Julia Extra Band 377
unsere Ehe funktioniert, haben wir Glück gehabt. Und wenn nicht, haben wir es wenigstens versucht.“
„Mir ist noch immer schleierhaft, wieso du überhaupt wieder etwas mit ihm angefangen hast.“ Ratlos schüttelte Kat den Kopf. „Immerhin hat Zahir dir damals das Herz gebrochen. Ich möchte nicht, dass er das wieder tut. Mikhail hat ihn gründlich durchleuchten lassen. Offenbar ist die Lage in Maraban inzwischen stabil, und Zahir ist einer von den Guten.“
„Das hätte ich dir auch sagen können“, fuhr Saffy wütend dazwischen. Mikhails Schnüffelei empörte sie.
„Und er genießt einen untadeligen Ruf. Natürlich hat er die eine oder andere kurze Affäre gehabt, aber es waren wohl nur wenige“, fügte Kat ruhig hinzu, als hätte sie Saffys Einwand nicht gehört.
Saffy hätte ihrem Schwager am liebsten den Hals umgedreht, weil er sich in ihre Privatangelegenheiten gemischt hatte. Doch so war Mikhail nun mal, immer um das Wohl der Marshall-Schwestern besorgt. Es war nicht fair, ihm daraus einen Vorwurf zu machen.
Kat spürte natürlich, wie ungehalten Saffy war, und wechselte schnell das Thema. „Ist es sehr schlimm für dich, dass Emmie heute nicht dabei ist?“
„Nein.“ Natürlich war sie traurig darüber, aber das behielt sie lieber für sich. „Ich kann verstehen, dass sie sich in ihrem Zustand nicht in ein Brautjungfernkleid zwängen will.“
„Es wird langsam Zeit, dass ihr beide euch mal aussprecht“, fand Kat.
„Das ist leichter gesagt als getan, wenn Emmie mir systematisch aus dem Weg geht. Ich habe mit ihr telefoniert, Kat, um ihr zu sagen, dass ich Verständnis dafür habe, dass sie nicht meine Brautjungfer sein möchte. Als ich sie dann eingeladen habe, wenigstens als Gast teilzunehmen, hat sie behauptet, die Fahrt nach London wäre ihr zu anstrengend.“
„Das stimmt wahrscheinlich sogar, Saffy. Die Schwangerschaft setzt ihr ganz schön zu. Vielleicht sollte ich mir doch noch mal überlegen, ob ich mich dieser künstlichen Befruchtungsprozedur wirklich aussetzen soll. Womöglich leide ich auch monatelang an Schwangerschaftsübelkeit wie die arme Emmie.“
„Ich habe keine Probleme, jedenfalls noch nicht.“ Lächelnd sah Saffy auf, als Topsy aufgeregt in ihrem smaragdgrünen Brautjungfernkleid hereinstürmte. Das ernste Gespräch mit Kat war nun zum Glück vorbei!
Die Trauung fand in einer Kirche statt, die ganz in der Nähe von Kats und Mikhails Londoner Stadthaus lag. Das eher düstere Kirchenschiff war mit Unmengen von rosa und weißen Blumengirlanden festlich geschmückt worden und wirkte nun wie verwandelt. Cameron führte Saffy zum Altar. Aufgeregt begann ihr Herz zu klopfen, als sie nah genug war, um Zahirs Blick auf sich gerichtet zu sehen. Eine Woche lang hatten sie nur telefonischen Kontakt gehabt. Sie hatte Zahir sofort angerufen, um ihm mitzuteilen, dass der Arzt ihre Schwangerschaft bestätigt hatte. Die anderen Gespräche hatten sich um die Hochzeitsplanung gedreht. Alles eher unpersönlich. Daher hatte Saffy keine Ahnung, wie Zahir sich wirklich fühlte.
Sie war vollauf damit beschäftigt gewesen, ihre Sachen zu packen und sich von ihrem alten Leben in London zu verabschieden. Außerdem hatte sie ihren Agenten und sämtliche Auftraggeber über ihre Schwangerschaft informieren müssen. Zum Glück war ihr zumindest der lukrative Vertrag mit Desert Ice erhalten geblieben, denn aus den Einkünften, die sie mit der Kosmetikwerbung erzielte, finanzierte sie das Waisenhaus in Afrika.
Als sie nun neben Zahir stand und in seine faszinierenden Augen blickte, fühlte sie sich plötzlich sehr verletzlich, denn sie erinnerte sich an ihre erste Trauung. Damals hatte sie nicht daran gezweifelt, diesen unwiderstehlichen Mann zu heiraten. Nichts als Glück hatte sie empfunden, Glück und Liebe …
Der Ehering glitt über ihren Finger und Saffy atmete tief ein. Jetzt ist es passiert, dachte Saffy. Die Würfel sind gefallen.
Wovor hatte sie eigentlich Angst? Was hatte sie denn zu befürchten? Dass er sie nicht liebte? Das wusste sie doch. Zahir hatte sie nur wegen des Babys geheiratet. Trotzdem – diese Erkenntnis verletzte nicht nur ihren Stolz, sondern auch ihr Herz.
Beim Auszug aus der Kirche legte Zahir stützend einen Arm um Saffys schmale Taille. „Du zitterst“, erklärte er besorgt, als Saffy fragend aufsah.
Ja, sie zitterte, denn es setzte ihr sehr zu, ihre Gefühle so rücksichtslos zu unterdrücken und ihn nur zum Wohl des Kindes zu heiraten.
Schweigend
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