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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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Möglichkeiten. Entweder bringen Sie Ben zu mir oder mich zu ihm.“
    „Vielleicht kann ich meinen Vater später dazu bringen, Ihnen einen gewissen Verkehr mit Ihrem Sohn zu gestatten, aber über Nacht lässt sich das nicht erreichen“, erklärte Jaspar mit einer halb entschuldigenden Geste, die Freddy gegen ihren Willen bezauberte.
    Offensichtlich hatte man ihn auch in Körpersprache unterrichtet, ihm beigebracht, offen, aufrichtig oder menschlich zu wirken. Doch bei ihr konnte er sich die Mühe sparen. Sie wusste, was hinter den halb gesenkten Lidern vorging. Jaspar wollte sie für sich einnehmen, ihr seinen Willen aufzwingen. Sie sollte sich mit ihrer Niederlage abfinden und erhielt dafür die vage Zusage, dass er in ihrem Interesse auf seinen tyrannischen Vater einwirken würde.
    „Ich glaube kein Wort von dem, was Sie sagen“, beharrte sie. „Wenn Sie mir Ben nicht zurückbringen, gehe ich zur Polizei. Sollte man dort nicht auf mich hören, weil Sie reich, mächtig und ein Kronprinz sind, gehe ich mit der Geschichte an die Öffentlichkeit, und seien Sie überzeugt … dort wird man mir zuhören!“
    „Ihr Sohn wird kaum begeistert sein, wenn er eines Tages erfährt, dass Sie nur mit seinem Vater geschlafen haben, um sich zu bereichern. Soll die ganze Welt wissen, dass Sie aus Profitgier schwanger geworden sind und Ihr Kind dann sträflich vernachlässigt haben?“
    Das war zu viel für Freddy. Sie brach in hilfloses Schluchzen aus und barg das Gesicht in den Sofakissen, um Jaspar ihren Schmerz nicht sehen zu lassen. Doch er war schon aufgesprungen und hatte sich neben sie gesetzt. Sanft, fast unbeholfen strich er ihr das Haar zurück.
    „Freddy …“
    „Lassen Sie mich in Ruhe … Sie gemeiner Schuft.“ Freddy begann, noch heftiger zu weinen. Die schwere seelische Belastung, der ständig verdrängte Kummer brachen sich endlich gewaltsam Bahn.
    „Freddy …“
    „Ihr kranker Vater hat aus einer Laune heraus ein zweijähriges Kind entführt!“, stieß Freddy unter Schluchzen hervor. „Was soll aus dem armen Jungen werden, wenn der König seine Laune befriedigt hat oder stirbt? Wer will noch etwas von Ben wissen, wenn ein gemeiner Skandal den Ruf Ihrer Familie ruiniert hat? Einer Familie, die ich hasse!“
    So weit konnte Jaspar jetzt nicht denken, denn er musste Freddy zuerst beruhigen. Zu seiner Erleichterung erschien in diesem Augenblick der Arzt aus der Botschaft und verneigte sich tief vor ihm.
    Freddy konnte nicht aufhören zu weinen. Sie dachte immer nur an Bens Einsamkeit und ihre eigene Hilflosigkeit. Wie konnte sie nach Quamar kommen, ohne gleich wieder ausgewiesen zu werden? Warum war sie keine bedeutende Persönlichkeit? Jemand, der Geld und Einfluss besaß und nicht ohne Weiteres abgeschoben werden konnte? Jemand, für den die geheiligten Grenzen von Quamar kein unüberwindliches Hindernis darstellten?
    In diesem Augenblick kam ihr die erlösende Idee. Sie fühlte den Einstich einer Nadel in ihrem Arm, war aber viel zu sehr mit ihrem neuen Plan beschäftigt, um darauf zu achten. Der Plan war wahnsinnig, verrückt, aber hatte Jaspar ihr nicht jede Entschädigung angeboten?
    Der Preis für ihr Schweigen würde ein Ehering sein! Jaspar konnte sie heimlich heiraten und verschleiert in sein Land bringen. Sie würde irgendwo untertauchen und für Ben sorgen, bis der alte König seinen Enkel satthatte oder gestorben war. Dann konnte Jaspar sich von ihr scheiden lassen und sie und Ben unauffällig nach England zurückschicken. Niemand würde je davon erfahren, sie mussten nur vorsichtig genug sein.
    „Sie könnten mich heiraten …“ Freddy öffnete langsam die Augen. Sie lag flach auf dem Rücken und sah direkt in Jaspars Gesicht. Wie kam sie hierher? Was war geschehen? „Natürlich heimlich …“ Sie blinzelte und sah zur Decke hinauf, die ihr plötzlich heller als sonst erschien. „Sie verstecken mich irgendwo, wo ich für Ben sorgen kann, und lassen sich später, wenn es günstig ist, von mir scheiden …“
    Freddy schloss die Augen und lächelte wie im Traum. Jaspar hob sie auf die Arme und trug sie aus dem Lift zu der bereitstehenden Limousine. Sie hatte nur ein leichtes Beruhigungsmittel bekommen, aber es genügte, um sie träumen zu lassen. Der Arzt war unzufrieden gewesen, weil Jaspar der Patientin ein Glas Brandy verabreicht hatte. Andererseits wusste man inzwischen von ihren Partys, bei denen der Alkohol in Strömen floss. Wer daran gewöhnt war, konnte mehr als ein Glas

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