Julia Extra Band 377
schaffen und hörte, wie Dante den Stuhl, auf dem er gesessen hatte, zurück an den Tisch schob. Gut, dachte Beth, gleich bin ich ihn los. Bis zur nächsten Begegnung hatte sie sich hoffentlich einen Plan zurechtgelegt, wie es weitergehen sollte. Vielleicht würde sie ihm ein monatliches Besuchsrecht einräumen.
Langsam freute sie sich auf das Baby. Ihr Kind würde glücklich und zufrieden in einer wunderschönen Umgebung aufwachsen.
Beth wandte sich wieder um und zuckte zusammen. Dante war immer noch da! „Was tust du noch hier?“ Sie bemerkte seine Anspannung, den entschlossenen Blick, und hätte sich fast vor Nervosität die trockenen Lippen befeuchtet.
„Ich lasse mir von niemandem Vorschriften machen“, raunzte er. „Aber wenn ich Anordnungen gebe, dann erwarte ich, dass man sie befolgt. Daran wirst du dich gewöhnen müssen, wenn wir verheiratet sind.“
„Verheiratet?“
„Verheiratet.“
Nach allem, was sie einander an den Kopf geworfen hatten, wollte Dante sie noch immer heiraten? Das war verrückt!
Beth atmete tief durch und hielt mutig seinem Blick stand. „Damit eins klar ist: Ich werde dich nicht heiraten. Was soll ich mit einem Mann, der mich für kriminell hält? Oder für eine Femme fatale, die es auf junge Männer abgesehen hat. Ich kann dich nicht ausstehen. Und lieben tue ich dich schon gar nicht.“
„Ich bin auch nicht wild darauf, dich als Ehefrau zu haben. Aber wir bekommen ein Baby. Solange wir uns wie zivilisierte Menschen benehmen und unser Kind liebevoll großziehen, sehe ich kein Problem. Wir verstehen uns gut im Bett, und nach meinem Dafürhalten ist das wichtiger als Liebe. Falls es so etwas wie Liebe überhaupt gibt.“
Bilder von Dante und ihr im Bett liefen vor Beths geistigem Auge ab. Die Schamröte stieg ihr ins Gesicht. „Das ist ja wohl die kaltblütigste Begründung für eine Ehe, die ich je gehört habe. Typisch Dante Cannavaro.“
„Ich finde sie sehr vernünftig“, widersprach er. „Ich will, dass mein Kind ehelich geboren wird und in Italien aufwächst, auf dem Landsitz meiner Familie – wie ich. Da ich aber beruflich viel unterwegs bin und mich auch häufig in London aufhalte, schlage ich vor, du behältst dieses Haus und wohnst hier, während ich in London zu tun habe. Solange du dich voller Hingabe um unser Kind kümmerst.“
Seine Arroganz machte Beth noch wütender. „Noch einmal, Dante: Ich werde dich nicht heiraten!“
„Die Alternative wäre, dass ich vor Gericht das alleinige Sorgerecht erstreite. So ein Rechtsstreit kann Jahre dauern. Aber am Ende werde ich ihn gewinnen. Du hast die Wahl, Beth.“
Er meint es ernst, dachte sie entsetzt. „Was für eine Wahl?“, rief sie empört. „Meine Mutter, wer auch immer sie gewesen sein mag, hat mich als Baby in der Notaufnahme ausgesetzt. Sosehr ich meine Adoptiveltern geliebt habe, ich würde niemals das Sorgerecht für mein Kind aufgeben. Ich werde mich aber nicht gerichtlich mit dir auseinandersetzen, Dante. Einmal reicht. Es hat mich gelehrt, was für ein hinterhältiger Mistkerl du sein kannst. Deine Auffassung von Recht und Gerechtigkeit ist wenig vertrauenerweckend. Und die Vorstellung, den Rest meines Lebens mit dir verbringen zu müssen, ist mir unerträglich.“
Dante hatte nicht gewusst, dass sie adoptiert worden war. Doch ihre letzte Bemerkung nährte die Hoffnung, dass noch nicht alles verloren war.
„So langfristig brauchst du nicht zu denken. Ich bin zwar kein Befürworter von Ehescheidungen, aber unter den gegebenen Umständen bin ich durchaus zu Zugeständnissen bereit. Wenn unser Kind drei Jahre alt ist und du mich noch immer nicht ertragen kannst, werde ich in eine Scheidung einwilligen, vorausgesetzt wir einigen uns auf ein gemeinsames Sorgerecht. Ich werde einen entsprechenden Ehevertrag aufsetzen.“
Sie musterte ihn ungläubig. Er schien tatsächlich kompromissbereit zu sein. Ein trockenes Lächeln umspielte ihre Lippen. Offensichtlich hatte er kein Gespür für die Ironie dieser Situation. Die Haftstrafe hatte drei Jahre betragen, und nun bot Dante an, sich nach drei Jahren scheiden zu lassen …
Erwägen konnte sie diesen Vorschlag ja zumindest. Aus der Haft war sie nach achtzehn Monaten entlassen worden. Wer sagte dann, dass sie nicht auch vor Ablauf der drei Jahre wieder frei sein würde? Sie brauchte Dante nur das Leben zur Hölle zu machen und bingo! Ihr Baby durfte natürlich nicht darunter leiden. Genau genommen war diese Option gar nicht so schlecht, wenn
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