Julia Extra Band 377

im Wüstenstaat hatte ihr – mit Zahir an ihrer Seite – viel Spaß gemacht. Inzwischen wusste sie fast so viel über sein Geburtsland wie er selbst. Die Herzlichkeit der Einheimischen hatte es ihr leicht gemacht, sich hier einzuleben. Sie identifizierte sich mit Maraban und hatte viele ehrenamtliche Aufgaben übernommen. Mit am schönsten aber war es gewesen, als sie gemeinsam mit Zahir und Karim die Schule für Aids-Waisenkinder in Afrika besuchen konnte, die sie so viele Jahre unterstützt hatte.
    Ihre Schwestern in London sah sie regelmäßig. Topsy besuchte die Universität und hatte nur am Wochenende Zeit für die Familie, aber Emmie kam öfter zum Shoppen nach London und die Zwillinge trafen sich, so oft es ging. Die Schwestern teilten nun viel mehr Gemeinsamkeiten als früher, und Saffy war überglücklich über ihr gutes neues Verhältnis zu Emmie.
    Zahir schlenderte mit Mikhail im Schlepptau in den Garten. Kats Mann, ein russischer Milliardär, beriet zurzeit die Regierung von Maraban bei der Investition der Einnahmen, die das Land mit seinen Erdölquellen erzielte. Geistesgegenwärtig hob Zahir seinen Sohn hoch, bevor der erneut vom Rad zu fallen drohte.
    „Er versucht es immer wieder. In der Beziehung ist er dir sehr ähnlich.“ Liebevoll lächelte Saffy ihrem Mann entgegen.
    „Aber die Ungeduld hat er von dir. Und die Augen!“ Zahir setzte seinen strampelnden Sohn wieder ab und lachte, als der sofort wieder zu seinem störrischen Rad lief.
    Dann nahm er Saffy bei der Hand und führte sie hinaus auf eine kleine Terrasse, die von der untergehenden Sonne in ein herrliches pfirsichfarbenes Licht getaucht wurde. Sosehr sich Saffy auch freute über den Besuch ihrer Schwester und ihres Schwagers, wäre sie nun am liebsten alleine mit ihrem Mann gewesen. Mit seinen goldenen Augen blickte Zahir hinunter auf Saffy und sofort regten sich Schmetterlinge in ihrem Bauch. „Wir müssen uns fürs Abendessen umziehen“, flüsterte er verschwörerisch.
    Mit einem wissenden Lächeln auf ihren Lippen lehnte sie sich vertrauensvoll an Zahirs starke Brust. Saffy war überglücklich in ihrer Ehe und die Geburt von Karim hatte die Beziehung zwischen ihr und Zahir so sehr bereichert. „Ich liebe dich“, wisperte sie.
    „Ich liebe dich auch“, flüsterte Zahir, und als er hungrig seinen Mund auf ihren Hals presste, lief ein erwartungsvoller Schauder durch ihren Körper.
    – ENDE –

Verrat mir dein sinnliches Geheimnis

PROLOG
    „Noch einmal, Miss Mason: Haben Sie die Anklage gegen Sie verstanden?“
    Es dauerte eine Weile, bevor Jane mit vor Angst brüchiger Stimme antworten konnte. „Ja.“
    Ihr war noch immer unbegreiflich, wie sie auf die Anklagebank geraten war. Man warf ihr Drogenbesitz vor, außerdem Handel mit Drogen. Dabei studierte sie seit zwei Jahren Betriebswirtschaft und arbeitete an fünf Abenden in der Woche in einem Imbiss, um ihr Studium zu finanzieren. Diese ganze Geschichte kam ihr wie ein Albtraum vor. Hoffentlich war der bald überstanden!
    Leider holte die Realität sie schnell wieder ein, als der Richter ungeduldig fragte: „Plädieren Sie auf schuldig oder nicht schuldig, Miss Mason?“
    Am ganzen Körper bebend, hob sie den Kopf und stieß verzweifelt hervor: „Nicht schuldig!“
    Warum glaubt mir denn keiner? Völlig aufgelöst warf sie einen hilfesuchenden Blick auf Miss Sims, ihre Pflichtverteidigerin. Doch die war in die Akte in ihrer Hand vertieft und beachtete ihre Mandantin nicht weiter.
    Dante Cannavaro lehnte sich auf seinem Stuhl zurück, während die Vorbesprechung im Gericht weiter andauerte. Wenn Henry Bewick, der Chef der Kanzlei, in der Dante am Anfang seiner Karriere als Praktikant gearbeitet hatte, ihn nicht inständig gebeten hätte, den Fall zu übernehmen, säße er jetzt nicht hier.
    Inzwischen war Dante neunundzwanzig Jahre alt und hatte sich einen Namen als international agierender Wirtschaftsanwalt gemacht. Als Strafverteidiger war er schon lange nicht mehr tätig gewesen. Doch seinem alten Boss zuliebe hatte er sich mit der Anklageschrift vertraut gemacht. Für ihn war der Fall ziemlich eindeutig: Ein Auto hatte Miss Masons Wagen seitlich abgedrängt. Als die Polizei bei der Unfallaufnahme nach ihrem Führerschein fragte, hatte die junge Frau nervös in ihrer Handtasche gekramt. Dabei fiel ein verdächtig wirkendes Päckchen heraus. Wie sich später herausstellte, handelte es sich um Drogen. Die einzige andere Person im Fahrzeug entpuppte sich als der