reagierte, verdrehte sie die Augen. „Komm schon, Zahir, du bist doch sonst nicht so begriffsstutzig! Ich war noch Jungfrau, als wir im Zelt zusammen waren.“
Zahir wurde bleich. Er begegnete ihrem Blick und hielt ihn fest. Saffy wusste genau, dass er sich in diesem Moment an die Blutflecken auf dem Laken erinnerte. Fluchend wandte Zahir sich ab und ballte die Hände zu Fäusten. „Wenn das stimmt, habe ich dir Unrecht getan. Das ist unverzeihlich“, stieß er heiser hervor.
„Schon gut. Dramatisieren musst du das nun auch nicht“, sagte sie beruhigend. „Ich habe ja selbst schuld. Es war meine Entscheidung, mit dir ins Bett zu gehen, und das Ergebnis ist mein … äh … Problem.“
„Wenn es mein Kind ist, geht es auch mich etwas an. Und ich betrachte unser Kind nicht als Problem.“ Zahir wandte sich ihr wieder zu. „Selbstverständlich heiraten wir so schnell wie möglich.“
„Heiraten?“, fragte Saffy verblüfft. „Du machst Witze.“
„Die Zukunft unseres Kindes steht auf dem Spiel. Damit scherze ich nicht. Sie ist nur gesichert, wenn wir wieder heiraten, Saffy“, erklärte er eindringlich.
„ Eine gescheiterte Ehe reicht dir wohl nicht“, murmelte sie. Insgeheim hatte sein Heiratsantrag sie erschüttert. Meint er es wirklich ernst? fragte sie sich.
„Als mein Vater starb, und ich den Thron bestiegen habe, hat sich in Maraban alles grundlegend geändert“, erzählte Zahir. „Wir können jetzt ein ganz normales Leben führen. Du bist schwanger, Saffy. Natürlich will ich dich heiraten!“
Wieder einmal fühlte sie sich von seinem Tempo überrumpelt. Natürlich wusste er sofort, was er zu tun hatte. Als Herrscher, nicht als Privatmann.
„Ich will dich aber nicht heiraten, nur weil ich schwanger bin“, protestierte sie.
„Hast du dich mal gefragt, was dein Kind will? Wenn du mich nicht heiratest, wird deinem Kind nicht nur der Vater vorenthalten, sondern auch sein rechtmäßiger Status. Ohne Heirat wird das Kind unser Geheimnis bleiben müssen. Ich habe keine Ahnung, wie ich so eine normale Bindung zu ihm aufbauen soll.“
Das ging Saffy alles zu schnell. Eben war ihr Kind nur eine Linie im Fenster eines Teströhrchens gewesen, im nächsten Moment sollte sie Entscheidungen treffen, die das
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