Julia Extra Band 377
ließen sie den Fotografen seine Aufnahmen machen. Zahir fühlte sich nicht recht wohl in seiner Haut. Sapphire war kreidebleich, und ihre Familie war ihm feindselig und misstrauisch begegnet. Nur die temperamentvolle Kleine im grünen Kleid hatte ihm fröhlich zugelächelt. Offensichtlich hatte Sapphire ihren Schwestern anvertraut, dass sie nicht wirklich glücklich darüber war, ihn ein zweites Mal zu heiraten. Bei jeder Berührung verspannte sie sich, wie Zahir verbittert feststellen musste. Erinnerungen tauchten auf, die besser verschüttet geblieben wären. Nun zahlte er den Preis dafür, seinem Urinstinkt nachgegeben zu haben.
Aber immerhin hatte er Saffy zurück. Das war ein Anfang. Und ihre Drohung, sich von ihm scheiden zu lassen, würde sie gewiss bald nicht mehr so ernst nehmen.
„Du bist wunderschön“, raunte er ihr zu, als sie in die Limousine stiegen, die sie zur Botschaft bringen sollte, wo die Trauung noch einmal nach islamischem Ritus vollzogen werden sollte. „Wie fühlst du dich?“
„Ich bin nicht krank, nur schwanger“, konterte Saffy. Sie wollte nicht ständig an ihre Schwangerschaft erinnert werden, sondern ganz normal behandelt werden.
Die zweite Trauung ging blitzschnell über die Bühne. Anschließend wurden wieder Fotos gemacht, dann ging es weiter zu Kats und Mikhails Stadthaus, wo die Hochzeitsfeier im festlich geschmückten Ballsaal stattfand. Nach dem Essen unterhielten sie sich mit den Gästen. In der vertrauten Gesellschaft ihrer Model-Kolleginnen entspannte Saffy sich etwas, lächelte, wenn sie nach der angeblichen Langzeitbeziehung zu Zahir gefragt wurde und versuchte, sich wie eine ganz normale Braut zu benehmen.
„Ich sollte es wohl lieber für mich behalten“, flötete Natascha, ein hochgewachsenes blondes Model aus der Ukraine, „aber ich habe Zahir zuerst gehabt.“ Das angehende Supermodel lächelte so fröhlich, dass Saffy einen Moment benötigte, um den Sinn der Bemerkung zu erfassen.
„Ach, wirklich?“, fragte sie dann höflich nach, als sprächen sie übers Wetter.
„Ja. Vor zwei Jahren bei einem Filmfestival. Nur eine kurze Affäre, aber es war schwer, ihn zu vergessen“, gestand die Ukrainerin.
„Das glaube ich gern.“ Betont freundlich nickte Saffy ihr zu und widmete sich dann schnell ein paar weniger aggressiven Gästen. Ich habe Zahir zuerst gehabt. Wenn die wüsste, dachte Saffy wütend.
Zahir war ja zuvor mit ihr verheiratet gewesen. Erst nach der Scheidung war er mit anderen Frauen zusammen gewesen. Trotzdem tat die Vorstellung unendlich weh. Als sie sich Zahir in den Armen der angeblich nymphomanen Natascha vorstellte, drehte sich ihr der Magen um. Saffy schaffte es gerade noch bis zum Badezimmer. Hoffentlich geht das jetzt nicht die nächsten Monate so, dachte sie, als sie sich schließlich wieder aufrichtete und frisch machte.
Auf unsicheren Beinen verließ sie das Badezimmer. Auf dem Flur wartete Topsy auf sie. „Alles in Ordnung? Zahir hat dich davonstürzen sehen und mich gebeten, nach dir zu sehen.“
„Er hat nichts verpasst. Mich hat wohl nur die Schwangerschaftsübelkeit erwischt, unter der Emmie so lange gelitten hat.“ Und eine eifersüchtige Ziege.
Ich muss mich mit der Realität abfinden, dachte Saffy. Natürlich hatte Zahir was mit anderen Frauen gehabt. Aber das war seine Sache und ging sie nichts an. Wäre sie nicht all die Jahre auf Zahir fixiert gewesen, hätte sie sich wohl durchaus mit dem einen oder anderen Mann eingelassen, der sich für sie interessiert hatte. Doch an Zahir reichte eben keiner heran. Wahrscheinlich war sie deshalb auch mit ihm ins Bett gegangen. Sie war immer noch verschossen in diesen Mann!
Kein Wunder, dachte sie, als sie quer durch den Ballsaal auf ihn zuging. Zahir war nun mal einfach unwiderstehlich. Sie brauchte ihn nur anzuschauen, schon regte sich heißes Verlangen bei ihr. Wütend auf sich selbst, weil sie einen Mann begehrte, der sie nicht liebte und sie auch gar nicht wirklich wollte, blieb sie vor Zahir stehen.
„Was ist los?“, fragte er leise.
„Was soll schon los sein?“, fauchte sie. „Sag du es mir! Was ist vor zwei Jahren beim Filmfestival passiert? Blonde Ukrainerin namens Natascha. Erinnerst du dich?“, fragte Saffy wie aus der Pistole geschossen und ärgerte sich sofort über sich selbst wegen dieses verräterischen Gefühlsausbruchs.
Seine Wangen schienen sich leicht zu röten, doch sein Blick hielt Saffys Blick stand. Zahir richtete sich zu seiner imposanten
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