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Julia Festival 94

Julia Festival 94

Titel: Julia Festival 94 Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: L Graham
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am Telefon wegen Freddy heftig mit seinem Vater gestritten, und jetzt saß sie da und bot ihm furchtlos die Stirn – eine Loreley auf hohem Felsen, eingehüllt in ihr üppiges blondes Haar, eine lockende Sirene, unter deren verführerischer Weiblichkeit sich ein stahlharter Kern verbarg. Aber er würde sich rächen, das schwor sich Jaspar in diesem Moment hoch und heilig. Sie würde dafür bezahlen, dass sie ihn und seine Familie in den Schmutz zog, aus dem sie selber kam.
    Freddy strich sich mit unsicherer Hand über die Stirn. Was war über sie gekommen, derartige Beschuldigungen auszustoßen? Wann hatte sie je so harte, mitleidlose Worte gesprochen? Jaspar war zwar der Repräsentant der verhassten Al-Husayn-Familie, aber er musste auch für sie geradestehen. Sein Bruder Adil war ungestraft davongekommen, und der kranke König blieb unerreichbar – ein absoluter Herrscher, dem niemand ins Gewissen reden konnte.
    „Darf ich Sie so verstehen, dass Ihr Heiratsvorschlag ernst gemeint war?“, fragte Jaspar mit vor Zorn und Verachtung bebender Stimme.
    Freddy überlegte krampfhaft. Sie hatte den Vorschlag nicht bei klarem Bewusstsein gemacht, aber je mehr sie darüber nachdachte, umso besser gefiel er ihr. Nur als Jaspars Frau würde es ihr möglich sein, auf Bens Zukunft Einfluss zu nehmen und ihn vor den Gefahren zu schützen, die in Quamar lauerten. Man hatte sie zwar von Ben getrennt, aber die Trümpfe – das sah sie klar und deutlich – lagen in ihrer Hand. Sie konnte jederzeit die Öffentlichkeit einschalten, und das wollte Jaspar um jeden Preis vermeiden.
    „Allerdings … es sei denn, Sie können mir etwas Besseres anbieten als bisher. Am liebsten hätte ich Ben wieder hier, aber wenn das nicht möglich ist, möchte ich wenigstens bei ihm sein.“
    „Eine Heirat kommt nicht infrage“, erklärte Jaspar kategorisch. „Sie versuchen, mich zu erpressen …“
    Freddy überlegte einen Augenblick und nickte dann. „Das stimmt wahrscheinlich, aber ich denke dabei nur an Ben. Ich traue Ihren Versprechungen nicht.“
    Jaspar kniff die Augen zusammen. „Und trotzdem würden Sie mich heiraten?“
    „Selbst Ihr Vater würde es nicht wagen, seine Schwiegertochter aus dem Land zu weisen. Sollte er es wider Erwarten doch tun, könnte ich der Presse eine noch viel interessantere Geschichte erzählen. So, wie die Dinge liegen, müssen Sie sich mein Schweigen und mein Wohlwollen erkaufen.“
    „Oh, das dürfte mir nicht schwerfallen.“ Jaspar stand am Fußende des Betts und stützte sich mit beiden Armen auf die hohe antike Einfassung. Seine Stimme hatte wieder den tiefen, warmen Klang, der bei Freddy ein unerwünschtes Kribbeln auslöste. Sie blickte wie gebannt in die dunklen Augen und merkte, wie ihr Mut nachließ.
    „Die Heirat würde mich schützen …“
    „Würde sie das?“ Jaspar rührte sich nicht, wie ein Tiger, der den richtigen Augenblick zum Sprung abwartet.
    „Niemand brauchte etwas davon zu erfahren. Sie könnten weiterleben wie bisher, aber es wäre sicherlich ein Zeichen des guten Willens.“
    „Ein Zeichen des guten Willens?“, wiederholte Jaspar spöttisch. „Glauben Sie das wirklich? Sie erpressen mich, das ist die ganze banale Wahrheit. Haben Sie kein Schamgefühl?“
    „Nicht, wenn es um Ben geht.“ Freddy senkte den Blick. Sie durfte jetzt nicht nachgeben und sich durch nichts von ihrem Vorsatz abbringen lassen.
    Jaspar ballte in ohnmächtiger Wut die Hände zu Fäusten. „Ich hätte mir denken können, dass Ihnen edlere Gefühle fremd sind. Wie hoch ist die Summe, mit der ich mir Ihr Schweigen erkaufen könnte?“
    Freddy hob unvermittelt den Kopf. „Ben ist nicht käuflich, Mr. Al-Husayn. Wie können Sie so etwas vorschlagen?“
    „Sie haben Geld von meinem Bruder genommen …“
    „Das war etwas anderes.“
    Jaspar trat neben das Bett. „Eine Heirat wäre bei mir also das einzige Zahlungsmittel?“
    „Es geht mir nur um den Zugang zu Ben. Bitte vergessen Sie das nicht.“
    Jaspar ließ sich langsam auf die Bettkante sinken. „Und was springt für mich dabei heraus?“, fragte er leise.
    Freddy sah ihn mit großen blauen Augen an. Ein Wort, eine Bewegung konnte den Jäger dazu bringen, auf sein Opfer loszugehen. Die Gefahr wuchs mit jedem Atemzug und versetzte Freddy in fieberhafte Erregung.
    „Sie glauben, dass ich Sie begehre …“
    „Das glaube ich nicht.“ Freddy spürte die wachsende Spannung, die von Jaspar ausging, aber sie war zu keiner Bewegung fähig.
    „Sie

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