Julia Extra Band 377
leicht überrascht.
„Überrascht dich das?“ Beth lachte zufrieden. „Meine Mutter war eine ausgezeichnete Köchin und hat mir eine Menge beigebracht. Und sie konnte backen …“ Genießerisch verdrehte sie die Augen. „Wahrscheinlich war ich deshalb als Kind ziemlich rundlich. Nach ihrem Tod sind die Kilos nur so gepurzelt“, fügte sie wehmütig hinzu.
Dante lächelte teilnahmsvoll. „Es tut mir sehr leid, dass du deine Eltern so früh verloren hast. Ich habe das erst nach der Gerichtsverhandlung erfahren. Wenn Menschen trauern, verhalten sie sich schon mal irrational.“
„Bitte erspar mir dein falsches Mitgefühl. Du beleidigst meine Intelligenz. Ich war unschuldig . Bewick und sein Freund haben mich hereingelegt – und du hast sie unterstützt. Ich würde zu gern wissen, wie viele andere unschuldige Menschen du noch hinter Gitter gebracht hast.“
Dante, der so stolz auf seine Integrität und Ehre war, fühlte sich zutiefst beleidigt. Doch er ließ sich seine Gefühle nicht anmerken und erklärte sachlich: „Niemanden. Die Geschworenen haben dich schuldig gesprochen, nicht ich. Als Verteidiger war es meine Aufgabe, aufgrund der Beweislage und mithilfe von Zeugenaussagen das Beste für meinen Mandanten herauszuholen. Es war nichts Persönliches gegen dich. Jeder andere Verteidiger hätte das ebenso gemacht. Übrigens war es mein letzter Fall als Strafverteidiger. Ich bin eigentlich auf internationales Wirtschaftsrecht spezialisiert.“
Beth musterte ihn ungläubig. „Ich war dein letzter Fall als Strafverteidiger? Da fühle ich mich doch gleich besser.“ Der Sarkasmus war unüberhörbar.
Ein merkwürdiger Ausdruck huschte über Dantes Gesicht. „Denk doch, was du willst. Das tun Frauen sowieso immer.“
„So spricht ein Chauvinist.“ Frustriert stand Beth auf und trug das Geschirr zur Spüle.
„Abwaschen tue ich jedenfalls nicht“, witzelte er.
Typisch, dachte sie und verkniff sich ein Lächeln, während sie das Spülen übernahm. Vielleicht hatte Dante ja tatsächlich nur seine Pflicht als Strafverteidiger erfüllt. Außerdem hatte er wahrscheinlich Hunderte, wenn nicht Tausende Prozesse geführt und konnte sich nicht an jeden einzelnen Fall erinnern.
Beth verzog das Gesicht. Beim Grillfest hatte er sich jedenfalls nicht an sie erinnert. Erst Tonys Scherz, er wollte sie heiraten, hatte Dantes Misstrauen erregt, und ihn dazu veranlasst, Nachforschungen anzustellen. Sie dagegen hatte ihn auf der Straße sofort als den Mann wiedererkannt, der ihr seit Jahren Albträume bescherte.
Seltsam, aber plötzlich sah Beth klarer. Als sie damals aus dem Gefängnis entlassen worden war, hatte Helen ihr geraten, nicht zurückzublicken und sich das neue Leben nicht durch Verbitterung unnötig schwer zu machen. Doch beim Prozess hatte Beth sich auf Dante konzentriert und ihn persönlich für das Urteil verantwortlich gemacht. Jahrelang hatte sie ihren Hass auf ihn mit sich herumgetragen. Jetzt wurde ihr plötzlich bewusst, dass jeder andere Verteidiger genau wie Dante gehandelt hätte. Natürlich änderte das nichts an der Tatsache, dass Dante noch immer arrogant und viel zu sehr von sich überzeugt war.
Beth stellte das saubere Geschirr in den Abtropfkorb und wandte sich um, als sie Dantes Stimme hinter sich hörte. Er hatte sein Handy am Ohr und redete in rasantem Italienisch auf seinen Gesprächspartner ein. Mit der anderen Hand gestikulierte er wild. So kannte Beth ihn gar nicht.
Dante fing ihren Blick auf und raunte lächelnd: „Geschäftlich.“ Dann beendete er den Anruf und schob das Handy wieder in die Hosentasche.
Fast hätte Beth sein Lächeln erwidert, und das machte ihr Angst. Er war so attraktiv, so charismatisch. Dann wieder arrogant, selbstgerecht und herrisch. Ich muss ihn loswerden, dachte sie.
„Es ist seltsam, Dante. Ich habe dich jahrelang gehasst, und nun stellt sich heraus, dass diese Energie völlig verschwendet war“, sagte sie mit ausdrucksloser Miene. „Du wirst dich niemals ändern und immer rechthaberisch bleiben. Ich möchte meinem Baby aber keinen derart autoritären Vater zumuten. Also geh jetzt bitte!“
„Ja, ich muss langsam wirklich los. Ich möchte, dass du mich begleitest, Beth. Die Vorstellung, dich hier allein zurückzulassen, behagt mir gar nicht.“
„Ich bin nicht allein. Janet und Annie kommen nachher zu Besuch. Wir wollen einen Einkaufsbummel machen.“ Sie lächelte kühl. „Gute Fahrt, Dante.“ Sie machte sich wieder an der Spüle zu
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